Was ist «kurzsichtig» und wie äussert sich Kurzsichtigkeit? Wie und warum tritt Kurzsichtigkeit ein? Erfahren Sie mehr zur Definition sowie zur Korrektur von Kurzsichtigkeit mittels Brille, Linse, Laser oder Operation.
Kurzsichtigkeit (Myopie) ist eine angeborene oder erworbene Fehlsichtigkeit. Was bedeutet das für kurzsichtige Menschen? Sie sehen entfernte Gegenstände undeutlich und verschwommen. Alles, was in der Nähe ist, sehen Kurzsichtige jedoch problemlos. Fachpersonen messen Kurzsichtigkeit mit negativen Dioptrien. Bereits ab einem Wert von –0,5 Dioptrien ist eine Korrektur sinnvoll. Sie hilft, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu vermeiden oder zu verlangsamen. Bei Kurzsichtigkeit ab –1,0 Dioptrien ist eine Korrektur empfohlen.
Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu. Oft betrifft Kurzsichtigkeit schon Kinder im Grundschulalter. Studien zeigen jedoch: Kurzsichtigkeit steigt nicht nur bei Kindern, sondern auch bei Erwachsenen. Forschende sehen einen Grund dafür in veränderten Lebensgewohnheiten. Viele Menschen schauen regelmässig auf ihr Smartphone, lesen oder arbeiten am Bildschirm. Dazu sehen sie ständig in die Nähe. Dem passen sich die Augen an. Im Alter von 40 bis 50 Jahren verschlechtert sich Kurzsichtigkeit in der Regel nicht mehr wesentlich: Eine fortschreitende Kurzsichtigkeit von mehr als 1,0 Dioptrien betrifft etwa 20% der Erwachsenen.
Hinweis: Kurzsichtigkeit und Hornhautverkrümmung sind nicht dasselbe. Zwar ist auch die Hornhautverkrümmung eine Fehlsichtigkeit. Je nach Ausprägung sehen Betroffene jedoch sowohl in der Nähe als auch in die Ferne unscharf.
Ihre Dioptrien-Werte geben Auskunft darüber, wie stark Sie kurz- oder weitsichtig sind. Sind Sie kurzsichtig, sind Ihre Dioptrien-Werte negativ.
Untenstehende Dioptrien-Tabelle zeigt: Bis zu einem Wert von –3,0 Dioptrien sprechen Fachpersonen von einer leichten Kurzsichtigkeit. Eine starke Kurzsichtigkeit bewegt sich bei Werten von –3,0 bis –6,0 Dioptrien. Ab einem Wert von –6,0 Dioptrien ist die Kurzsichtigkeit sehr stark.
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Dioptrien
Mass der Kurzsichtigkeit
Korrektur
bis –1,0
sehr leicht
sinnvoll
bis –3,0
leicht
empfohlen
von –3,0 bis –6,0
stark
notwendig
grösser als –6,0
sehr stark
notwendig
Der Unterschied zwischen Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit liegt unter anderem im Dioptrien-Wert: Bei Weitsichtigkeit sind die Werte positiv, bei Kurzsichtigkeit negativ. Weitsichtige Menschen sehen Dinge in der Nähe unscharf, kurzsichtige Menschen Dinge in der Ferne.
Übrigens: Auch eine Kombination aus Kurz- und Weitsichtigkeit ist möglich. Das ist beispielsweise bei Alterssichtigkeit oder bei einer Anisometropie (Ungleichsichtigkeit) der Fall.
Es gibt verschiedene Symptome für Kurzsichtigkeit. Übliche Anzeichen sind:
Ursachen für Kurzsichtigkeit gibt es zwei:
Liegt eine Achsen- oder Brechungsmyopie vor, bündeln sich die Lichtstrahlen vor, statt – wie bei einem gesunden Auge – auf der Netzhaut. Das Resultat: Sie sehen unscharf. Auch eine Kombination aus Achsen- und Brechungsmyopie ist möglich.
Kurzsichtigkeit ist vererbbar. Sind beide Elternteile kurzsichtig, liegt das Risiko der Kinder, ebenfalls kurzsichtig zu werden, bei 60%. In diesem Fall handelt es sich um eine angeborene Kurzsichtigkeit. Gründe für eine erworbene Kurzsichtigkeit sind übermässige Naharbeit oder künstliches Licht: Wenn Sie oft Bücher und Zeitungen lesen oder Geräte mit Bildschirmen intensiv nutzen, führt dies unter Umständen zu Kurzsichtigkeit. Schonen Sie deshalb Ihre Augen und vermeiden Sie nach Möglichkeit eine zu lange Bildschirmzeit.
