Zöliakie: Was passiert im Körper?

Ist Zöliakie eine Autoimmunerkrankung? Gibt es Zöliakie auch ohne Symptome? Wie diagnostiziert man Zöliakie? Erfahren Sie alles über Zöliakie, umgangssprachlich auch Glutenunverträglichkeit oder Glutenintoleranz genannt.

12.03.2024 Imke Schmitz 4 Minuten

Was ist eine Zöliakie?

Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, die sich unter anderem durch Verdauungsprobleme nach dem Verzehr glutenhaltiger Produkte äussert. Gluten ist ein Protein, auch Klebereiweiss genannt, das in verschiedenen Getreidesorten vorkommt. Etwa in Weizen, Dinkel oder Roggen. Der Körper von Menschen mit Zöliakie bildet nach dem Konsum von glutenhaltigen Lebensmitteln Antikörper. Diese Antikörper sind im Blut nachweisbar und schädigen die Dünndarmschleimhaut. Dadurch kann der Darm die Nährstoffe aus der Nahrung nicht mehr richtig aufnehmen. Dazu gehören Fette, Proteine (Eiweisse), Kohlenhydrate, Mineralstoffe oder Vitamine. In der Schweiz ist etwa 1 Prozent der Bevölkerung von Zöliakie betroffen.

Ist Zöliakie und Glutenunverträglichkeit das Gleiche?

Der Unterschied zwischen Zöliakie und einer Glutenunverträglichkeit? Keiner: Wenn Fachleute mit Patientinnen und Patienten über Zöliakie sprechen, verwenden sie häufig Glutenunverträglichkeit als Synonym. Denn dieser Begriff ist leichter zu verstehen. Es gibt jedoch einen wichtigen Unterschied zwischen Zöliakie und der sogenannten Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS, Non-Celiac Gluten Sensitivity). Bei NCGS liegt keine Zöliakie vor. Die Dünndarmschleimhaut wird also nicht angegriffen. Trotzdem erfahren Betroffene Zöliakie-ähnliche Symptome, wenn sie glutenhaltige Lebensmittel verzehren.

Wie entsteht Zöliakie?

Bei Zöliakie ist die Ursache nicht vollständig geklärt. Die Medizin nimmt an, dass eine Kombination aus genetischer Veranlagung und Umwelteinflüssen eine Zöliakie auslösen kann. Denn es gibt Menschen, die die Antigene für Zöliakie in sich tragen, ohne jemals zu erkranken.

Kann Zöliakie wieder verschwinden? Da die Erkrankung bisher nicht heilbar ist, bleibt sie ein Leben lang bestehen. 

Zöliakie: welche Symptome?

Die Symptome einer Zöliakie sind sehr unterschiedlich. Einige Beispiele:

  • Beschwerden bei der Verdauung wie Bauchschmerzen, Durchfall oder Verstopfung  
  • Müdigkeit oder Erschöpfung
  • Eisenmangel und andere Mangelzustände (z. B. Vitamin B, Vitamin D, Blutarmut)     
  • Depressive Verstimmung 
  • Unfruchtbarkeit bei Frauen

Hinweis: Zöliakie kann sich auch durch neurologische Symptome wie Migräne, Müdigkeit, Erschöpfung, Störungen des peripheren Nervensystems, Augenzittern und Gangunsicherheit äussern. Die Zöliakie-Symptome können zudem die Haut betreffen. Vor allem bei Erwachsenen treten starke Hautausschläge an verschiedenen Körperstellen auf. Wenn Sie dieses Symptom oder andere Anzeichen bemerken, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Zöliakie: Definition nach Symptomen

Um die Art der Zöliakie zu bestimmen, sind die Symptome von Bedeutung:

  • Klassische Zöliakie: Diese Form der Zöliakie zeigt sich meistens im 1. bis 3. Lebensjahr, wenn Eltern glutenhaltige Kost einführen. Typische Beschwerden sind Durchfall, Fettstühle und Flüssigkeitseinlagerungen im Gewebe aufgrund von Eiweissmangel. Auch Wachstumsstörungen sind möglich, da das Kind nicht genügend Nährstoffe aufnehmen kann (Malabsorption). Die klassische Zöliakie betrifft 10 bis 20 Prozent der Zöliakie-Patienten und -Patientinnen.
  • Symptomatische Zöliakie: Auch hier kann es zu einer Malabsorption kommen. Die meisten Betroffenen leiden unter unspezifischen Verdauungsbeschwerden. Zusätzlich kann diese Form der Zöliakie psychische Symptome wie etwa Müdigkeit, Leistungsabfall und Depressionen verursachen. 
  • Subklinische Zöliakie: Hier treten keine oder nur geringe Symptome auf. Die Laborwerte sind jedoch meist auffällig und die Dünndarmschleimhaut kann geschädigt sein. Aufgrund der versteckten Zöliakie-Symptome entdecken Ärzte und Ärztinnen diese Variante oft zufällig.
  • Potenzielle Zöliakie: Betroffene weisen bei einer Blutuntersuchung die typischen Antikörper auf. Die Dünndarmschleimhaut ist jedoch auf den ersten Blick nicht geschädigt.
  • Refraktäre Zöliakie: Diese Form tritt bei weniger als 1 bis 2 Prozent der Betroffenen auf und muss sorgfältig abgeklärt werden. Eine glutenfreie Ernährung führt hier über einen Zeitraum von mindestens 12 Monaten zu keiner Besserung der Symptome.

