Derzeit lässt sich die Ursache gewisser Allergien nur mit der sogenannten Desensibilisierung bekämpfen. Wie funktioniert diese Therapie? Für welche Allergien ist sie geeignet? Und was sind die Risiken? Wir klären auf.
Die Desensibilisierung ist auch als Hyposensibilisierung, Allergie-Impfung oder spezifische Immuntherapie (SIT) bekannt. Bei dieser Therapie gewöhnt sich das Immunsystem durch ein gezieltes Training an das Allergen, also an die Substanz, welche die allergische Reaktion auslöst.
Bei einer Allergie reagiert unser Immunsystem überempfindlich auf eine eigentlich harmlose Substanz. Das führt zu Symptomen wie tränenden Augen, Atemnot oder sogar einem Kreislaufstillstand. Mit der Desensibilisierung versucht man, dem Immunsystem diese Überreaktion abzutrainieren. Und zwar indem es sich ganz langsam an das Allergen gewöhnt.
Zunächst führt eine Ärztin oder ein Arzt einen Allergietest durch, um das Allergen zu identifizieren. Anschliessend wird das Immunsystem immer wieder gezielt mit diesem Allergen konfrontiert. Zunächst in geringen Mengen. Dann wird die Dosis laufend erhöht. Man spricht hier von der sogenannten Steigerungsphase. Ist die individuell verträgliche Maximaldosis erreicht, wird diese Menge monatlich weiterhin verabreicht. Die sogenannte Erhaltungsphase ist erreicht. Während beider Phasen kann die allergische Reaktion des Körpers zu Nebenwirkungen führen. Mehr dazu erfahren Sie weiter unten im Text.
Eine Desensibilisierung gilt dann als erfolgreich, wenn sich die Allergiebeschwerden langfristig verringern oder im besten Fall gar nicht mehr auftreten. Die Chancen dafür stehen gut. In ungefähr 80% der Fälle verläuft die Therapie erfolgreich. Eine Erfolgsgarantie gibt es jedoch nicht.
Es gibt zwei Formen der Desensibilisierung. Bei der sogenannten subkutanen Immuntherapie (SCIT) wird das Allergen unter die Haut gespritzt, zum Beispiel in den Oberarm. Bei der sublingualen Immuntherapie (SLIT) wird die Substanz entweder als flüssige Lösung oder als Tablette unter die Zunge gegeben.
Eine Desensibilisierung muss von einer Allergologin oder einem Allergologen verordnet werden. Die Behandlung durchführen kann jedoch auch eine Hausärztin oder ein Kinderarzt mit Erfahrung auf diesem Gebiet.
Mit einer Desensibilisierung lassen sich Überreaktionen auf folgende Allergene therapieren:
Hierbei handelt es sich um sogenannte Soforttyp-Allergien. Wie der Name vermuten lässt, reagiert das Immunsystem bei diesem Typ sehr schnell – also innerhalb von Sekunden oder Minuten – auf das Allergen.
Kontaktallergien, beispielsweise gegen Nickel oder Arnika, kann man nicht mit einer Desensibilisierung behandeln. Grund dafür ist, dass Kontaktallergien andere immunologische Ursachen haben als Soforttyp-Allergien.
Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater helfen Ihnen gerne weiter.
Ob eine Desensibilisierung infrage kommt, entscheidet eine Allergologin oder ein Allergologe. Häufige Ausschlusskriterien sind beispielsweise eine Schwangerschaft bei Therapiebeginn, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Einnahme von Betablockern sowie schwere Autoimmunerkrankungen oder unkontrolliertes Asthma.
Eine Desensibilisierung dauert in der Regel drei Jahre. Eine Ausnahme sind Allergien gegen Insektengifte: Bei einer Wespen- oder Bienengiftallergie dauert die Behandlung meist drei bis fünf Jahre.
Bei einer Desensibilisierung können verschiedene Nebenwirkungen auftreten.
Zu den leichten Nebenwirkungen gehören Müdigkeit und allergische Reaktionen wie Niesen oder tränende Augen. Die Einstichstelle kann sich zudem röten, anschwellen oder jucken.
Schwerere Nebenwirkungen sind Quaddeln am ganzen Körper – also erhöhte, juckende und gerötete Flecken auf der Haut – oder eine Schwellung im Halsbereich. Beides ist gut behandelbar.
Die schwerste mögliche Nebenwirkung, der anaphylaktische Schock, tritt selten auf. Bei dieser Form der allergischen Reaktion kann es zu einem Atem- und Kreislaufstillstand kommen. In der Praxis stehen deshalb immer Notfallmedikamente bereit.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Julia Pieh (Doktorin der Pharmazie und Toxikologie, Apothekerin, Naturheilpraktikerin) arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung.
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