Sucht ist kein lebenslanges Schicksal. Sie zu bekämpfen, braucht jedoch Kraft, Geduld und meist auch professionelle Unterstützung. Welche Art von Suchttherapie hilft, ist individuell.
Alkohol, Tabletten, Handy, Cannabis – abhängig kann man von vielen Dingen sein. Psychisch, körperlich oder beides. Eine Sucht ist eine ernsthafte Erkrankung, aber behandelbar.
Welche Art von Suchthilfe jemand braucht, hängt von der Situation ab:
Manchmal reicht eine Selbsthilfegruppe oder eine ambulante Suchttherapie. Bei langjährigem oder tiefgreifendem Suchtverhalten kann für den erfolgreichen Sucht-Entzug eine stationäre Suchttherapie angebracht sein. Was für alle Suchtprobleme gilt: Der Ausstieg ist ein Lernprozess und beginnt mit dem Wunsch, aufzuhören. Rückfälle gehören dazu. Mit ihnen umzugehen, ist ein wichtiger Schritt in der stationären wie auch ambulanten Suchttherapie.
Sucht tritt in allen möglichen Formen auf. Der schwerste Schritt ist, sein eigenes süchtiges Verhalten und dessen Folgen zu erkennen. Erst dann ist es möglich, eine Alkoholsucht zu besiegen, eine Kaufsucht oder Handysucht loszuwerden. Oder sich Hilfe bei Drogensucht zu suchen: etwa, um eine Kokainsucht zu überwinden oder eine Cannabissucht zu bekämpfen. Oft rüttelt eine Krise wach – ein Zusammenbruch etwa oder ein Jobverlust. Und dann? Wer bietet konkret Unterstützung?
Michel Sutter rutschte mit 15 Jahren in die Sucht. Er war in einer Drogensucht-Klinik und wurde wieder rückfällig. Im Video erzählt der heutige Suchtcoach, was ihm schliesslich half, seine Drogen- und Alkoholsucht zu besiegen.
Wichtig ist, sich professionelle Hilfe zu holen und sich beraten zu lassen. Erste Anlaufstelle sind die Suchtberatung, die Hausarztpraxis oder eine Selbsthilfegruppe.
Wie läuft eine Suchtberatung ab? Und was kostet sie?
In der Suchtberatung geht es darum, die persönliche Situation zu beleuchten. Wo steht man in der Sucht? Zusammen mit der Fachperson finden Betroffene heraus, welches Ziel sie erreichen wollen und was hilft, dieses zu erreichen. Braucht es einen Sucht-Entzug? Ist eine stationäre Suchttherapie angezeigt? Die Suchtberatung ist meist kostenlos, damit sie für alle zugänglich ist.
Selbsthilfegruppen und andere Möglichkeiten von Selbsthilfe können für Menschen mit Suchterkrankungen eine grosse Stütze sein – aber auch für deren Angehörige.
Die abhängige Person muss persönlich überzeugt und motiviert sein, die Suchttherapie zu starten. Betroffene schwanken lange hin und her zwischen dem intensiven Verlangen nach dem Suchtmittel und dem Wunsch, aufzuhören. Ziel ist, die Person im eigenen Interesse zu motivieren.
Ist jemand stark abhängig – konsumiert viel und leidet unter Entzugserscheinungen oder an den Folgen der Sucht –, empfiehlt sich dringend eine ärztlich begleitete Therapie. Ob dafür eine stationäre oder ambulante Suchttherapie das Richtige ist, hängt von der Situation der betroffenen Person ab. Stationär heisst: Man geht für die Suchtbehandlung in eine Klinik für Suchttherapie. Bei der ambulanten Suchttherapie sucht man regelmässig die Suchtberatung oder eine Suchtklinik auf.
Ziel der Suchttherapie ist, die Betroffenen wieder in ein selbstbestimmtes und erfüllendes Leben zu begleiten: mit Psychotherapie oder Medikamenten, aber auch mit begleitenden Massnahmen wie Bewegung, Entspannung und alternativen Heilmethoden. Einige Suchtkliniken bieten etwa Hypnosetherapien an. Hypnose bei Alkoholsucht oder anderen Suchterkrankungen ist kein Heilmittel, kann aber unterstützen.
Kann man Alkoholsucht allein überwinden? Oder eine Medikamentensucht selbst behandeln? Davon wird abgeraten. Ein kalter Entzug im Alleingang, sprich das plötzliche Absetzen von Substanzen wie Alkohol, Opiaten, Benzodiazepinen oder anderen abhängig machenden Suchtmitteln, ist gefährlich. Die Entzugssymptome können unbehandelt mitunter lebensgefährlich werden.
Mit Entzug ist die körperliche Entgiftung gemeint. Diese ist immer nur der erste Schritt der Suchttherapie. Danach heisst es, den normalen Alltag wieder zu bewältigen und gesunde Strategien bei Stress, Krisen und im Umgang mit Emotionen zu entwickeln. Dabei helfen eine Psychotherapie, Selbsthilfegruppen und die Suchtberatung.
Rückfälle sind schmerzhaft und entmutigend, gehören aber dazu. Sie zeigen auf, was man noch lernen muss. Ein Notfallplan für Krisen hilft.
Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Angelika Lüchinger-Birrer ist medizinische Leiterin der Tagesklinik und des Ambulatoriums der Forel Klinik in Zürich. Die Suchtmedizinerin ist zudem stellvertretende ärztliche Leiterin der stationären Versorgung der Forel Klinik in Ellikon a. d. Thur.
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