Wie finde ich mein Idealgewicht?

Das Gewicht wird häufig anhand des Body-Mass-Index (BMI) beurteilt. Seine Aussagekraft ist jedoch beschränkt. Wir zeigen auf, ob sich trotzdem ein Idealgewicht definieren lässt – und welche Folgen Über- oder Untergewicht haben kann.

30.12.2021 Lara Brunner 4 Minuten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert die Gewichtsklassen anhand des Body-Mass-Index (BMI).

Um den BMI zu berechnen, teilt man das Körpergewicht (in Kilogramm) durch das Quadrat der Körpergrösse (in Metern). Ein Beispiel: Der BMI einer Person mit einer Grösse von 1,75 m und einem Gewicht von 70 kg beträgt 22,86 kg/m2.

Für Erwachsene über 20 Jahren gelten folgende Werte:

  • Untergewicht: unter 18,5 kg/m2
  • Normalgewicht: 18,5 bis 24,9 kg/m2
  • Übergewicht: 25 bis 29,9 kg/m2
  • Adipositas (Fettleibigkeit): 30 kg/m2 oder höher

Medizinisch betrachtet lässt ein reiner Blick auf den BMI, die Waage oder den Bauchumfang eines Menschen kein Urteil über seine Gesundheit zu. In den meisten Fällen ist das Gewicht nämlich nicht Ursache, sondern viel mehr Symptom eines ungesunden Lebensstils oder eines körperlichen Problems. Weiterführende Informationen zu diesem Thema finden Sie weiter unten.

Die Grenzen des BMI

Der BMI vergleicht lediglich das Gewicht im Verhältnis zur Körpergrösse. Eine weiterentwickelte Form des BMI, der Smart Body Mass Index, schliesst auch Alter und Geschlecht mit ein. Beide Methoden berücksichtigen jedoch weder die Statur noch das Verhältnis von Fett- und Muskelmasse. So weisen Sportlerinnen und Sportler häufig einen BMI im Bereich von Übergewicht auf, ohne eine erhöhte Fettmasse zu besitzen.

Normalgewicht oder Idealgewicht?

Die beiden Begriffe Normalgewicht und Idealgewicht verwendet man häufig als Synonym. Sie bedeuten allerdings nicht das Gleiche. Das Normalgewicht wird anhand des BMI berechnet. Je nach Körpergrösse gibt es somit eine Gewichtsspanne, die als «normal» eingestuft wird. Das Idealgewicht hingegen ist individuell. Es hängt davon ab, welche Ziele eine Person verfolgt und welches ästhetische Erscheinungsbild sie anstrebt.

Das Gewicht assoziiert unsere Gesellschaft jedoch nicht nur mit Gesundheit und körperlichem Wohlbefinden. Es beeinflusst unser Leben stark – von der Karriere bis zur Partnerwahl. Aufgrund dieses sozialen Drucks eifern häufig auch gesunde, normalgewichtige Menschen einem schlankeren Körper nach. Umgekehrt gibt es jedoch auch Personen, die sich mit Übergewicht wohlfühlen und dieses Gewicht somit als Idealgewicht ansehen.

David Fäh, Arzt und Ernährungswissenschaftler, meint dazu: «Auf die Frage, wie ein idealer Körper aussieht, gibt es keine einfache Antwort. Das wird mir immer wieder klar, wenn ich Athleten sehe: Während Kugelstösser meist stark übergewichtig sind, befinden sich Marathonläufer oft an der Grenze zum Untergewicht. Trotzdem sind wohl beide gesund. Um sein Idealgewicht zu erreichen, ergeben radikale Diäten wenig Sinn. Oft baut man dadurch Zuckervorräte, Wasser oder Muskelmasse ab und nicht das gewünschte Fett – diese verlorenen Kilos sind schnell wieder da. Viel sinnvoller und einfacher ist es, das eigene Körpergewicht zu halten. Wer darauf achtet, mit fortschreitendem Alter nicht kontinuierlich zuzunehmen, kommt seinem Wunschgewicht auf lange Sicht näher.»

Welche Gewichtsschwankungen sind normal?

