Ursachen Sucht und wie vorbeugen

Süchtig sein kann man nach Stoffen wie Alkohol, Cannabis, Zigaretten oder Medikamenten. Es gibt aber auch Verhaltenssüchte, wie Computerspielsucht oder Kaufsucht. Was sind die Ursachen einer Sucht? Und viel wichtiger: Wie schützt man sich davor? Tipps zur Suchtprävention.

22.03.2023 Daniela Schori 2 Minuten

Sucht heisst abhängig sein von einer Substanz oder einem Verhalten. Das Verlangen danach wird immer stärker und nimmt mehr und mehr Raum im Leben der betroffenen Person ein. Das hat nichts mit Sich-gehen-Lassen oder einem Mangel an Disziplin zu tun. Vielmehr ist es eine ernste, aber behandelbare Erkrankung. Wie kann sie entstehen?

Ursachen Sucht

Warum wird man drogensüchtig? Wieso macht Alkohol abhängig? Oder warum macht Cannabis süchtig? Was sind die Ursachen für Spielsucht? Und macht Social Media süchtig? So unterschiedlich die Süchte und ihre Ursprünge auch sind: Die Abhängigkeit entsteht im Hirn.

Wie entsteht eine Sucht?

Das Suchtmittel löst im Hirn komplexe chemische Reaktionen aus, die für Glücksgefühle sorgen. Es wird viel Dopamin ausgeschüttet. Nebst einem Belohnungsgefühl sorgt dieses Glückshormon auch für ein Lernsignal im Gehirn. Bei regelmässigem Konsum entsteht im Hirn die Erwartung, dass stets Nachschub kommt. Dieser Drang muss immer wieder befriedigt werden. Durch diesen Mechanismus kann eine Abhängigkeit entstehen. Schon ein Geräusch wie das Öffnen einer Flasche kann Suchtdruck auslösen.

Was begünstigt eine Sucht?

Es gibt Faktoren, die das Entwickeln einer Sucht begünstigen. Je ausgeprägter und zahlreicher diese auftreten, desto grösser ist das Risiko:

  • Genetik: Es gibt bestimmte Genvarianten, die manche Menschen anfälliger für Süchte machen. Gewichtiger sind jedoch die epigenetischen Veränderungen, die ebenfalls weitervererbt werden. Diese epigenetische Informationen betreffen etwa den Hirnstoffwechsel und führen zu einem suchtanfälligeren Verhalten.
  • Familie: Eine familiär schwierige Ausgangslage ist ein Risikofaktor: Konflikte, Stress, Gewalt und Missbrauch in der Kindheit und Jugend, eine fehlende tragfähige Bindung sowie Suchtprobleme der Eltern. 
  • Persönlichkeit: Impulskontrolle, soziale und emotionale Kompetenzen sind wichtige Schutzfaktoren für die Gesundheit. Sind diese mangelhaft, ist die Person anfälliger für ein Suchtverhalten. 
  • Alter: Je früher und regelmässiger jemand süchtig machende Stoffe konsumiert, desto grösser ist das Risiko einer Abhängigkeit. Der jugendliche Körper reagiert empfindlicher auf die Substanzen. Und das Hirn lernt bestimmte Reaktionsmuster, etwa dass die Zigarette entspannt oder dass Bier selbstsicherer macht. 
  • Suchtmittel: Ob und wie schnell man körperlich oder psychisch abhängig wird, hängt stark vom Suchtmittel ab. Davon, wie es wirkt und wie oft und intensiv es konsumiert wird. 
  • Umfeld: Probleme im sozialen Umfeld, in der Schule oder im Beruf machen anfälliger für eine Sucht. Ebenso fehlende Perspektiven und mangelnde Integration oder Einsamkeit. 
  • Kultur: Was wir konsumieren, hängt vom kulturellen Milieu und den gesellschaftlichen Normen ab. Es geht um Werte, Lebensstil und Identifikation.

Porträt: ein ehemaliger Süchtiger erzählt

Die Ursachen einer Sucht sind vielschichtig. Michel Sutter erzählt im Video, wie körperliche und seelische Gewalt seine Kindheit prägten. Er war 20 Jahre lang drogen- und alkoholabhängig. Der heutige Suchtcoach erklärt, welche Faktoren eine Sucht-Entwicklung begünstigen. Schwierige Familienverhältnisse gehören dazu.

Ab wann ist man süchtig?

Eine Sucht entwickelt sich meist schleichend und über mehrere Stufen, wobei die Übergänge fliessend sind. Aus Genuss wird Missbrauch, wenn das Suchtmittel oder -verhalten dazu dient, Problemen auszuweichen. Verliert man die Kontrolle darüber, ist aus dem gelegentlichen Missbrauch eine Gewohnheit geworden. Daraus kann sich schliesslich eine Abhängigkeit entwickeln, bei der sich plötzlich alles nur noch um die Sucht dreht.

