Der Einfluss sozialer Kontakte auf die psychische und körperliche Gesundheit ist gross. Menschen mit intakten sozialen Beziehungen sind glücklicher und leben länger.
Soziale Kontakte sind für das Wohlbefinden des Menschen von enormer Bedeutung. Aber wie viele braucht man eigentlich und wie kann man sie pflegen? Erfahren Sie hier mehr über Beziehungen und soziale Kontakte und ihre Wirkung auf Körper und Geist.
Zuerst ist es ein Kontakt, dann wird es eine Beziehung: eine Verbindung zwischen zwei oder mehr Menschen, die sich in ihrem Fühlen, Denken und Handeln ähnlich sind. Im besten Fall sind soziale Beziehungen freundschaftlich und positiv. Sie beeinflussen das Wohlbefinden, die Leistungsfähigkeit, die psychische und körperliche Gesundheit.
Soziale Beziehungen können auf unterschiedliche Arten zustande kommen:
Eine Familie ist ein komplexes und herausforderndes Beziehungssystem, das sich gegenseitig antreibt und entlastet, aber auch hemmt oder gar blockiert.
Geschwister
Neben Beziehungen zu Eltern und Kindern ist die Geschwisterbeziehung eine der längsten Verbindungen, die wir im Leben haben. In der Kindheit verbringen wir meistens mehr Zeit mit den Geschwistern als mit den Eltern. Auch wenn man sich im Erwachsenenleben oft auseinanderlebt, zeigen Studien, dass viele Brüder und Schwestern im Alter wieder mehr Kontakt haben. Die gemeinsame Geschichte verbindet.
Diese Menschen suchen wir uns selbst aus. Partner und Partnerinnen, Freunde und Freundinnen – Menschen, mit denen wir vertrauensvolle und emotionale Verbindungen entwickeln.
Freundschaften
Der griechische Philosoph Aristoteles beschrieb Freundschaft als «eine Seele in zwei Körpern». Wenn wir jemanden kennenlernen, entscheiden wir innerhalb von Sekunden, ob die Person uns sympathisch ist. Wann wird aber eine Bekanntschaft zu einer Freundschaft? Es spielen immer mehrere Faktoren eine Rolle. Was erwiesen ist: Je mehr Gemeinsamkeiten Menschen haben, desto stärker kann die Freundschaft sein.
Der Psychologe und Freundschaftsforscher Robin Dunbar hat sieben Säulen definiert, auf denen Freundschaften aufgebaut sein können:
Meistens verbringen wir mehr Zeit mit Arbeitskolleginnen und -kollegen als mit unseren anderen Beziehungen. Und man kann sie sich weder aussuchen noch bei einem Konflikt meiden. Der interessanteste Job wird unerträglich, wenn es auf der Beziehungsebene nicht stimmt.
Unternehmenskultur fördern
Das Konzept der Psychologischen Sicherheit basiert auf gegenseitigem Vertrauen. Die Mitarbeitenden können ihre Ideen, Wünsche und Unsicherheiten offen kommunizieren im Wissen, dass wertschätzend und konstruktiv damit umgegangen wird.
Gute soziale Kontakte und vertrauensvolle Beziehungen sind ein wichtiger Schlüssel zu einem glücklichen Leben. Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie der amerikanischen Harvard University. Forschende begleiten seit 80 Jahren fast 2000 Personen aus drei Generationen kontinuierlich auf ihrem Lebensweg. Diese drei Faktoren streicht der Studienleiter Robert Waldinger besonders heraus:
Der Gesundheitszustand im Alter hängt direkt mit der Anzahl noch bestehender zwischenmenschlichen Beziehungen zusammen. Einsamkeit wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus – wie Rauchen oder übermässiger Alkoholkonsum.
Wie glücklich wir in unseren Beziehungen sind, hat einen starken Einfluss auf unsere Gesundheit.
Wer in einer glücklichen Paarbeziehung lebt, ist zufriedener und psychisch gesünder. Menschen in unglücklichen Beziehungen leiden häufiger an emotionalen und körperlichen Beschwerden.
Unterstützung in schwierigen Zeiten
In Zeiten der Not sind gute soziale Beziehungen eine wichtige Ressource. Sie geben Halt und Sicherheit. Krisen sind erträglicher und leichter zu bewältigen, wenn man darüber reden kann und getröstet oder unterstützt wird. Die Resilienzforschung hat herausgefunden, dass Menschen schwierige Situationen besser bewältigen können, wenn sie mindestens eine stabile Beziehung in ihrem Leben haben.