Wenn sich Kinder im Grundschulalter täglich zwei bis drei Stunden an der frischen Luft bewegen, schützt dies unter Umständen vor Kurzsichtigkeit. Zu diesem Ergebnis kommen verschiedene Studien. Der Grund: Der ständige Nahblick auf Fernseher, Computer und Smartphone sowie das fehlende natürliche Licht begünstigen Kurzsichtigkeit. Lassen Sie Ihr Kind daher möglichst oft bei Tageslicht draussen spielen. Australische Forschende untersuchen derzeit, ob der Aufenthalt im Freien die Kurzsichtigkeit auch bei Erwachsenen positiv beeinflusst.
Je länger der Augapfel, desto höher ist das Risiko für weitere Beschwerden. Das trifft besonders auf die sehr starke Kurzsichtigkeit (ab –6,0 Dioptrien) zu. Mögliche Folgen sind:
Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Augenarzt oder einer Augenärztin, wenn Sie eine Einschränkung Ihres Sehvermögens vermuten. Er oder sie führt eine Anamnese sowie einen Sehtest für Kurzsichtigkeit durch. Neben diesem Kurzsichtigkeit-Test gibt es weitere mögliche Untersuchungen. Beispielsweise prüft er oder sie die Brechkraft Ihrer Augen oder misst Ihren Augeninnendruck.
Bei Kurzsichtigkeit gibt es verschiedene Möglichkeiten für die Korrektur:
Ist Ihr Kind kurzsichtig, hat es die Wahl zwischen einer Kinderbrille oder Kontaktlinsen. Es gibt weder spezielle Kinderkontaktlinsen noch ein Mindestalter für Kontaktlinsen. Sprechen Sie deshalb am besten mit einer Fachperson über die Möglichkeiten für Ihr Kind.
Bis zum vollendeten 18. Lebensjahr beteiligen wir uns mit 180 Franken pro Jahr an Brillengläsern und Kontaktlinsen. Diese Leistung deckt unsere Grundversicherung ab.
Augentraining behebt Kurzsichtigkeit nicht – auch wenn es Anbieter gibt, die Augentraining gegen Kurzsichtigkeit versprechen. Wenden Sie sich stattdessen an einen Augenarzt oder eine Augenärztin. Er oder sie informiert Sie über geeignete Korrekturmöglichkeiten.
Das gilt insbesondere für Kinder: Bei Kindern schreitet Kurzsichtigkeit vielfach rasch fort – vor allem in den Wachstumsphasen. Daher ist es wichtig, Kurzsichtigkeit bei Kindern früh zu erkennen und regelmässige Sehtests durchzuführen (Myopie-Management). So ist es möglich, das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu kontrollieren, das Sehvermögen zu schützen und die Risiken für spätere Folgeerkrankungen zu reduzieren.
Für Erwachsene, die in ihrem Alltag lange am Bildschirm sitzen oder andere Naharbeit leisten, sind Augenübungen sinnvoll: Sie helfen, die Augenmuskulatur zu entspannen und beugen unter Umständen trockenen und gereizten Augen sowie Kopfschmerzen vor. Wiederholen Sie dazu diese Übungen mehrmals täglich: Umranden Sie mit den Augen Gegenstände an Ihrem Arbeitsplatz: den Türrahmen, den Baum vor dem Fenster, ein Bild oder den Papierkorb. Wechseln Sie ferner öfter den Sehabstand: Fixieren Sie einen Punkt in der Ferne und gleich darauf einen in der Nähe, dann wieder einen in der Ferne usw. Beides entspannt das Auge. Mit den Augen zu rollen und zu blinzeln, hilft zudem, den Tränenfluss wieder anzuregen.
Bei Kurzsichtigkeit gibt es viele Korrekturmöglichkeiten – sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Informieren Sie sich am besten bei einer Fachperson. Gemeinsam entscheiden Sie, welche Korrektur für Sie oder Ihr Kind infrage kommt.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Anja Roth (Master of Science in Muskuloskelettaler Physiotherapie) arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung. Sie unterstützt Kundinnen und Kunden bei Fragen rund um Prävention und Gesundheitsförderung.
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