Wenn in den vergangenen zwölf Monaten mindestens drei dieser Kriterien vorlagen, wird die Diagnose Sucht gestellt:

  • Nicht mehr auf das Suchtmittel oder Verhalten verzichten können
  • Kontrollverlust über die Menge des Konsums
  • Weiterer Konsum, obwohl bereits negative Folgen aufgetreten sind
  • Entzugserscheinungen bei Verzicht auf das Suchtmittel oder -verhalten
  • Nachweis einer Toleranz: Es sind zunehmend grössere Mengen erforderlich, um die ursprüngliche Wirkung hervorzurufen
  • Vernachlässigen von Pflichten, Interessen und Sozialleben

Wie schnell man nach etwas süchtig wird, hängt auch von der Häufigkeit und der Menge des Konsums ab und vom Suchtmittel selbst. Ein paar Joints oder Gläser Wein machen noch nicht süchtig, beim Heroin können schon wenige Male in der Abhängigkeit enden. Warum macht Heroin so schnell abhängig? Das Opioid dockt an verschiedene Rezeptoren des Gehirns an und setzt enorm schnell und viel Dopamin frei. Es macht innert Kürze körperlich wie psychisch abhängig.

Wie steht es mit dem Konsum von Partydrogen am Wochenende? Ab wann wird Alkohol zur Sucht?  Auch der permanente Handykonsum macht etwas mit uns. So schützen Sie sich.

Handysucht: Das muss man wissen

Prävention Sucht – was stärkt uns?

Eine Sucht entsteht in vielen Fällen aus einem Gefühl der Überforderung oder Leere heraus. Veränderte Lebensumstände können etwa ein Auslöser sein. Wir befriedigen dann mit dem Suchtmittel ein seelisches Bedürfnis, wollen positive Gefühle erleben.

Eine gute innere Balance hilft uns, Herausforderungen und Krisen zu meistern. Dazu gehört der gesunde Umgang mit Stress, aber auch, sich mit den eigenen Emotionen auseinanderzusetzen. Der Grundstein dafür wird in der Kindheit gelegt. Wir entwickeln diese Fähigkeiten jedoch laufend weiter.

8 Tipps für innere Stärke

  1. Bauen Sie Stress ab. Sorgen Sie für Entspannung mit Sport, Achtsamkeitsübungen, Zeit in der Natur, Musik – welche Aktivität erfüllt Sie? Probieren Sie Neues aus. Und prüfen Sie regelmässig Ihre Work-Life-Balance.
  2. Lernen Sie Ihre Gefühle kennen. Und wie Sie mit ihnen gesund umgehen. Wer schwierige Emotionen unterdrückt, sucht sich zwangsläufig ein anderes Ventil. So steigern Sie Ihre emotionale Kompetenz.
  3. Werden Sie Altlasten los. Sich und anderen zu verzeihen, macht uns seelisch und körperlich stark. Wie Sie Verzeihen lernen.
  4. Verlassen Sie regelmässig die Komfortzone. Das stärkt das Vertrauen in unsere eigenen Fähigkeiten. So bleiben wir in Stresssituationen handlungsfähig.
  5. Pflegen Sie Freundschaften. Die Bindung zu anderen Menschen ist für unsere Widerstandskraft zentral. Das gilt für Kinder wie für Erwachsene. Nähe und ein vertrauensvoller Umgang helfen uns, Situationen zu reflektieren und daran zu wachsen.
  6. Vergleichen Sie sich nicht. In den sozialen Medien trifft man überall auf Perfektion. Das erschwert es vor allem jungen Menschen, ein realistisches Selbstbild zu entwickeln. Ein positives Selbstbild und das Wissen um die eigenen Stärken sind jedoch wichtig, um eine Krise erfolgreich meistern zu können.
  7. Konsumieren Sie bewusst. Der Griff zu Alkohol sollte nicht Routine werden, sondern die genussvolle Ausnahme bleiben. Und verkneifen Sie sich Substanzen, die schnell süchtig machen. Dazu zählen nicht nur illegale Drogen wie Kokain, sondern auch Zigaretten.
  8. Bleiben Sie achtsam, was die Funktion des Suchtmittels angeht. Konsumieren Sie nicht, wenn es Ihnen schlecht geht. Sonst brauchen Sie immer mehr davon, um die unangenehmen Gefühle zu vertreiben.

Möchten Sie entspannter und resilienter werden?

Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater liefern Ihnen hilfreiche Tipps, zum Beispiel, wie Sie gesund mit Belastungen und Stress umgehen.

Warnzeichen von Sucht

Sucht-Prävention heisst auch, Alarmzeichen frühzeitig zu erkennen. Typische Anzeichen sind etwa, wenn sich eine Person mehr und mehr zurückzieht, Stimmungsschwankungen hat, energielos ist, das Interesse verliert.

Bleiben Sie auch mit sich selbst achtsam. Holen Sie sich unbedingt Unterstützung bei einer Suchtberatung, wenn Sie die Kontrolle über den Konsum oder ein bestimmtes Verhalten, wie Kaufsucht oder Computerspiele, verlieren.

Sucht Schweiz

Die Expertinnen und Experten von Sucht Schweiz standen dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Die unabhängige und gemeinnützige Stiftung ist das nationale Kompetenzzentrum für Prävention, Forschung und Wissensvermittlung im Suchtbereich.

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