Heilfasten ist vor allem im Frühling hoch im Kurs: Der freiwillige Verzicht auf feste Nahrung soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und Entzündungsreaktionen im Körper vermindern. Wir zeigen Ihnen, worauf Sie dabei achten sollten.
Heilfasten hat eine jahrtausendealte Tradition: Schon Hippokrates pries in der Antike das Heilfasten als therapeutische Massnahme bei verschiedenen Krankheiten an. Und heute, fast zweieinhalb Jahrtausende später, schwören immer mehr Fasten-Fans auf die vielen positiven Auswirkungen des Heilfastens auf Körper und Geist.
Fasten reinigt Körper, Geist und Seele auf natürliche Weise. Unter anderem soll das Fasten vorteilhafte Effekte bei Herz-Kreislauferkrankungen, Stoffwechselstörungen, Migräne, chronischen Erkrankungen oder Schmerzen haben, den Darm sanieren und – nach anfänglichen Stimmungsschwankungen – die Laune erheblich heben.
Für diesen inneren «Frühlingsputz» verzichten Sie für eine begrenzte Zeit auf feste Nahrung. Dadurch verändert sich der Stoffwechsel, Selbstheilungskräfte werden aktiviert und Entzündungsreaktionen im Körper vermindert.
Es gibt verschiedene Formen des Heilfastens, wobei das klassische «Heilfasten nach Buchinger» eine der bekanntesten ist. Sie geht auf den Arzt Otto Buchinger zurück. Er eröffnete 1920 seine erste Fastenklinik. Das Buchinger-Fasten erlaubt täglich nebst zwei bis drei Liter Wasser und ungesüsstem Tee nur die Einnahme von einer Gemüsebrühe am Mittag, morgens und abends ein Glas Frucht- oder Gemüsesaft und ein bisschen Honig. Pro Tag darf man höchstens 500 Kilokalorien aufnehmen, ansonsten wirkt das Fasten nicht.
Als Einstieg in das Thema Fasten – oder wenn Sie gerade keine Zeit für eine klassische Fastenkur haben – eignet sich auch Intervallfasten. Lesen Sie hier mehr über die verschiedenen Methoden und was es Ihnen bringt.
Eine Fastenkur dauert je nach Methode zwischen fünf bis maximal fünfunddreissig Tagen. Fastenkuren ab sieben Tagen sollten Sie jedoch nur unter fachkundiger Anleitung durchführen. Auch wenn Sie an chronischen Vorerkrankungen, Stress, Essstörungen leiden oder regelmässig Medikamente einnehmen müssen, sollten Sie sich vor einer Fastenkur immer mit einer Ärztin oder einem Therapeuten absprechen. Die Ärztegesellschaft für Heilfasten und Ernährung (ÄGHE) empfiehlt als sinnvolle Mindestdauer einer Fastentherapie sechs bis acht Tage plus einen Entlastungstag vorher und drei Aufbautage zur Normalisierung des Essverhaltens danach einzuplanen. Wenn Sie vorher noch nie gefastet haben, beschränken Sie Ihre erste Fastenerfahrung am besten auf fünf Tage.
Wenn Sie sich für eine Fastenkur zu Hause entscheiden, sollten Sie Ihren Terminkalender dementsprechend anpassen und sich für die Zeit während des Fastens unbedingt frei nehmen. Denn Ruhe und Entspannung gehören genauso zu einer Fastenkur wie regelmässige, leichte Bewegung an der frischen Luft. Als Vorbereitung auf die eigentliche Fastenkur sollten Sie ein bis zwei Entlastungstage einplanen: Verzichten Sie an diesen Tagen auf Kaffee, Alkohol und andere Genussmittel und setzen Sie stattdessen auf leichte Kost wie gedämpftes Gemüse mit Reis, Kartoffeln oder leichte Salate. Für viele geübte Fastende gehört eine Darmreinigung mit Glauber- oder Bittersalz am Vorabend des Fastenbeginns zum Ritual, andere verzichten lieber darauf. In spezialisierten Fastenkliniken, sowie beim Fasten nach Buchinger, gehört die Darmreinigung jedoch zum gewohnten Ablauf.