Gewichtsschwankungen von bis zu drei Kilo innerhalb kurzer Zeit sind meist kein Grund zur Sorge. Mögliche Gründe dafür sind Veränderungen im Wasserhaushalt oder Kohlenhydrate-Vorrat. Bei intensiver Bewegung verliert der Körper zum Beispiel ein bis zwei Kilo. Aber auch die Fülle unseres Magen-Darm-Traktes kann die Zahl auf der Waage beeinflussen.

Wenn Sie allerdings innerhalb von wenigen Monaten ungewollt und ohne Erklärung Gewicht verlieren oder zulegen, sollten Sie sich ärztlichen Rat holen. Denn solche Gewichtsschwankungen können auf Krankheiten hindeuten:

  • Eine Überfunktion der Schilddrüse erhöht den Kalorienverbrauch. Eine Unterfunktion verlangsamt den Stoffwechsel.
  • Erkrankungen innerhalb des Verdauungstraktes sowie Infektionen im Körper können sich auf das Hungergefühl auswirken.
  • Bei einer Diabeteserkrankung nimmt der Körper keinen Blutzucker mehr auf. Deshalb zapft er die Fettreserven an und verliert schnell an Masse.
  • Gewisse Tumorarten können den Hormonhaushalt und das Gewicht beeinflussen – ebenso wie Herz- und Lungenkrankheiten oder Nebenwirkungen allfälliger Medikamente.
  • Bei Stress produziert der Körper vermehrt Cortisol. Dieses beeinflusst das Essverhalten und den Stoffwechsel massgeblich. Deshalb kann einer Veränderung des Gewichts auch eine psychische Ursache zugrunde liegen.

Haben Sie Fragen zu Ihrem Gewicht?

Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater liefern Ihnen hilfreiche Informationen zum Thema. Sie unterstützen Sie auch dabei, wenn Sie Ihre Ernährung umstellen oder mehr Bewegung in Ihren Alltag integrieren möchten.

Was beeinflusst das Gewicht?

Die Zahl auf der Waage hängt nicht nur davon ab, wie wir uns ernähren und wie oft wir uns bewegen. Es gibt zahlreiche weitere Faktoren:

  • Alter
    Mit zunehmendem Alter verlangsamt sich der Stoffwechsel, der Grundumsatz sinkt.
  • Charakter
    Grössere Gewichtsschwankungen erleben vor allem neurotische, risikofreudige, gesellige oder impulsive Personen.
  • Hormone
    Sie regulieren unter anderem Hunger, Appetit und die Energiebilanz.
  • Genetik
    Genvarianten beeinflussen den Energiehaushalt und die Regulation von Hunger und Sättigung.
  • Schlaf
    Schlafmangel beeinflusst die Hormone. Dadurch verändert er den Stoffwechsel und die Regulation von Hunger und Sättigung.
  • Sozioökonomie
    Je niedriger der soziale Status, desto höher das Risiko für Übergewicht. Wobei die Bildung das Gewicht klar stärker beeinflusst als das Einkommen oder die Berufsklasse.
  • Stress
    Den sogenannten Stress-Hypophagikern verschlägt es den Appetit. Stress-Hyperphagiker hingegen – auch Stress-Esser genannt – verspüren vermehrt Lust auf Zucker und Kohlenhydrate.

 

Wie wirkt sich das Gewicht auf die Gesundheit aus?

Wer sich gemäss BMI im Bereich des Normalgewichts befindet, hat ein geringeres Risiko für Erkrankungen, die im Zusammenhang mit dem Körpergewicht stehen. Starkes Über- wie auch Untergewicht hingegen können schwerwiegende Folgen für die Gesundheit haben.

Körperliche Folgen durch Übergewicht:

  • Diabetes
  • Herzprobleme und Arteriosklerose
  • Knochen- und Gelenkprobleme
  • Atemprobleme
  • Gewisse Krebsarten

Körperliche Folgen durch Untergewicht:

  • Osteoporose
  • Unfruchtbarkeit
  • Muskelschwund
  • Wundheilungsstörung
  • Organschäden

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