Kaffee galt lange als Krankmacher. Heute rücken vermehrt die positiven Eigenschaften in den Vordergrund. Was stimmt denn jetzt?
Koffein ist ein Gift. Es dient Pflanzen als Frassschutz, indem es Insekten betäubt oder tötet. Ein gesunder Erwachsener müsste für eine tödliche Dosis zehn Gramm Koffein einnehmen – das wären über 330 Tassen Espresso. Doch ein Gramm kann schon leichte Vergiftungen auslösen. Koffein ist in Kaffee, Cola, Energy Drinks, Schwarz- und Matetee sowie – in kleinen Mengen – in Kakao enthalten. Konsumenten schätzen seine anregende Wirkung. Es ist die weltweit am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz.
In erster Linie ist Koffein ein Stimulans. Es macht wach, hebt die Laune und fördert Antrieb und Konzentration.
Nervenzellen kommunizieren untereinander. Dabei wird Adenosin freigesetzt. Dieses schützt das Gehirn vor Überanstrengung. Der Signalaustausch zwischen den Nervenzellen wird gehemmt und man wird müde. Das Koffein blockiert diese Adenosin-Rezeptoren, indem es sie besetzt. Dadurch kann das Adenosin nicht wirken und nicht müde machen.
Kaffee trocknet den Körper nicht aus. Er zählt als Flüssigkeitslieferant und darf zum täglichen Bedarf von etwa zwei Litern dazugezählt werden. Das Glas Wasser zum Espresso oder Cappuccino soll nicht die verlorene Flüssigkeit ersetzen, sondern – wie bei einer Weindegustation – den Geschmackssinn neutralisieren. Man trinkt es also vorher, damit man das Aroma des Kaffees besser geniessen kann.
Als Durstlöscher taugt Kaffee aber nicht. Dafür eignen sich Wasser oder ungesüsster Kräutertee viel besser. Kaffeegetränke aus dem Kühlregal enthalten zudem oft viel Zucker. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung empfiehlt daher, auf die Nährwertdeklaration und die Zutatenliste zu achten.
Erwachsene können über den Tag verteilt bis zu 400 Milligramm Koffein konsumieren, also fast vier Tassen Kaffee. Allerdings variiert der Koffeingehalt je nach Bohnensorte und Zubereitungsart. Zu viel Koffein löst Symptome wie Ängstlichkeit, Gesichtsrötungen, Erregung, Unruhe, Herzrasen oder Übelkeit aus. Die Symptome verschwinden wieder, sobald die Substanz ausgeschieden ist.
Lange galt Kaffee als ungesund. Doch laut Peter E. Ballmer vom Kantonsspital Winterthur gibt es heute Hinweise, «dass die günstigen Wirkungen von moderatem Konsum überwiegen». So soll Kaffee gut sein für Diabetes-Patienten, weil er die Insulinwirkung verbessert. Studien zeigen zudem, dass Kaffeetrinker seltener an Darmkrebs erkranken oder dass der Konsum Arteriosklerose vorbeugt. Laut anderen Studien verbessert Kaffee bei älteren Personen möglicherweise das Gedächtnis und senkt das Risiko, an Alzheimer zu erkranken.
Die Resultate sind aber mit Vorsicht zu geniessen. Sie basieren auf Experimenten an Tieren oder an Zellkulturen. Oder es sind Beobachtungsstudien, die als weniger aussagekräftig gelten.
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Kaffee (150 ml)
150 mg Koffein
Schokolade (100g)
90 mg Koffein
Energy Drink (250 ml)
80 mg Koffein
Schwarztee (150 ml)
50 mg Koffein
Cola (330 ml)
40 mg Koffein
Espresso (30 ml)
30 mg Koffein
Vollmilchschokolade (100g)
15 mg Koffein
Kakao (150 ml)
5 mg Koffein
Kinder reagieren mit Hyperaktivität und Schlafstörungen auf Koffein. Pro Tag gelten drei Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht als sicher. Schwangeren empfiehlt die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung maximal 200 Milligramm pro Tag. In Tierversuchen führte Koffein beim Fötus und bei Neugeborenen zu Wachstumsverzögerungen, Gedächtnisstörungen und epileptischen Anfällen. «Bei Frühgeborenen kann es aber die Lungenfunktion verbessern», sagt Christa E. Müller, Koffein-Expertin an der Uni Bonn.
Nach dem ersten Schluck putzmunter? Alles Einbildung. Die maximale Wirkung des Koffeins zeigt sich erst nach 30 bis 45 Minuten, wenn das Koffein vom Magen-Darm-Trakt aufgenommen und im ganzen Körper verteilt worden ist. Danach dauert es mehrere Stunden, bis der Körper das Koffein wieder abgebaut hat. Die Halbwertszeit wird mit ungefähr drei bis fünf Stunden angegeben.
Warum die Wirkung bei manchen Menschen schneller eintritt und bei anderen langsamer, ist bislang unbekannt. Gut erforscht ist dagegen, wie sich das Koffein auf die verschiedenen Organe und Körperfunktionen auswirkt: bessere Durchblutung der Organe, verstärkte Herztätigkeit, gesteigerte Darmtätigkeit oder etwa eine anregende Wirkung auf die Psyche.
Menschen reagieren unterschiedlich auf Koffein. Am besten findet man selbst heraus, wie viel man verträgt. Manche Personen schlafen nach einer abendlichen Tasse unruhig, weil die REM-Phasen gestört werden, die für Erholung sorgen. «Es gibt aber auch Menschen, bei denen Kaffee schlaffördernd wirkt», sagt Peter E. Ballmer, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin am Kantonsspital Winterthur und Ernährungsspezialist.
Obwohl Koffein offiziell nicht als Suchtmittel eingestuft werde, mache es abhängig, sagt Christa E. Müller, die an der Uni Bonn über Koffein forscht. Der Körper gewöhnt sich an den regelmässigen Konsum auch bei kleinen Mengen. Wenn der gewohnte Wirkstoff ausbleibt, kann er mit Entzugserscheinungen reagieren. Typisch dafür sind Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme. Die Abstinenz kann aber auch depressive Verstimmungen und Reizbarkeit auslösen. Die Symptome können anfangs stark sein, nach spätestens neun Tagen ist man aber über den Berg.
Ein moderater Koffeinkonsum ist unbedenklich. Die Substanz stimuliert zwar den Kreislauf, lässt das Herz schneller schlagen sowie Puls und Blutdruck ansteigen. Aber nicht in einem gesundheitsgefährdenden Mass. Ein regelmässiger Kaffeegenuss schwächt diesen Effekt zudem ab. Mässiger Konsum stellt auch kein Risiko für Arteriosklerose oder einen Herzinfarkt dar. Vorsichtig sein sollten Patienten mit Herzrhythmusstörungen. Sie fragen lieber ihren Arzt, ob Kaffee empfehlenswert ist.
Dieser Artikel erschien erstmals auf Beobachter Gesundheit: Ratschläge, Tipps zu Prävention und Wohlbefinden sowie Infos über Krankheiten und Symptome.
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