Da der Körper keine feste Nahrung bekommt, fängt er an, seine Reserven anzuzapfen. Im Körper läuft dabei Folgendes ab:
Zusätzlich setzt die Autophagie ein: Dabei baut der Körper alte, geschädigte oder auch überflüssige Proteine, Fette und Zellorganellen ab. Die Autophagie hält den Abbau alter und die Produktion neuer Zellkomponenten im Gleichgewicht, bremst den Alterungsprozess, schützt vor Infektionen und beugt verschiedenen Krankheiten vor.
Strichcode-Fasten geht auf die Bloggerin Sophia Reis zurück. Sie hatte 2014 die Idee, während der christlichen Fastenzeit auf alle Lebensmittel zu verzichten, die fertig produziert, abgepackt sind und Strichcode tragen.
Dabei geht es jedoch nicht nur darum, gesünder zu essen, sondern auch vermehrt über das eigene Konsumverhalten nachzudenken und nachhaltiger einzukaufen.
Durch die Umstellung im Körper müssen Sie während des Heilfastens durchaus mit Nebenwirkungen rechnen. Die häufigsten sind:
Vor allem bei längeren Fastenkuren können auch stärkere Nebenwirkungen wie Gicht, erhöhte Harnsäurewerte, Herzrhythmusstörungen, Magenprobleme, Reflux oder andere Beschwerden auftreten. Kontaktieren Sie in diesen Fällen unverzüglich eine medizinische Fachperson.
Fasten ist in erster Linie nicht als Diät, sondern Therapie gedacht. Dennoch ist der Gewichtsverlust ein angenehmer Nebeneffekt. Vor allem wer eine längere Fastenkur macht, profitiert: Nach etwa zwei Wochen Fasten baut der Körper Bauchfett ab.
Wenn Sie nach einer Fastenkur jedoch gleich wieder in ungesunde Ernährungsmuster fallen, werden Sie die verlorenen Kilos schnell wieder auf die Waage bringen. Aber auch wer ausgewogen isst, muss mit einer Gewichtszunahme rechnen. Während des Fastens schaltet der Körper auf Sparprogramm: Er braucht weniger Kalorien, um zu funktionieren. Bekommt der Körper nach dem Fasten wieder mehr Energie, schaltet er das Sparprogramm jedoch nicht sofort ab – deshalb nimmt man wieder zu.
Ob zu Ernährung und Bewegung oder zum Umgang mit einer erhaltenen Diagnose oder empfohlenen Behandlungen – bei uns erhalten Sie fundierte und auf Sie zugeschnittene Antworten. Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater liefern Ihnen hilfreiche Informationen und praktische Tipps.
Das Fastenbrechen bezeichnet den Moment, in dem Sie nach einer Fastenkur zum ersten Mal wieder etwas essen dürfen. Dabei ist es wichtig, nicht umgehend zum gewohnten Tagesablauf zu wechseln, sondern den Körper ganz langsam wieder an normale Kost zu gewöhnen. Therapeutinnen und Therapeuten raten zum Fastenbrechen einen rohen, reifen oder gekochten Apfel zu essen. Die Säure des Apfels regt die Bildung von Magensäften an. Durch die entfallene Nahrungszunahme hat der gesamte Verdauungsapparat pausiert und braucht etwa eine Woche, um wieder voll funktionsfähig zu sein. Nehmen Sie sich genügend Zeit für das Fastenbrechen, ansonsten müssen Sie mit Übelkeit, Erbrechen oder Verdauungsproblemen rechnen. Auf das Fastenbrechen folgen die Aufbautage, in denen der Körper sich langsam wieder an feste Nahrung gewöhnt. Als Faustregel beträgt die Aufbauzeit einen Drittel der Fastenkur – auf jeden Fall aber drei volle Tage. Achten Sie während der Aufbautage, wie an den Entlastungstagen, auf leichte, kalorien- und salzarme Kost. Ideal sind Gemüsesuppen, Müesli aus Getreideflocken, Kartoffeln, gedünstetes Gemüse.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Kristina Stjepanovic (Medizinische Praxisassistentin und TCM-Therapeutin) arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung. Sie unterstützt Kundinnen und Kunden bei Fragen rund um Ernährung und Prävention.
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