Sonnenstich: Hitzestau im Kopf

An den ersten heissen Sommertagen unterschätzt man oft die Kraft der Sonne – ein Sonnenstich droht. Erfahren Sie hier, wie man ihn erkennt, behandelt und vor allem verhindert.

01.06.2022 Laetitia Hardegger 5 Minuten

Sonnengetankt und glücklich kommt man nach einem Sommertag am See nach Hause. Plötzlich schmerzt der Kopf, der Nacken ist steif und die Übelkeit überkommt einen. Das ist das Tückische bei einem Sonnenstich: Symptome treten meist erst auf, wenn man sich schon längst nicht mehr in der Sonne aufhält.

Wie entsteht ein Sonnenstich?

Wenn Kopf, Nacken und Hals übermässiger und direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, entsteht im Kopf ein Wärmestau. Das Gehirn reagiert mit Schwellungen des Hirngewebes und einer Reizung der Hirnhäute, die sich unmittelbar unter der Schädeldecke befinden. 

In der Fachsprache wird ein Sonnenstich Insolation genannt und zählt in der Notfallmedizin zu den Hitzeschäden. 

Was sind die Symptome bei einem Sonnenstich?

  • Roter, heisser Kopf
  • Kopfschmerzen
  • Nackenschmerzen, Nackensteifigkeit
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Unruhe
  • Abgeschlagenheit und Schwäche
  • Gelegentlich leichtes Fieber
  • Schwindel
  • Bewusstseinsstörung, Verwirrtheit

Verständigen Sie bei starken Beschwerden, zum Beispiel deutliche Nackensteifigkeit, Krämpfe oder zunehmende Verwirrung, sofort eine Notärztin oder einen Notarzt.

Wie unterscheiden sich Sonnenstich und Hirnhautentzündung?

Bei einem Sonnenstich treten ähnliche Symptome wie bei einer bakteriellen oder viralen Hirnhautentzündung (Meningitis) auf. In beiden Fällen entzünden sich nämlich die Hirnhäute. Besonders die bakterielle Meningitis ist eine gefährliche Krankheit, die innerhalb weniger Stunden lebensbedrohlich werden kann. Im Gegensatz zu einem Sonnenstich ist sie mit hohem Fieber verbunden.

Sonnenstich bei Kindern

Das Risiko für einen Sonnenstich ist bei Babys und Kleinkindern wegen der spärlichen Kopfbehaarung, der dünnen Schädelknochen und der Knochenspalten im kindlichen Schädel (Fontanellen) besonders hoch. Zudem schwitzen Babys und Kleinkinder weniger, weil sie ihren Wärmehaushalt noch nicht so regulieren können wie Erwachsene. Kleinkinder mit einem Sonnenstich verweigern häufig die Nahrung oder erbrechen diese. Oft sind sie blass, unruhig und weinerlich. Zu den üblichen Symptomen kann bei Kindern noch Fieber hinzukommen. Lassen Sie Kinder, die einen Sonnenstich erlitten haben, nie unbeaufsichtigt, und kontaktieren Sie sofort eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt. 

Erste Hilfe bei einem Sonnenstich

  • Bringen Sie die betroffene Person bei ersten Symptomen sofort in eine schattige, kühle Umgebung.
  • Lagern Sie den Kopf erhöht, um den Druck auf das Gehirn zu reduzieren.
  • Kühlen Sie Kopf und Nacken: Am besten eignet sich dafür ein nasses Handtuch. Das Tuch sollte nur lauwarm und nicht zu kühl sein.
  • Um den Flüssigkeitsverlust durch die verbrannte Haut auszugleichen, sollte die Person viel trinken. Auch da gilt: nicht zu kalte Getränke, damit der Körper nicht überfordert wird.
  • Meiden Sie bis zum Abklingen der Symptome die pralle Sonne, trinken Sie viel und gönnen Sie Ihrem Körper – besonders dem Kopf – viel Ruhe.
  • Wiederholte Kontrolle von Bewusstsein, Atmung und Lebenszeichen durchführen.
  • Im akuten Fall den Notruf wählen.

Wie verläuft ein Sonnenstich?

Meist klingen die Beschwerden innerhalb von Stunden bis maximal zwei Tagen ab. Erwachsene erholen sich oft schneller als Kinder. Wenn ein Sonnenstich rechtzeitig erkannt wird und früh die richtigen Massnahmen getroffen werden, bleiben keine Schäden zurück.

