Wer komplett farbenblind ist, nimmt die Umwelt nur in Grau-Schattierungen wahr. Viel häufiger als Farbenblindheit sind jedoch Farbsinnschwächen. Wir klären auf, wo der Unterschied liegt und welche Ausprägungen es gibt.
Eigentlich ist unsere Umwelt farblos. Erst wenn die Lichtwellen ins Auge treffen und die Zapfen aktivieren, werden die entsprechenden Farben reflektiert. Die Zapfen gibt es in Rot, Grün und Blau. Somit sind alle Farben, die wir wahrnehmen, eine Mischung aus diesen drei. Ganz selbstverständlich unterscheiden wir zwischen den verschiedenen Farben. Doch etwa fünf Prozent der Weltbevölkerung kann das nicht. Betroffene leiden an einer Farbsehschwäche und sehen einzelne Farbtöne nur ungenügend.
Unsere Sehfähigkeit hängt von zwei Sinneszellen in der Netzhaut ab:
In unserem Auge befinden sich Rot-, Grün- und Blauzapfen. Sie reagieren auf einen eigenen Farbbereich. Licht in einer bestimmten Wellenlänge regt sie an. Den Reiz wandeln sie in einen elektrischen Impuls um und leiten diesen an das Gehirn weiter. Dort nehmen wir Farben schlussendlich wahr.
Bei einer partiellen Farbenblindheit nehmen Betroffene einzelne Farben nicht wahr. Die Grün-Blindheit nennt sich zum Beispiel Deuteranopie. In diesem Fall sind die Grünzapfen funktionslos oder fehlen gänzlich.
Bei einer kompletten Farbenblindheit – auch Achromasie genannt – sehen Betroffene gar keine Farben. Sie nehmen ihre Umwelt nur in verschiedenen Grau-Schattierungen wahr. Meistens fehlen die Zapfen für die Farben auf der Netzhaut komplett. Auslöser kann jedoch auch eine Störung in den Regionen sein, die für das Sehen zuständig sind – zum Beispiel ein erkrankter Sehnerv oder eine erkrankte Gehirnregion.
Eine Therapie gegen Farbenblindheit gibt es bisher nicht. Forscherinnen und Forscher hoffen, in der Gen-Therapie künftig eine mögliche Lösung zu finden.
Wer an einer Farbsinnstörung oder -schwäche leidet, erkennt einzelne Farbtöne nur eingeschränkt. Die Zapfen in der Netzhaut sind zwar vorhanden, funktionieren aber teilweise nur fehlerhaft. Bekannt sind die Grünschwäche (Deuteranomalie) und die Rotschwäche (Protanomalie). Männer sind davon häufiger betroffen als Frauen. Ungefähr 8 Prozent der Männer leiden an einer Farbsinnstörung. Bei den Frauen sind es nur weniger als 1 Prozent.
Farbsinnstörungen werden über ein Gen auf dem X-Chromosom vererbt und sind rezessiv. Sie kommen somit nur zur Ausprägung, wenn sie nicht von einem gesunden X-Chromosom ausgeglichen werden. Ein Mann hat ein X- und ein Y-Chromosom. Ist das defekte Gen auf dem X-Chromosom vorhanden, kann es das Y-Chromosom nicht ausgleichen. Frauen hingegen haben zwei X-Chromosomen. Ist eines der Gene gesund, überdeckt es das kranke Gen. Sie können das defekte Gen somit in sich tragen und vererben, auch wenn sie selbst nicht an einer Farbsinnstörung leiden. Eine Frau erkrankt also nur, wenn ihr beide Elternteile ein defektes Gen vererben.
Betroffene mit einer Rot-Grün-Schwäche erkennen die Farben Rot und Grün unterschiedlich intensiv. Sie haben entweder eine Rot-Sehschwäche (Protanomalie) oder eine Grün-Sehschwäche (Deuteranomalie). Beide Sehschwächen sind genetisch bedingt. Je nach Ausprägung können Betroffene die Farben besser oder schlechter voneinander unterscheiden.
Zur Diagnose setzen Fachpersonen zum Beispiel die sogenannten pseudoisochromatischen Test-Tafeln ein. Auf ihnen befinden sich viele kleine Kreise, die Zahlen oder Figuren bilden. Die Farbe des Hintergrunds und der Figur unterscheiden sich nur im Farbton. Helligkeit und Sättigung sind gleich. Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche können die Zahl oder Figur nicht erkennen.
Eine Behandlung für die Rot-Grün-Schwäche gibt es derzeit nicht. Bei einer leichten Schwäche können Brillen oder Kontaktlinsen mit Farbfilter helfen. Auf elektronischen Geräten können Betroffene die Farben in den Einstellungen so wählen, dass sie sie gut unterscheiden können.
Die Blau-Gelb-Schwäche ist deutlich seltener als die Rot-Grün-Schwäche. Personen mit einer Blau-Sehschwäche (Tritanomalie) nehmen Farben im blau-violetten Spektrum sowie die Farbe Gelb weniger gut wahr. Auch diese Sehschwäche ist meist genetisch bedingt. Aber auch Krankheiten der Netzhaut, Krankheiten des Sehnervs oder der Graue Star können das Sehen der Farbe Blau abschwächen.
Wie bei der Rot-Grün-Schwäche setzen Fachpersonen auch hier die sogenannten pseudoisochromatischen Test-Tafeln zur Diagnose ein.
Es gibt keine medizinische Möglichkeit, diese Schwäche bzw. Störung zu beheben. Ist die Schwäche nur leicht ausgeprägt, werden häufig Brillen oder Kontaktlinsen mit Farbfilter eingesetzt. Auf elektronischen Geräten hilft es, die Farben in den Einstellungen so zu definieren, dass Betroffene sie gut unterscheiden können.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Julia Pieh (Doktorin der Pharmazie und Toxikologie, Apothekerin, Naturheilpraktikerin) arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung.
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