Hitziger Energiespender mit Pfiff: Chili

Chili, wohldosiert, lindert Schmerzen, lockert Verspannungen im Nacken und Rücken und kurbelt die Verdauung an. Die scharfe Pflanze gleicht den Blutzuckerspiegel aus, mindert die Lust auf Süssigkeiten und weckt die Lebensenergie.

13.02.2017 Lara Brunner 3 Minuten

Die Chilipflanze wurde bereits vor 7000 Jahren in Mittelamerika gesammelt und ge­züchtet. Ziele waren ein besserer Ertrag und mehr Schärfe. Die pharmazeutisch verwendete Art «frutescens» hat einen Schärfescore von 30 000 bis 50 000 SHU (Scoville Heat Units). Hitziger wird es bei Habanero-Schoten, die locker einen Score von 100 000 bis 350 000 SHU erreichen. Hat man einmal diese Schmerz­hürde überwunden, stellt sich ein wundervolles Glücksgefühl ein.

Das Gehirn erkennt eine zu hohe Dosis an Capsaicin, dem scharfen Wirkstoff von Chili, als starken Schmerz und bekämpft ihn, indem es Endorphin ausschüttet. Endorphine gelten als Glückbotenstoffe. Experten bezeichnen diesen Zustand gerne als «Pepper-High». Aber Achtung: Nur langsames Herantasten verhindert Verbrennungen im Mund, die Anfänger beim respektlosen Genuss von Habanero-Schoten erleiden!

Milch statt Wasser

Aus gemahlenem Chili entsteht Cayennepfeffer. Dieser enthält als Hauptwirkstoffgruppe die Alkaloide Capsaicinoide. Der wichtigste Vertreter ist Capsaicin. Dieser ist vor allem in den Schotenwänden zu finden und nicht wie allgemein angenommen in den Samenkörnern. Die Capsaicinoide zersetzen sich nicht beim Kochen oder Einfrieren. Sie sind im Alkohol und Fett löslich, jedoch nicht im Wasser. Aus diesem Grund nützt es nichts, wenn man gegen das Brennen im Mund Wasser trinkt. Wirkungsvoller sind Getränke wie Milch oder Trinkjoghurt, die Emulgatoren enthalten. Brennt nach dem Kontakt mit Chili die Haut, kann man die betroffene Stelle mit Alkohol abreiben oder mit Seife abwaschen.

Cayennepfeffer gegen Schmerzen

In therapeutischen Dosen stimuliert Cayennepfeffer lokal die Schmerz- und Wärmerezeptoren. Dabei empfindet man Wärme oder gar Brennen. Die körpereigene Weiterleitung des Schmerzes wird so unterbrochen. Korrekt dosiert, wirken capsicumhaltige Salben oder Pflaster stark schmerzstillend und durchblutungsfördernd. Zu viel davon kann allerdings Juckreiz, Hautrötungen oder gar die Bildung von Blasen auslösen. Äusserlich angewendet, wirkt Cayennepfeffer gegen Muskelverspannungen, Durchblutungsstörungen in den Extremitäten und rheumatische Schmerzen. Innerlich als Tinktur eingenommen, kurbelt Capsicum den Blutkreislauf an und verbessert den Zucker- und Fettstoffwechsel. Auf psychischer Ebene steigert er die Lebensenergie.

Der Begriff «Chili» leitet sich von der Nahuatl-Sprache ab, die von einem Teil der aztekischen Ureinwohner in Mexiko gesprochen wurde. Die europäische Herkunft des Gattungsnamens Capsicum geht auf den griechischen Wortstamm «kapsa» zurück, der vom lateinischen «capsicus» (kugelförmig) abgeleitet wird. Chili gilt heute als Oberbegriff für alle Capsicumarten. Von den dreissig bekannten Chiliarten verwendet die Pharmazie nur zwei: «frutescens» (buschig) und «annum» (jährlich). Die Chilischoten aus den europäischen Supermärkten sind meist Capsicum-annum-Sorten. Die pharmazeutischen Zubereitungen mit Cayennepfeffer hingegen verwenden vorwiegend Capsicum frutescens.

Steckbrief

Familie

Nachtschattengewächs (Solanaceae)

Aussehen

Die Capsicumpflanzen werden je nach Art zwischen 20 und 120 cm gross. Die Blütezeit in Europa dauert von Juni bis September. Die kleinen weissen Blüten entwickeln im Gegensatz zu dickfleischigen Gemüsepaprika zuerst kleine Beeren, aus denen später die kegelförmig spitzigen Schoten entstehen. Die Farben reichen von Gelb über Orange und Rot bis hin zu Braun. Die heutigen Züchtungen erfreuen das Auge mittlerweile mit dem ganzen Farbspektrum.

Standort

Ursprünglich Mexiko, später in ganz Mittelamerika. Heutzutage in Gewächshäusern kultiviert.

Botanische Einordnung

Die Capsicumpflanzen sind botanisch ein- oder mehrjährige Kräuter, Stauden oder Halbsträucher.

Erntezeit

Die reifen Früchte werden von Hand gepflückt und im Schatten luftgetrocknet oder im Ofen / Trocknungsgerät bei maximal 35°, um Trocknungsverluste bei der scharfen Substanz Capsaicin zu vermeiden.

Verwendung

Als Gewürz: getrocknete Früchte, geschnitten oder pulverisiert
Als Heilmittel: Salbe, Pflaster oder Tinktur (Capsicum annum)

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