Die Medikamentenkosten in der Schweiz beliefen sich 2020 auf rund CHF 7.7 Milliarden Franken. Spitzenreiter bleiben die Immunsuppressiva und Krebsmedikamente. Das Jahr war stark durch die weltweite COVID-19-Pandemie geprägt. Durch die hohe psychische Belastung und Verunsicherung wurden während des Lockdowns ausserdem vermehrt Psychoanaleptika und Schlafmittel bezogen. Da der Schweizer Markt relativ klein ist, ist er oft einer der ersten, der unter Lieferengpässen leidet. Ein Drittel aller Lieferengpässe erwies sich als sehr kritisch, da jeweils nur ein Präparat auf dem Schweizer Markt verfügbar ist.
17.11.2021
Der neuste Helsana-Arzneimittelreport zeigt: Die Medikamentenkosten zu Lasten der Grundversicherung belaufen sich 2020 auf CHF 7.7 Milliarden. Obwohl gegenüber 2019 etwas weniger Medikamente bezogen wurden (-2.2%), stiegen die Gesamtkosten weiter an (+1.2%). Die höchsten Arzneimittelkosten generierten wie bereits im Vorjahr die Gruppe der Immunsuppressiva. An zweiter Stelle der Kostenverursacher rangieren die Krebsmedikamente mit CHF 898 Mio. Sie verzeichnen einen Kostenanstieg von +10.5% gegenüber dem Vorjahr. Geschuldet ist dieser Kostenanstieg mehreren Indikationserweiterungen. Dieses mehr an Menge schlug sich wiederum nicht in einer signifikanten Preisreduktion nieder.
Einsparpotential von nahezu CHF 100 Mio. blieb bei den Nachahmerpräparaten von biologisch hergestellten Arzneimitteln, den sogenannten Biosimilars ungenutzt. Der Marktumsatz aller Biologika, für welche Biosimilars verfügbar waren, betrug im Jahr 2020 insgesamt CHF 474 Mio. Lediglich 14.8% davon entfielen auf die Biosimilars. Das Sparpotenzial wurde demnach bei weitem nicht ausgeschöpft. Deutlich wird dies insbesondere im Vergleich mit dem Biosimilar-Markt in Deutschland, wo beispielsweise der Biosimilar-Anteil von Infliximab im Jahr 2020 stolze 70.4% betrug, wohingegen die Biosimilars in der Schweiz nur gerade einen Anteil von 27.9% an den Bezügen erzielten.
«Heute verdienen Leistungserbringer mehr, wenn sie ein teureres Medikament abgeben. Deshalb setzen sich günstige Generika und Biosimilars in der Schweiz viel weniger durch. Ein enormes Einsparpotenzial von mehreren 100 Millionen jährlich bleibt mithin ungenutzt. Um diesen Fehlanreiz zu eliminieren, braucht es preisunabhängige Margen. Damit würden Leistungserbringer stets im selben Ausmass entschädigt, unabhängig davon, ob ein Original oder Nachahmerprodukt abgegeben wird.» Roman Sonderegger, Helsana-CEO
Das Jahr 2020 war stark durch die weltweite COVID-19-Pandemie geprägt. Durch die hohe psychische Belastung und Verunsicherung wurden während des Lockdowns vermehrt Psychoanaleptika und Schlafmittel bezogen. Zudem nahmen die Bezüge von Vitamin D3-Präparaten stark zu, weil es Berichte gab, dass Vitamin D einen Schutz gegen Covid-19 böte. Obwohl spätere Studien dem widersprachen, blieben die Bezugszahlen nahezu konstant über dem Niveau der Vorjahre. Bei Krebspatienten wurden auch während des Lockdowns lebensnotwendige Therapien wie Zytostatika- und Immuntherapien begonnen, und es kam nur zu kurzzeitigen Verzögerungen.
In der Schweiz nimmt die Zahl der Lieferengpässe seit einigen Jahren stetig zu. Ursache des Problems ist ein weltweiter Rückgang der Hersteller und die dadurch resultierende Konzentration der Produktion auf nur wenige Standorte. Der Schweizer Markt ist klein, so dass er oft einer der ersten ist, der unter Lieferengpässen leidet. Bereits im Jahr 2019, welches noch nicht durch die Covid-19-Pandemie geprägt war, herrschte für insgesamt 673 Produkte von 371 Wirkstoffen aus der Spezialitätenliste ein Lieferengpass. Glücklicherweise waren die Lieferengpässe grösstenteils wenig kritisch, da noch andere Packungsgrössen oder Dosierungsstärken zur Kompensation verfügbar waren. Fast ein Drittel der Engpässe erwies sich jedoch als sehr kritisch, da jeweils nur ein Präparat auf dem Schweizer Markt verfügbar ist. Lieferengpässe führen zu Versorgungsengpässen und -problemen, die es zu verhindern gilt. Innovative Lösungen sind gefragt, um die Versorgungslage zu verbessern und zu sichern.
Lesen Sie mehr unter:
Gerne helfen wir Ihnen weiter.