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Komplikationen bei einem Sonnenstich

Wenn sich der Zustand der Person plötzlich verschlechtert, können verschiedene Ursachen vorliegen:

Wenn Flüssigkeit in Hirnzellen eindringt, schwillt das Gehirn an. Im knöchernen Schädel kann es sich aber nicht ausdehnen. Teile des Gehirns können gequetscht und geschädigt werden. Symptome sind oft Störungen von Bewusstsein und Körperfunktionen wie Benommenheit, Teilnahmslosigkeit, Halluzinationen, Koma, Krampfanfälle, Sprechprobleme, Atemstörungen und Lähmung der Augenmuskulatur. Der Verlauf kann tödlich sein. Rufen Sie sofort eine Ambulanz oder gehen Sie in den Notfall.

Betroffene können sowohl unruhig und aufgedreht als auch teilnahmslos und verwirrt wirken. Starke Benommenheit, Teilnahmslosigkeit, Schläfrigkeit, Verwirrtheit, Halluzinationen und Ohnmacht können Zeichen dafür sein, dass das Gehirn nicht mehr genug Blut erhält. Als Folge sind bleibende Schäden möglich. Achten Sie darauf, dass Betroffene mit erhöhten Beinen liegen, damit das Blut leichter zum Gehirn fliessen kann. Bei Bewusstlosigkeit raten Fachleute zur stabilen Seitenlage. Wenn sich die Situation nicht normalisiert, rufen Sie sofort die Notärztin oder den Notarzt.

Herzrasen, sehr niedriger Blutdruck, fahle Blässe, kühle Haut und kalter Schweiss sind typische Zeichen für einen Schock. Auch hier ist die Durchblutung vom Gehirn gestört und der Kreislauf kann völlig zusammenbrechen. Legen Sie ansprechbare Personen flach hin und die Beine erhöht. Bei Bewusstlosigkeit hilft die stabile Seitenlage. Lassen Sie Betroffene nicht alleine, halten Sie sie wach. Kontrollieren Sie Puls und Atmung regelmässig. Rufen Sie sofort die Notärztin oder den Notarzt.

So vermeiden Sie einen Sonnenstich

  • Verlegen Sie sportliche Aktivitäten auf den Morgen oder Abend.
  • Halten Sie sich – wenn möglich – im Schatten auf. Am häufigsten tritt ein Sonnenstich bei Personen auf, die beim Sonnenbaden einschlafen. 
  • Trinken Sie bei Hitze ausreichend Wasser oder mit Wasser verdünnte Fruchtsäfte. Empfohlen werden zwei bis drei Liter am Tag. Bei Kindern ist der Flüssigkeitsbedarf niedriger: Bei Einjährigen sind es 600 Milliliter Flüssigkeit täglich, bei Zehnjährigen etwa ein Liter – bei Hitze steigt der Bedarf.
  • Verwenden Sie immer Sonnencreme mit ausreichendem Lichtschutzfaktor.
  • Schützen Sie sich beim Wandern oder Biken mit einer Kopf- und Nackenbedeckung: Eine Mütze, ein Tuch oder ein sommerlicher Strohhut wirken wahre Wunder. Kinder sollten immer eine Kopf- und Nackenbedeckung tragen, auch im Wasser.
  • Lassen Sie Kinder nicht zu lange in der direkten Sonne spielen.
  • Leichte, luftige Kleidung hilft, die Körpertemperatur selbst zu regulieren.
  • Vermeiden Sie lange Autofahrten unter der Sonne.
  • Lassen Sie Kinder bei grosser Hitze nie alleine im Auto.

Sonnenstich oder Hitzschlag?

Die Namen sagen es: Sonnenstich entsteht durch Sonnenstrahlen, Hitzschlag durch Hitze – meist kombiniert mit Flüssigkeitsmangel. Während sich der Sonnenstich auf den Kopf beschränkt, staut sich beim Hitzschlag die Wärme im ganzen Körper. Er überhitzt, die Temperaturregulierung fällt aus und die Person kann nicht mehr schwitzen. Anzeichen für einen Hitzschlag sind oft Krämpfe, Halluzinationen und Bewusstseinstrübungen. Der Pulsschlag ist hoch, der Blutdruck tief, die Haut heiss und trocken. Oft wird dieser Zustand mit Erschöpfung oder Müdigkeit verwechselt und der Hitzschlag deshalb zu spät behandelt.

Bringen Sie die betroffene Person sofort aus der Hitze und rufen Sie die Notärztin oder den Notarzt. Die Erste-Hilfe-Massnahmen sind die gleichen wie bei einem Sonnenstich.

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