Die Wirkung von Alkohol kennen die meisten von uns. Doch was ist mit den Risiken? Wie lange bleibt der Alkohol im Körper? Welche Folgen hat ein übertriebener Alkoholkonsum? Und wie verläuft ein Alkohol-Entzug? Wir klären auf.
Über die Blutbahn gelangt der Alkohol ins Gehirn. Welche körperlichen Folgen hat dies? Zunächst wirkt Alkohol angenehm berauschend, entspannend und enthemmend. Die Herzfrequenz wird höher, ebenso der Blutdruck. Gefässe erweitern sich, wir verspüren mehr Durst. Je mehr Alkohol wir konsumieren, desto mehr kippen die anfänglich positiven Wirkungen ins Negative. Unsere Denkfähigkeit lässt nach, ebenso wie unsere Sehschärfe, Reaktionsfähigkeit und Motorik.
Mögliche weitere Folgen nach Alkoholkonsum: Nervosität, Aggressivität, depressive Stimmung, Herzrasen, Schweissausbrüche und schlechter Schlaf. Auch Durchfall gehört zu den möglichen Nebenwirkungen ebenso wie Hautausschlag.
Steigen die Blutalkoholwerte weiter an, fühlen wir uns zunehmend verwirrt, verlieren die Orientierung oder leiden an Übelkeit und Erbrechen. Bei sehr hoher Konzentration im Blut und bei chronisch-risikoreichem Konsum drohen etwa Leberverfettung oder gar Leberzirrhose, Demenz sowie – bei Rauschtrinken – eine Alkoholvergiftung.
Alkohol kann unterschiedlich schnell ins Blut gelangen. Begünstigt wird die schnellere Aufnahme etwa bei:
Die Wirkung von Alkohol ist individuell. Sie hängt ab von verschiedenen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Körpergewicht, Krankheiten oder Medikamente.
Trinken wir während dem Essen oder über eine längere Zeitspanne, so steigt der Alkohol im Blut langsamer an. Grund: Der Körper hat Zeit, einen Teil des Alkohols abzubauen. Deshalb sollten wir nie schnell und nie auf leerem Magen trinken.
Doch wie verläuft der Alkoholabbau genau? Zehn Prozent des Alkohols wird über Lungen, Nieren und Haut ausgeschieden. Den grössten Teil aber baut die Leber ab. Sie macht das in zwei Phasen, mithilfe von Enzymen. Gewisse Abbauprodukte, die in diesen beiden Phasen entstehen, sind sehr giftig. Unter anderem greifen sie die Zellmembranen an. Nach übermässigem Alkoholkonsum wird das Mikrosomale Ethanol Oxidations System (MEOS) aktiviert. Dies soll gemäss Studien für die Gewöhnung (Toleranzbildung) an Alkohol verantwortlich sein.
Wer regelmässig viel Alkohol konsumiert, baut mithilfe des MEOS den Alkohol schneller ab. Die betroffene Person braucht deshalb mehr Alkohol, um eine berauschende Wirkung zu erzeugen. Die vermeintliche «Gewöhnung» bedeutet aber keineswegs, dass Alkohol für den Körper weniger giftig wird. Diese Tatsache macht ihn besonders gefährlich: Wenn wir denken, wir gewöhnen uns langsam an Alkohol, befinden wir uns bereits auf dem schmalen Grat zum Alkoholismus.
Ab wann spricht man von Alkoholismus? Die Grenzen zwischen «normalem», missbräuchlichem und schädlichem Alkoholkonsum und einer Alkoholsucht sind fliessend. Der Grenzwert für einen risikoarmen Alkoholkonsum liegt bei Männern bei zwei Standardgetränken, bei Frauen bei einem Standardgetränk pro Tag – wobei mindestens zwei alkoholfreie Tage pro Woche eingelegt werden sollten. Damit lässt sich eine Toleranzbildung vermeiden. Ein Standardgetränk entspricht 1 Gläschen Schnaps, 1 dl Wein oder 3 dl Bier.
