«Wir feiern unsere Freundschaft»

Gewisse Menschen brauchen zwanzig Freunde, andere nur zwei. Wie viele es sind, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass man welche hat. Freunde können Stress reduzieren und helfen einem, besser mit Krisen umzugehen.

12.08.2024 Gabriela Braun 4 Minuten

Im Sommer feiern sie jeweils Jubiläum. Annina (29) und Secil (35) treffen sich zum Apéro in der Stadt und stossen auf ihre Freundschaft an. «Wir feiern sie», sagt Secil, «weil sie für uns so wertvoll ist.» Die Freundinnen schätzen es, miteinander reden und lachen zu können. Und einander blind zu vertrauen. «Ich kann Annina mehr erzählen als anderen Menschen», sagt Secil. Das sei wunderbar. Annina bezeichnet Secil als ihren «Herzensmenschen».

Sie lernen und profitieren voneinander

Dabei glaubten die beiden anfangs, nicht viele Berührungspunkte zu haben. Gut, sie starteten vor sechs Jahren als Innenarchitektinnen im selben Büro – aber sonst? Secil mag Schönes, Design und Kunst. Sie geniesst es, in der Stadt in einem Café zu sitzen, bummeln zu gehen und sich inspirieren zu lassen. Annina dagegen sitzt in ihrer Freizeit oft im Sattel ihres Mountainbikes, Rennrads oder Gravel-Bikes und trainiert für Velorennen. Sie geht körperlich gerne ans Limit.

Trotz dieser Gegensätze bemerkten die beiden Frauen mit der Zeit vermehrt Gemeinsamkeiten. Durch Secil hat Annina ihre andere Seite kennengelernt, jene, die es liebt, einen Gang runterzuschalten und zu geniessen. Secil geht dafür mit Annina ins Pilates und auch mal auf eine Skipiste. «Wir inspirieren einander und lernen voneinander», sagt Annina. «Wir tun einander gut.»

Freundinnen und Freunde reduzieren Stress

Freundschaften wie die von Annina Künnecke und Secil Oktar sind wertvoll. Sie geben dem Leben mehr Tiefe und sorgen für Freude. Sie beeinflussen aber auch unsere Gesundheit. Denn Freundinnen und Freunde, Verwandte oder gute Bekannte können Stress reduzieren. Studien zeigen: Menschen mit intakten sozialen Beziehungen sind glücklicher und leben länger. Ronja Schoch, Helsana-Gesundheitsberaterin, sagt: «Besonders in schwierigen Zeiten sind soziale Beziehungen wichtig, um Krisen besser zu bewältigen. Man kann füreinander da sein und sich gegenseitig unterstützen. Das darf man nicht hoch genug einschätzen.»

Die eigene Lebensqualität leidet, wenn man keinen Austausch mit anderen Menschen hat. Wenn niemand da ist, der einem zuhört. Isolation und Einsamkeit bedeuten folglich Stress, der ernst zu nehmen ist und zu Schlafstörungen, Depressionen und Herz-Kreislauf-Krankheiten führen kann. In der Schweiz fühlen sich viele Menschen regelmässig einsam: Gemäss Zahlen der letzten Gesundheitsbefragung des Bundes geben 42 Prozent der Bevölkerung an, sich «manchmal bis sehr häufig» einsam zu fühlen. Das ist eine Zunahme von rund 12 Prozent seit dem Jahr 2007.

Vergessene Freundschaften wiederbeleben

Es lohnt sich auch deshalb, in jeder Phase seines Lebens Zeit in Freunde und Bekannte zu investieren, sie zu pflegen – und offen für neue Kontakte zu bleiben. «Für eine Freundschaft ist es nie zu spät», sagt Helsana-Gesundheitsberaterin Ronja Schoch. Wichtig sei, nicht in Kategorien zu denken, «denn Freundschaft hat keine Grenzen. Man kann mit jungen Menschen befreundet sein und mit älteren». Sie rät zudem, alte Freundschaften wiederzubeleben. Etwa indem man in seinen Handy-Chats runterscrollt, um zu sehen, ob sich darin eine alte Freundschaft verbirgt. Wieso nicht eine kurze Nachricht schreiben, mit dem Wunsch, mal wieder etwas abzumachen? Ein Versuch ist es allemal wert.

Wir helfen Ihnen gerne weiter

Unsere Gesundheitsberatung steht allen Helsana-Zusatzversicherten kostenlos zur Verfügung. Die Beraterinnen und Berater zeigen Ihnen auf, wie Sie einer Einsamkeit vorbeugen oder wie Sie besser damit umgehen können. Sie vermitteln Ihnen zudem passende Hilfsangebote.

Anrufen zum Plaudern

Was aber tun, wenn man Mühe hat, auf andere Menschen zuzugehen und sich einsam fühlt? Wenn man reden möchte, aber keinen Bekannten anrufen kann oder mag? Hilfs- und Kontaktangebote, um sich auszutauschen, gibt es viele. Eines davon ist das sogenannte Alltagstelefon für Jung und Alt von «Mein Ohr für Dich – einfach mal reden!». Menschen, die Lust haben zu plaudern, können dort anrufen.

Mit dem Telefondienst bieten die Initianten einen kurzen Moment der sozialen Teilhabe. «Wir plaudern mit den Anrufenden und sind da, um einen guten gemeinsamen Moment zu haben», sagt der Basler Psychotherapeut FSP Philippe Goetschel. Die Themen und Motive der Anrufenden seien sehr verschieden. «Der Weg aus der Einsamkeit geht aber nicht ohne einen ersten aktiven Schritt, wie beispielsweise ein Anruf beim Alltagstelefon.»

Einsam nach dem Verlust der Frau

Freundschaften sind für Louis S. (81) wichtig – vor allem nach dem schmerzlichen Verlust seiner Frau. Die letzten zehn Jahre verbrachte er viel Zeit zuhause, da seine Frau schwer krank war. «Unser Radius wurde immer kleiner», erzählt der Witwer. 

Seine Freundschaften pflegte er weiterhin, neue kamen jedoch nicht dazu. «Das fehlte mir zwar nicht. Aber als sie vergangenen Dezember an Krebs gestorben ist, fühlte ich mich schon sehr einsam. Mir ging es nicht gut, meine Batterien waren leer. Was da mit mir passierte – das konnte ich nur mit guten Freundinnen teilen. Sie konnten sich besser in meine Situation einfühlen als meine männlichen Freunde.»

Zum Glück falle es ihm leicht, neue Kontakte zu knüpfen. Nun gehe er nach vielen Jahren wieder tanzen! Auch das Golfen habe er wieder aufgenommen. «Oder ich gehe in meine frühere Stammbeiz. Auch für meine Jasskollegen habe ich wieder Zeit.» Louis S. hilft die Ablenkung, um über den Tod seiner Frau hinwegzukommen. Er achtet darauf, dass immer etwas läuft und wartet nicht, bis die anderen ihn anrufen. Sein Motto: Einfach machen! «Bisher bin ich der einzige Witwer in meinem Freundeskreis. Das wird sich künftig wohl oder übel ändern. Dann bin ich der Erste, der für die anderen da ist. Nur wer selbst Abschied nehmen musste, weiss, wie es sich anfühlt.»

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