Zöliakie bei Kindern und in der Schwangerschaft?

Zöliakie bei Babys tritt häufig einige Monate nach dem Abstillen in der klassischen Form auf. Die Zöliakie-Symptome sind ähnlich wie bei Erwachsenen. Zu diesen Zöliakie-Symptomen können bei Kindern noch fehlendes Wachstum und Entwicklungsverzögerung hinzukommen. Sie vermuten, Ihr Kind leidet an Zöliakie? Wenden Sie sich an einen Kinderarzt oder eine Kinderärztin.

Wird eine Zöliakie ausgelöst durch eine Schwangerschaft? Ob eine Schwangerschaft eine Zöliakie hervorrufen kann, ist wissenschaftlich nicht erwiesen. Dennoch gibt es einen Zusammenhang zwischen Zöliakie und Schwangerschaft: Frauen mit einer nicht diagnostizierten Zöliakie haben häufiger Komplikationen während der Schwangerschaft. Bei Ihnen wurde eine Zöliakie festgestellt und Sie möchten schwanger werden? Wenden Sie sich an Ihre behandelnde Ärztin oder Ihren behandelnden Arzt. Sie oder er kann beurteilen, ob sich Ihre Dünndarmschleimhaut erholt hat und wieder ausreichend Nährstoffe aufnehmen kann.

Wie testet man Zöliakie?

Ärztinnen und Ärzte können einen Zöliakie-Test durchführen. Es gibt zwei Methoden zur Zöliakie-Diagnose:

  • Zöliakie-Test durch Untersuchung des Bluts: Bestimmte Antikörper sind bei Zöliakie-Betroffenen in erhöhter Konzentration vorhanden. Im Rahmen eines Zöliakie-Screenings suchen Mediziner und Medizinerinnen VOR einer Ernährungsumstellung nach diesen Antikörpern im Blut. Ein positiver Antikörpertest ist ein Hinweis auf Zöliakie, erfordert aber einen weiteren Zöliakie-Test.
  • Darmbiopsie: Ist der Bluttest positiv, folgt in der Regel eine Darmbiopsie. Dabei entnimmt Ihr Arzt oder Ihre Ärztin eine Gewebeprobe aus Ihrem DarmDie Untersuchung dieser Gewebeprobe kann eine Zöliakie bestätigen oder ausschliessen.

Zöliakie-Test: Beteiligung durch die Krankenkasse?

Zöliakie-Tests gehören zu den gängigen Leistungen von Gastroenterologen und Gastroenterologinnen. In der Regel überweist Sie Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin bei Bedarf an eine entsprechende Fachperson. Da ein Test bei Verdacht auf eine Zöliakie medizinisch notwendig ist, übernimmt die Krankenkasse die damit verbundenen Kosten aus der Grundversicherung.

Zöliakie: welche Behandlung?

Bei der Behandlung von Zöliakie spielt die Ernährung eine entscheidende Rolle. Da Zöliakie nicht heilbar ist, richtet sich die Behandlung auf die Linderung der Symptome. Betroffene achten ihr Leben lang auf eine glutenfreie Ernährung – mit guten Erfolgsaussichten, denn so können sie in der Regel gut mit ihrer Zöliakie leben. Was darf man nicht essen, wenn man Zöliakie hat? Meiden Sie glutenhaltige Getreidesorten, wie Weizen, Gerste und Roggen, und achten Sie bei verarbeiteten Produkten auf die Zutatenliste.

Hinweis: Zu den Zöliakie-Symptomen gehört eine Gewichtszunahme in der Regel nicht. Wenn Betroffene nach der Ernährungsumstellung an Gewicht zunehmen, ist dies fast immer auf eine verbesserte Nährstoffaufnahme zurückzuführen. Diese wirkt sich positiv auf den allgemeinen Gesundheitszustand aus.

Zöliakie: Die richtige Ernährung mit gesunden Rezepten

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Wichtig: Manche Patienten und Patientinnen vertrauen bei Zöliakie auf die Heilung durch Bioresonanz. Hier ist Vorsicht geboten: Eine Heilung dieser Erkrankung ist ausgeschlossen. Verfahren, die eine Heilung in Aussicht stellen, sollten Sie daher meiden. Vertrauen Sie lieber Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. Er oder sie wird Ihnen wertvolle Tipps zum Umgang mit Zöliakie geben.

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