Plötzliche Übelkeit, Erbrechen, Durchfall – eine Magen-Darm-Grippe kann echt fies sein. Zum Glück ist sie in der Regel harmlos und schnell vorbei. Wie vorbeugen? Wie behandeln? Die wichtigsten Infos im Überblick.
Die Gastroenteritis, wie Mediziner die Magen-Darm-Grippe nennen, hat nichts mit einer klassischen Grippe zu tun. Es ist eine Entzündung im Magen-Darm-Trakt. Deren Übeltäter sind meist Viren oder Bakterien. Die Magen-Darm-Infektion tritt sehr häufig auf. Vor allem bei Kindern und auf Reisen. Typische Symptome sind Übelkeit, Bauchkrämpfe, Erbrechen und akuter Durchfall. Die Beschwerden beginnen schlagartig und können je nach Auslöser sehr heftig sein – unser Abwehrsystem will die krankmachenden Eindringlinge möglichst schnell wieder loswerden.
Für die Infektion sind fast immer Viren verantwortlich. Bei Säuglingen und Kleinkindern sind Rotaviren die häufigsten Krankheitserreger, gefolgt von hochansteckenden Noroviren. Beide viralen Infekte führen zu heftigem Durchfall, meist gepaart mit schwallartigem Erbrechen.
Bakterielle Infektionen sind seltener, verlaufen aber hartnäckiger. Sie dauern länger und bringen starke Krämpfe und intensiven Durchfall oder Brechdurchfall mit sich, teilweise auch hohes Fieber. Die häufigsten bakteriellen Erreger sind Salmonellen, Campylobacter, Yersinien, Shigellen und krankmachende Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli, kurz E. coli. Die Ansteckung geschieht über unsauberes Wasser, verunreinigte Lebensmittel (z. B. rohes Fleisch) sowie durch Kontakt mit Kot oder Tieren.
Parasiten als Auslöser kommen hauptsächlich nach Reisen in Länder mit tiefem Hygienestandard in Frage.
Angesteckt wird man durch die sogenannte fäkal-orale Schmierinfektion, also über den Kontakt mit Fäkalienspuren, die über die Hand oder über kontaminierte Gegenstände oder Nahrungsmittel in den Mund gelangen. Wichtigste Prävention ist deshalb: Händewaschen mit Seife. Achten Sie generell auf eine gute Hygiene in Küche und Haushalt.
Eine virale Infektion klingt innert zwei, drei Tagen von selbst wieder ab. Wichtig ist: Trinken Sie viel, um dem Körper verlorene Flüssigkeit und Mineralien zuzuführen. Gesunde Erwachsene verkraften ein Flüssigkeitsdefizit vorübergehend gut, sie fühlen sich dennoch kraftlos. Für geschwächte, ältere Personen und Kinder kann eine Austrocknung, eine Dehydratation, allerdings gefährlich werden. Achten Sie auf deren Anzeichen (siehe auch Abschnitt: «Wann zum Arzt?»).
Sorgen Sie für ausreichend Flüssigkeit: in der akuten Phase mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich. Am verträglichsten sind stilles Wasser, Kräutertee und Bouillon. Bouillon gibt Ihrem Körper auch gleich verlorengegangene Elektrolyte zurück. Keine gezuckerten Getränke wie Fruchtsäfte, Limonaden, Energydrinks, Kaffee und Alkohol – sie reizen Magen und Darm nur noch mehr.
Elektrolytlösungen sind für kleine Kinder, ältere Menschen oder bei sehr starkem Durchfall sinnvoll. Die fertigen Lösungen enthalten die richtige Menge an Traubenzucker, Salzen und Mineralstoffen, die den Wasser- und Salzmangel beheben. Es gibt sie in der Apotheke als fertiges Pulver zum Anrühren mit Wasser. Oder stellen Sie die Elektrolytlösung selbst her:
Mischen Sie 4 Teelöffel Zucker, ¾ Teelöffel Kochsalz und 1 Tasse Orangensaft mit 1 Liter stillem Wasser oder Mineralwasser (Leitungswasser kann in einigen Ländern mit Bakterien verunreinigt sein). Trinkmenge: 40 ml pro kg Körpergewicht täglich. Beispiel: Eine Person mit einem Gewicht von 75 kg sollte über den Tag verteilt 3 Liter trinken.
Gönnen Sie Ihrem Körper zudem viel Ruhe. Körperliche Anstrengung ist tabu – das Immunsystem hat schon genug damit zu tun, den Erreger im Darm zu bekämpfen.
In der ersten akuten Phase einer Gastroenteritis ist Nahrungsverzicht ein sinnvoller Weg der Behandlung. Vermeiden Sie jedoch eine Unterzuckerung. Steigen Sie mit leichter Kost ein, sobald Sie wieder Hunger oder Appetit verspüren. Folgende Nahrungsmittel sind schonend für Magen und Darm – dabei gilt: immer gut kauen!
