Der Wacholder wärmt den Körper, wirkt stark wassertreibend und optimiert die Verdauung. Er leitet Stoffwechselgifte aus, lindert Schmerzen und weckt die Lebenslust.
Der Wacholder ist der Inbegriff der Vielgestaltigkeit. Die Pflanze passt sich je nach Standort optimal an, sei es als niedriger oder breit ausladender Strauch, sei es als säulenförmiger Baum. Der Name Wacholder entstammt dem Althochdeutschen «wehdal» oder «wachal», was übersetzt «lebensfrisch» oder «munter» heisst. Sein lateinischer Name «juniperus» leitet sich ab von «iuvenis» (jung) und «pareo» (erscheinen) oder «pario» (gebären).
Sein stetiges Gebären zeigt sich dadurch, dass auf der weiblichen Pflanze die reifen (dunkelblauen) und die unreifen (grünen) Beeren gleichzeitig zu finden sind. Der Zusatzname «communis» bedeutet «gemein» oder «gewöhnlich» und bezieht sich auf sein häufiges Vorkommen. Häufig sind auch seine Volksnamen: Heute sind davon über 150 bekannt. Alle bezeugen eine tiefe Wertschätzung gegenüber dem sagenumwobenen Schutzbaum.
Seit Urgedenken wird der Wacholder als kraftvolle Heilpflanze genutzt. Bereits 1550 vor Christus schrieben die Ägypter auf Papyrusrollen, dass Wacholder gegen Verdauungsbeschwerden, Harnleiden und Wassersucht helfe. Griechen, Römer und Germanen rühmten seine heilsame Wirkung. Hippokrates schätzte ihn als Beschleuniger bei Geburten und der griechische Arzt Dioskurides als Tonikum für Lungen und Verdauung. Der Arzt und Botaniker Tabernaemontanus pries ihn gegen alle Beschwerden, die durch mangelnde Wärme auftreten.
Bei Seuchengefahr wurde sein aromatisches Holz zum Schutz vor der Erkrankung verbrannt, und die Menschen kauten Unmengen von Wacholderbeeren. Bergbewohner räuchern noch heute mit Wacholderzweigen Stall und Haus gegen böse Geister aus. In den Alpen rät der Volksmund dem Wanderer, vor dem Wacholder niederzuknien.
Der Wacholder gilt wegen seiner stark wärmenden Wirkung als Universalheilmittel: Er verbessert die Durchspülung der Nieren und erhöht die Ausscheidung von Wasser. Harnwegsinfektionen, Reizblase und ständiges Frieren werden dadurch gelindert. Die zugeführte Wärme im Becken löst Menstruationsschmerzen und -krämpfe. Die gleiche Wärme kann aber bei Schwangeren zur Fehlgeburt führen, weshalb sie auf keinen Fall Wacholder einnehmen sollten. Im Magen-Darm-Trakt wirkt die Heilpflanze gegen Blähungen sowie Völlegefühl und fördert die Verdauung. Äusserlich als Salbe oder Gel angewendet, lindert sie rheumatische Schmerzen.
Die Wacholderbeeren enthalten als Wirkstoff vor allem ätherisches Öl. Früher glaubte man, es schädige die Nieren, doch ist das nur dann ein Risiko, wenn man pharmazeutisch minderwertige Ware verwendet. Wegen der intensiven Heilwirkung ist eine Kur auf sechs Wochen beschränkt. Da das ätherische Öl in den Beeren eingeschlossen ist, müssen diese vor der Anwendung zerstossen werden. Für eine Teekur nimmt man pro Tasse zwei bis drei Gramm zerquetschte trockene Beeren, übergiesst sie mit 250 ml heissem Wasser und lässt den Tee fünf Minuten zugedeckt ziehen. Täglich werden zwei bis drei Tassen mit dem Essen getrunken oder 20 Beeren roh gekaut.
Eine Wacholderkur wirkt: Kauen Sie am ersten Tag 5 getrocknete Beeren, erhöhen Sie in der Folge täglich die Menge um 1 Beere, bis Sie 15 Beeren kauen. Reduzieren Sie danach die Menge im gleichen Rhythmus, und hören Sie bei 5 Beeren auf. Danach fühlen Sie sich körperlich wieder munter und wach.
Zypressengewächs (Cupressaceae)
Der Wacholder wächst je nach Standort als breit ausladender Strauch oder als säulenartiger Baum. Seine bläulich-grünen Nadeln stehen zu dritt im Quirl, sind spitzig stechend und weisen oberseits einen weissen Wachsstreifen auf. Der Wacholder ist zweihäusig: Die männlichen und weiblichen Blüten wachsen auf getrennten Pflanzen. Auf der weiblichen Pflanze sind die unreifen (grünen) Beeren gleichzeitig mit den reifen (dunkelblauen) zu finden.
Liebt sonnige, exponierte Lagen. Bevorzugt nährstoffarmen, kalkhaltigen Boden. Wächst bis auf 1600 m Höhe.
Der Wacholder ist ein immergrüner Nadelbaum. Botanisch sind die Beeren keine Früchte, sondern Scheinbeeren, da ihr Fruchtfleisch aus fleischig verwachsenen Zapfen und nicht aus der Fruchtknotenwand entsteht.
Ende August bis September (durch Abschütteln)
Dunkelblaue Beeren für therapeutische Anwendung
Holz und Nadeln zum Räuchern
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