Mit wie viel Menschen jemand Kontakt hat, ist eine Typenfrage. Die eine Person kennt fast die ganze Stadt und kommt keine zehn Meter weit, ohne jemanden zu grüssen oder kurz zu plaudern. Der anderen reichen zwei, drei enge Vertraute. Was die Forschung aber herausgefunden hat: Die Zahl der Freunde ist nicht beliebig.
Unsere Kapazität ist begrenzt. Ab einem Bekanntenkreis von mehr als 1500 Personen stösst unser Gedächtnis an seine Grenzen. Vielleicht können wir die dazugehörigen Gesichter noch wiedererkennen, wahrscheinlich aber kaum noch Namen zuordnen – geschweige denn, uns merken, wie ihre Kinder heissen oder was sie am liebsten essen.
Einsamkeit wirkt sich negativ auf die Lebensqualität aus und bringt oft gesundheitliche Folgen mit sich. Der Mangel an sozialen Kontakten führt im Körper zu Stress und stellt deshalb einen Risikofaktor für körperliche und psychische Erkrankungen dar. Zu diesem Resultat kam eine internationale Studie, die 323’200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 99 Ländern umfasste.
Menschen, die sich isoliert und einsam fühlen, weisen auch ohne Stresssituation einen erhöhten Spiegel des Stresshormons Cortisol im Blut auf. Das wirkt sich negativ auf den Körper aus: Die entzündungshemmende Wirkung des lebenswichtigen Hormons nimmt durch die Überdosis ab und verstärkt die Gefahr für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall.
Gerade alte Menschen sollten ihr Beziehungsnetz lange pflegen. Der Mangel an sozialen Kontakten gilt als einer der Gründe für den Schwund der grauen Hirnsubstanz und birgt damit ein erhöhtes Risiko, an Altersdemenz zu erkranken.
Depressiven Menschen fehlt häufig die Kraft, sozial aktiv zu werden. Oft ist nicht klar, ob die Depression Ursache oder Folge der Einsamkeit ist. Es entsteht ein Teufelskreis, aus dem die Betroffenen selten von selbst wieder herausfinden.
Forschungen gehen davon aus, dass unser Urinstinkt den Schlaf beeinflusst: Der Mensch konnte damals nur im Schutz der Gruppe schlafen, ohne Angst vor wilden Tieren haben zu müssen. Fehlt das Gefühl der sozialen Sicherheit, führt das instinktiv zu höherer Wachsamkeit und einem Gefühl der Unsicherheit. Das kann die Anspannung und den unruhigen Schlaf erklären.
Beziehungen müssen gepflegt werden. Nehmen Sie sich Zeit für Ihre sozialen Kontakte und zeigen Sie Ihren lieben Menschen regelmässig, dass Sie an sie denken.
Melden Sie sich spontan bei Menschen, die Sie mögen, aber vielleicht aus den Augen verloren haben. Vielleicht finden Sie alte Jugendfreundinnen und -freunde wieder über Social-Media-Kanäle. So lassen sich alte Freundschaften wieder auffrischen.
Sogar kurze Gespräche mit Fremden, zum Beispiel im Bus oder in der Warteschlange an der Supermarkt-Kasse, haben einen positiven Effekt auf unser Glücksempfinden. Grund dafür ist unser Bedürfnis nach Zugehörigkeit. Eine unverbindliche Bemerkung über das Wetter oder die Verspätung des Zuges kann zu einem neuen, spannenden Kontakt werden.
Joggen Sie gerne? Oder wollen Sie schon lange in einem Chor singen? Wagen Sie es, Neues mit Gleichgesinnten auszuprobieren. Eine gemeinsame Basis haben Sie automatisch. Tipp: Interessieren Sie sich dabei für die Menschen und nicht für ihre Funktion oder ihren gesellschaftlichen Status. Daraus ergeben sich spannende, neue Bekanntschaften und wer weiss, vielleicht sogar die eine oder andere echte Freundschaft.
Soziale Kontakte sind nicht nur für unser Glück und Wohlbefinden wichtig, sondern auch für unsere körperliche und psychische Gesundheit. Besonders in schwierigen Zeiten sind soziale Beziehungen eine wichtige Ressource, um Krisen besser zu bewältigen. Es lohnt sich, Zeit und Energie in die Pflege von Beziehungen zu investieren, um langfristig von den positiven Auswirkungen zu profitieren.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Astrid Gabriel ist Resilienztrainerin sowie Coach und Consultant. Sie arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung und unterstützt Kundinnen und Kunden bei Fragen rund um Bewegung und Lebenshilfe.
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