Meiden Sie Fette und Ballaststoffe, wie Wurst, Käse, Milch, Vollkornbrot, Müsli, Obst, rohes Gemüse. Verzichten Sie vorerst auch auf scharf gewürzte, süsse oder blähende Lebensmittel und Kaffee. Achten Sie darauf, was Ihnen guttut und erweitern Sie Schritt für Schritt Ihren Menüplan.
Wärme: Eine Wärmeflasche oder ein Kirschsteinkissen lokal auf dem Bauch lindert Schmerzen und Krämpfe.
Heilerde: Dieser feine Sand mit Mineralien und Spurenelementen ist hilfreich gegen Durchfall, denn Heilerde bindet Flüssigkeit und Giftstoffe. Als Pulver oder als Kapsel in Apotheken und Drogerien erhältlich.
Ingwer: Die Gewürzknolle kann bei Kindern Dauer und Schwere des Erbrechens reduzieren. Auch Erwachsenen tut Ingwer gut. Rezepte dazu im Blogartikel Ingwer.
Magen-Darm-Tees: Früchte und Heilkräuter wie Heidelbeeren, Kamille, Fenchel, Anis oder Kümmel beruhigen den Magen-Darm-Trakt und lindern die Beschwerden. Als fertige Zubereitungen zu kaufen oder selbst mischen.
Aktivkohle: Die Kohlepartikel der medizinischen Aktivkohle haben eine grosse Oberfläche, sodass sich Bakteriengifte, organische Substanzen und die Erreger darauf anlagern und ausgeschieden werden. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten.
Langanhaltender Durchfall weist auf aggressive Keime hin. In diesem Fall ist eine ärztliche Abklärung nötig, damit der konkrete Auslöser der Infektion gefunden werden kann. Kontaktieren Sie den Arzt in folgenden Situationen:
Die Magen-Darm-Infektion wird durch Bakterien, Viren und Parasiten ausgelöst. Diese kann ein infizierter Mensch anderen Menschen weitergeben. Unabhängig vom Erreger sind der Stuhl und das Erbrochene des Kranken hoch infektiös. Eine saubere Handhygiene ist das A und O.
Bei einer bakteriellen Magen-Darm-Grippe stammen die Keime aus unsauberem Wasser und kontaminierten Nahrungsmitteln wie rohe Wurstwaren, rohe Eier, Geflügel oder Rohmilchprodukte.
In der Regel ist ein Magen-Darm-Virus harmlos und es sind keine Medikamente nötig. Die häufigen Entleerungen sind zwar mühsam, aber nur so können die Erreger den Körper verlassen. Dauert der (Brech-)Durchfall jedoch länger als drei Tage an, ist eine medizinische Abklärung zur Klärung der Ursachen nötig. Bei einer bakteriell bedingten Magen-Darm-Grippe müssen Betroffene allenfalls gezielt Medikamente, sprich Antibiotika, gegen die Erreger einnehmen.
Früher galten Cola und Salzstangen als Hausmittel gegen die Magen-Darm-Grippe. Dies ist jedoch wenig empfehlenswert – für Kinder ist Cola sogar ungeeignet: Der viele Zucker kann den Durchfall verschlimmern und das Koffein entzieht dem Körper zusätzliches Kalium. Lieber Zwieback oder Bananen. Mehr dazu im Abschnitt «Was essen bei Magen-Darm-Grippe?»
Eine Lebensmittelvergiftung zeigt ähnliche Symptome wie eine Magen-Darm-Grippe. Beim Magen-Darm-Virus treten diese jedoch individuell auf – nicht alle Betroffenen müssen zum Beispiel erbrechen. Typisch für eine Lebensmittelvergiftung ist etwa die gleichzeitige Erkrankung einer Personengruppe, zum Beispiel in einem Seniorenheim. Bei einer Magen-Darm-Erkrankung hingegen ist meist nur eine Person betroffen. Der spezifische Erreger und damit die Diagnose lassen sich nur anhand einer Laboruntersuchung der Stuhlproben und der kontaminierten Lebensmittel festmachen.
Das hängt vom Auslöser ab. Die grössten Mengen an krankmachenden Keimen scheiden Betroffene aus, sobald die akuten Symptome auftreten. Dann können sich andere Personen mit den Keimen infizieren, wenn sie zum Beispiel mit Erbrochenem oder Stuhl in Kontakt kommen. Die Erreger können aber auch noch Tage oder sogar Wochen, nachdem die Symptome abgeklungen sind, ausgeschieden werden und andere anstecken.
Die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten der ersten Symptome (Inkubationszeit) dauert je nach Erreger 1 bis 7 Tage. Bei Noroviren oder Salmonellen kann die Darmgrippe bereits nach sechs Stunden ausbrechen, beim Bakterium Campylobacter können bis zu fünf Tage vergehen.
Peter Bauerfeind ist Chefarzt der Abteilung für Gastroenterologie/Hepatologie im Stadtspital Triemli und Mitglied des Vorstandes der Magendarmliga Schweiz. Er hat zudem langjährige Erfahrung im Bereich der Endoskopie. Peter Bauerfeind stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend und redaktionell zur Seite.
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