Narkolepsie ist auch bekannt als «Schlafkrankheit» oder «Schlummersucht». Schläfrigkeit oder Muskelschwäche (Kataplexie) erschweren den Alltag der Narkoleptiker. Hier erfahren Sie, wie sich die Krankheit äussert und wie sie behandelt wird.
Faulpelz oder Drückeberger. Betroffene werden von der Umwelt oft verurteilt. Die starke Schläfrigkeit und das ständige Einschlafen nerven Arbeitskollegen, Freunde oder Familien. Deshalb ist es wichtig, dass Betroffene ihr Umfeld über die Krankheit aufklären. In der Schweiz leiden etwa 3500 Menschen an dieser Erkrankung.
Narkolepsie wird nicht durch psychische Probleme ausgelöst. Es handelt sich auch nicht um eine Geistes- oder Gemütskrankheit. Den Betroffenen fehlt im Hirn ein wachmachender Übertragungsstoff, das sogenannte Hypocretin, auch Orexin genannt. Ohne diesen Botenstoff gibt es keinen normalen Schlaf-Wach-Rhythmus. Narkolepsie ist somit eine Störung der Schlaf-Wach-Regulation. Die Krankheit ist bis heute nicht heilbar.
Forscher vermuteten schon länger, dass das Immunsystem oder eine besondere Anfälligkeit für Infektionen mögliche Auslöser der Krankheit sein können. Eine neue Studie zeigt jetzt: Immunzellen, sogenannte T-Zellen, lösen Entzündungen aus, die zu neuronalen Schäden führen oder Hypocretin-produzierende Nervenzellen komplett zerstören. Aufgrund der aktuellen Studienergebnisse ist offenbar eine Immunreaktion die Ursache der Narkolepsie.
Besonders auffällig sind plötzlich auftretende Schlafattacken oder exzessive Tagesschläfrigkeit. Man verspürt einen unwiderstehlichen Drang zu schlafen, gegen den man machtlos ist. Treten diese Symptome allerdings nicht auf, wird eine Narkolepsie oft nicht erkannt. Die Konsequenz: Der andauernde Schlummerzustand wird als normal empfunden. Weitere Symptome der Narkolepsie:
Die Muskulatur erschlafft. Man kann nicht mehr deutlich sprechen, verliert die Stimme, sinkt in sich zusammen und fällt um. Die Muskelschwäche kann mehrere Minuten andauern. Kataplexie ist ein eindeutiges Symptom der Narkolepsie. Häufig ausgelöst durch eine spontane Gefühlsregung. Etwa wenn man lacht, sich ärgert, gestresst ist oder trauert. Bei drei Vierteln der Narkolepsie-Patienten kommt Kataplexie vor.
Die Personen können sich nicht mehr bewegen oder verlieren ihre Sprechfähigkeit beim Einschlafen, Aufwachen oder bei völliger Entspannung. Oft begleitet durch das Gefühl, nicht atmen zu können, obwohl die Atemmuskeln nicht gelähmt sind. Auch eine Schlaflähmung kann bis zu einigen Minuten andauern.
Diese traumartigen Erlebnisse nehmen Narkolepsie-Betroffene bei vollem Bewusstsein wahr. Ihnen fällt es schwer, die Halluzinationen von der realen Welt zu unterscheiden. Oft treten die nicht realen Sinneswahrnehmungen beim Einschlafen oder Aufwachen auf. Halluzinationen treten nicht täglich auf, oft verschwinden sie über Jahre und tauchen dann wieder auf.
Manche Betroffene leiden an oberflächlichem Schlaf. Sie nehmen beinahe alle Geräusche wahr. Teilweise wird der Schlaf durch stundenlange Wachphasen unterbrochen. Plötzliches Erwachen ohne Grund gehört ebenfalls dazu. Die Schlafstörungen häufen sich meist mit anhaltender Erkrankung.
Eine Heilung der Krankheit ist bis heute nicht möglich. Die Symptome der Narkolepsie können jedoch durch Medikamente und Verhaltensstrategien gemindert werden. Der Einsatz von Medikamenten wird zusammen mit dem Arzt besprochen und auf die individuellen Symptome des Narkolepsie-Patienten abgestimmt. Mögliche Verhaltensstrategien bei Narkolepsie sind:
Der Kontakt zu anderen Betroffenen kann zusätzlich helfen, etwa im Rahmen einer Selbsthilfegruppe.
Daniela Janssen (lic. phil. Somnologin und Psychotherapeutin FSP) gehört zum Fachteam Somnologie am Zentrum für Schlafmedizin Hirslanden Zürich. Sie berät Erwachsene, Jugendliche und Kinder mit Schlafstörungen. Als Psychotherapeutin ist sie auch in ihrer eigenen Praxis tätig. Daniela Janssen stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend und redaktionell zur Seite.
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