Reisekrankheit: Symptome und Mittel zur Behandlung

Wie äussern sich Reisekrankheiten wie Flugkrankheit oder Seekrankheit? Welche Medikamente helfen gegen die Symptome? Gibt es Hausmittel gegen Reisekrankheit? Informieren Sie sich über Prävention und Behandlung von Kinetose.

02.07.2024 Imke Schmitz 6 Minuten

Was ist Reisekrankheit?

Reisekrankheit, auch Kinetose genannt, ist eine weit verbreitete Reaktion auf Bewegungsreize. Symptome treten häufig bei kurvenreichen Fahrten, turbulenten Flügen oder Seegang auf Schiffen auf. Wie kommt es dazu? Wenn Sie etwa Auto fahren, sitzt Ihr Körper still. Die Nerven und Rezeptoren nehmen keine Bewegung in den Muskeln wahr. Die Augen hingegen registrieren schnelle Bewegungen. Auch das Gleichgewichtsorgan im Innenohr sammelt Informationen – über Kurven, Beschleunigungen und Steigungen. Augen, Gleichgewichtsorgan und Körper senden also widersprüchliche Signale an das Gehirn. Dieses ist nicht in der Lage, die verschiedenen Eindrücke von Bewegung und Beschleunigung zusammenzuführen. Das Gehirn ist überfordert, das Nervensystem überreizt. So kommt es beispielsweise zur Reisekrankheit im Auto mit Symptomen wie Schwindel oder Reiseübelkeit. Psychische Faktoren können die Reisekrankheit verstärken. Wenn Sie schon vor der Reise ängstlich oder gestresst sind, verschlimmert dies oft die Situation.

Es gibt verschiedene Arten von Reisekrankheit:

  • Seekrankheit: Diese tritt auf, wenn Sie auf einem Schiff oder einem anderen Wasserfahrzeug unterwegs sind.
  • Autokrankheit: Diese Reisekrankheit entsteht beim Autofahren.
  • Flugkrankheit: Wenn Sie mit dem Flugzeug reisen, kann diese Form der Reisekrankheit auftreten. Flugangst verstärkt in der Regel die Symptome der Flugkrankheit.
  • Landkrankheit: Hier erleben Sie die Symptome einer Reisekrankheit, wenn Sie nach einer Schiffsreise wieder festen Boden unter den Füssen haben.

Reisekrankheit: Welche Symptome?

Die häufigsten Anzeichen für Reisekrankheit sind:

  • Erbrechen: Sind Sie reisekrank, ist Erbrechen ein mögliches Symptom. Das Gehirn reagiert auf die widersprüchlichen Sinneswahrnehmungen und schüttet unter anderem Histamin aus. Dieser Botenstoff beeinflusst das Brechzentrum im Gehirn. Die Folge ist Übelkeit beim Fliegen, Schifffahren oder Übelkeit beim Autofahren. 
  • Schwitzen: Die Reiseübelkeit führt zu vermehrtem Schwitzen (oft kalter Schweiss) und Schweissausbrüchen. 
  • Schwindel: Auch Schwindel ist bei Reisekrankheit eine Folge der widersprüchlichen Signale, die der Körper an das Gehirn sendet.
  • Kopfschmerzen: Reiseübelkeit verursacht häufig Kopfschmerzen. 
  • Müdigkeit: Reisekrankheit wird häufig von Müdigkeit begleitet. Dies kann bei starker Kinetose zu Apathie (Teilnahmslosigkeit, Gleichgültigkeit) führen.

Die Reisekrankheit äussert sich anfangs durch leichte Symptome. Diese können sich aber im Verlauf verstärken. Eventuell kommen weitere Anzeichen hinzu. Dazu gehören: Blutdruckabfall, Herzrasen, ein subjektiv schweres Krankheitsgefühl und Hyperventilation (beschleunigte oder vertiefte Atmung).

Reisekrankheit ärztlich abklären?

Die Symptome der Reisekrankheit sind in der Regel eindeutig: Sie treten immer in den gleichen Situationen auf – zum Beispiel im Auto oder auf dem Schiff. Bei leichten bis mittelschweren Beschwerden suchen Betroffene daher meist keine medizinische Fachperson auf. Sind die Symptome jedoch schwerwiegender, ist eine Abklärung sinnvoll: Die Ärztin oder der Arzt prüft, ob Sie tatsächlich reisekrank sind – und nicht etwa eine Infektion oder eine Lebensmittelvergiftung dahintersteckt.