Alkoholmissbrauch trifft auch dann zu, wenn jemand bis zum Rausch trinkt oder in unpassenden Situationen zum Glas oder zur Flasche greift: etwa bei der Arbeit, beim Autofahren – wo die 0,5 Promille gelten – oder während der Schwangerschaft.
Die Wirkungen eines übertriebenen Alkoholkonsums können für den Einzelnen oder die Einzelne wie auch für die Gesellschaft fatal sein. So hat Alkoholismus etwa nicht nur schädliche Folgen für den Körper, sondern auch für die Psyche. Ein chronischer Alkoholkonsum fördert etwa Depressionen, Schlafstörungen Angststörungen und Panikattacken. Körperlich führt er häufig zu Appetitmangel und daraus folgende Mangelernährung.
Bei Schwangeren, die stark trinken, kann Alkohol den Fötus schädigen. Neben psychischen und körperlichen Krankheiten verursacht oder verstärkt Alkoholismus immer auch soziale Probleme. Eine häufige Folge von Alkoholismus ist der Verlust von Job, Familie und Freunden. Alkoholiker und Alkoholikerinnen denken nur noch ans Trinken. Sie isolieren sich zunehmend, verlieren ihre Interessen und ihre Lebensfreude.
Ob jemand tatsächlich alkoholabhängig ist, sollte durch eine Fachperson festgestellt werden. Alkoholabhängige, die sich zur Abstinenz entschliessen, sollten den Entzug ausschliesslich unter ärztlicher Aufsicht machen. Grund: Entzugserscheinungen führen mitunter zu schweren körperlichen und geistigen Schäden, im schlimmsten Fall zum Tod. Ein ärztlich kontrollierter Alkoholentzug kann solche Folgen verhindern.
Je nach Schweregrad des Alkoholismus erfolgt der Entzug stationär im Spital oder in einer Klinik – oder ambulant beim Hausarzt / bei einer Hausärztin oder einer Psychiaterin / einem Psychiater. Auch eine Kombination von stationär und ambulant ist möglich.
Die Dauer eines Alkoholentzugs ist abhängig vom Schweregrad des Alkoholismus und vom Therapieverlauf.
Vergütet werden diverse Behandlungen wie ambulante ärztliche, psychotherapeutische und medikamentöse Leistungen für Entzug und Therapie von der Krankenkasse im Rahmen der Grundversicherung, nach Abzug von Franchise und Selbstbehalt. Je nach Situation findet diese im ambulanten oder stationären Bereich statt. Fragen Sie für die Festlegung des Behandlungspfades Ihren Arzt oder Ihre Ärztin. Für die explizite Kostendeckung ist oft eine vorgängige Kostengutsprache notwendig.
Der Weg aus der Alkoholsucht kann lang und steinig sein. Er fordert von Alkoholabhängigen wie von ihrem Umfeld viel Geduld.
Erst zwei, drei Gläser Wein an den Wochenenden, dann alle zwei Tage, dann täglich: Eine Alkoholsucht beginnt schleichend und kann sich ebenso schleichend verschlimmern. Schwierige Lebensumstände wie weitere Faktoren (z. B. genetische Veranlagung) können den Genuss fast unbemerkt in eine Alkoholsucht verwandeln.
Beobachten Sie sich, versuchen Sie, Ihren Alkoholkonsum bewusst wahrzunehmen und immer wieder mal zu hinterfragen. Zögern Sie nicht, Hilfe zu holen, wenn Sie merken, dass Ihnen die Kontrolle entgleitet. Ihr Hausarzt oder Ihre Hausärztin ist Ihre erste Ansprechperson.
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Die Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Angelika Lüchinger-Birrer ist medizinische Leiterin der Tagesklinik und des Ambulatoriums der Forel Klinik in Zürich. Die Suchtmedizinerin ist zudem stellvertretende ärztliche Leiterin der stationären Versorgung der Forel Klinik in Ellikon a. d. Thur.
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