Was hilft gegen Reiseübelkeit?

Treffen Sie vorbeugende Massnahmen gegen Reisekrankheit. So können Sie mögliche Symptome lindern oder sogar ganz vermeiden. Grundsätzlich gilt: Mit der richtigen Ernährung verringern Sie das Risiko für Beschwerden. Doch was können Sie essen bei Reiseübelkeit? Bevorzugen Sie leichte und fettarme Kost. Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten. Und kauen Sie Kaugummi. Das hilft gegen eine Überreaktion des Magens.

Reisekrankheit im Auto, Bus und Co. vorbeugen

Häufig kommt es zu Übelkeit beim Autofahren. Was hilft dagegen? Am besten fahren Sie selbst. Als Beifahrerin sollten Sie vorne sitzen. Der Fahrer sollte abrupte Spurwechsel und starkes Beschleunigen vermeiden. Lesen Sie zudem nicht während der Fahrt, öffnen Sie ab und zu das Fenster und machen Sie alle zwei Stunden eine Bewegungspause – vor allem bei längeren Fahrten. Schauen Sie auf einen festen Punkt am Horizont.

Sitzen Sie im Bus, wählen Sie am besten einen Platz in der Mitte oder vorne. Dort schwankt der Bus weniger. Im Zug setzen Sie sich idealerweise in Fahrtrichtung, stehen regelmässig auf und gehen ein paar Schritte. Und auch im Bus und Zug gilt: Richten Sie den Blick auf einen festen Punkt am Horizont.

Ob im Auto, Bus oder Zug – halten Sie Kopf und Körper möglichst ruhig und sitzen Sie zurückgelehnt mit dem Gesicht nach vorn. Schlafen Sie sich vor Fahrtantritt gut aus. Versuchen Sie ausserdem, entspannt zu bleiben. Wenn Sie ständig auf die ersten Anzeichen der Reisekrankheit warten, stellen sie sich bestimmt schnell ein.

Flugkrankheit vermeiden

Was können Sie präventiv tun gegen Reiseübelkeit im Flugzeug? Wenn Sie mit dem Flugzeug reisen, ist ein Sitzplatz am Gang und in der Nähe der Tragfläche optimal. Dort spüren Sie die Bewegungen des Flugzeugs am wenigsten. Eine Alternative ist ein Platz im vorderen Teil des Flugzeugs. Bei längeren Flügen ist es sinnvoll, ein wenig zu schlafen.

Seekrankheit vorbeugen

Was hilft vorbeugend gegen Seekrankheit? Am besten wählen Sie eine Kabine oder einen Platz in der Mitte des Schiffes – entweder dicht über dem Wasserspiegel oder an Deck. So vermeiden oder lindern Sie die Übelkeit durch Seekrankheit. Zudem sollten Sie sich immer mit dem Schiff und nicht gegen das Schiff bewegen.

Was tun gegen Reiseübelkeit?

Es gibt zahlreiche Mittel gegen Reisekrankheit. Dazu gehören verschiedene Medikamente gegen Reisekrankheit sowie bewährte Hausmittel gegen Reiseübelkeit. Im Folgenden finden Sie die besten Mittel gegen Seekrankheit, Autokrankheit und Flugkrankheit.

Reiseübelkeit: Welche Medikamente helfen?

Gegen Reisekrankheit gibt es Tabletten oder Zäpfchen. Zudem gibt es Kaugummis und Pflaster gegen Reiseübelkeit. Diese Mittel erhalten Sie in der Regel rezeptfrei in der Apotheke. In akuten Fällen verschreibt Ihnen Ihre Ärztin oder Ihr Arzt entsprechende Präparate. Gegen Reisekrankheit wirksame Medikamente enthalten in der Schweiz meist folgende Wirkstoffe:

  • Meclozin: Dieses Antihistaminikum ist in Kombination mit Koffein und Pyridoxin erhältlich. Dank des Koffeins wirken diese Reiseübelkeit-Medikamente, ohne Müdigkeit hervorzurufen. Bei Reiseübelkeit wirkt dieses Medikament 12 bis 24 Stunden.
  • Dimenhydrinat: Hilft bei Reisekrankheit und ist häufig in Kaugummis enthalten. Diese Kinetose-Medikamente wirken etwa 1 bis 3 Stunden.
  • Dimetindenmaleat: Dieser Wirkstoff in Reisekrankheit-Medikamenten ist ein Antihistaminikum.

Sprechen Sie mit einer Apothekerin oder einem Arzt über die richtige Dosierung des Medikaments. Besprechen Sie auch, welche Reiseübelkeit-Tabletten und andere Mittel gegen Reiseübelkeit für Sie am besten geeignet sind. Nehmen Sie die Medikamente bei Reisekrankheit ein, sobald Sie die ersten Anzeichen bemerken. Wenn Sie bereits wissen, dass Sie zu Reisekrankheit neigen, nehmen Sie das Medikament gegen Reiseübelkeit je nach Präparat eine halbe bis eine Stunde vor Reiseantritt ein.

Hinweis: Sie wissen nie, was Sie in den Ferien erwartet. Bestücken Sie Ihre Reiseapotheke daher nicht nur mit Reisetabletten gegen Übelkeit, sondern auch mit Mitteln gegen Durchfall und Schmerzen.

Hausmittel bei Reiseübelkeit

Neben Medikamenten gibt es auch andere Mittel gegen Reiseübelkeit. Diese finden Sie oft zu Hause:

  • Ingwer kann gegen Reiseübelkeit helfen. Er lindert Übelkeit und Schwindel. Kauen Sie frische Scheiben oder nehmen Sie Ingwerpulver. Ingwer gibt es auch in Form von Tabletten, beispielsweise gegen Seekrankheit.
  • Bei Reiseübelkeit hilft auch Tee mit Anis, Fenchel oder Kamille.
  • Angenehme Düfte wie Zitrus- oder Pfefferminzaromen sorgen für ein Wohlgefühl bei Reisekrankheit. Wenden Sie dieses Mittel wie folgt an: Geben Sie ein wenig ätherisches Öl auf ein Tuch oder Wattepad. Riechen Sie bei Bedarf daran.

Ebenso hilft Akupressur gegen Reiseübelkeit. Es gibt zum Beispiel Armbänder gegen Reiseübelkeit, die auf der Innenseite mit kleinen Noppen versehen sind. Diese üben Druck auf den sogenannten Nei-Kuan-Punkt am Handgelenk aus. Das lindert in einigen Fällen die Übelkeit.

Reiseübelkeit bei Kindern: Was hilft?

Reisekrankheit betrifft häufig Kinder im Alter zwischen 2 und 12 Jahren. Gegen Reiseübelkeit bei Kindern helfen verschiedene Mittel:

  • Kaugummi hilft gegen Reiseübelkeit bei Kindern ab 6 Jahren. Dieses Mittel wird in der Regel niedrig dosiert.
  • Betrifft Reiseübelkeit Ihr Kind, sind pflanzliche Mittel eine gute Wahl. Dazu gehören Präparate mit Ingwer gegen Seekrankheit oder andere Formen der Reiseübelkeit.
  • Für Reisekrankheit bei Kindern sind auch Medikamente mit den Wirkstoffen Meclozin, Pyridoxin und Koffein geeignet. Allerdings erst ab einem Alter von 12 Jahren.

Wichtig: Gegen Reiseübelkeit bei Kindern helfen viele Medikamente. Sprechen Sie aber immer mit einer Kinderärztin oder einem Kinderarzt, bevor Sie Ihrem Kind ein Medikament wie etwa Kaugummis gegen Reiseübelkeit geben. Vor allem bei Kleinkindern können diese Mittel manchmal das Gegenteil bewirken. Es kommt dann zu Erbrechen und Übelkeit.

Homöopathie gegen Reisekrankheit

In der Homöopathie gibt es verschiedene Mittel gegen die Beschwerden der Reisekrankheit. Eines davon ist Cocculus D6. Dieses Präparat erhalten Sie als Tropfen, Globuli oder Reisetabletten gegen Übelkeit. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, welche homöopathischen Mittel beispielsweise gegen Seekrankheit für Sie geeignet sind.

Sonstige Mittel gegen Reiseübelkeit

Was können Sie noch tun bei Seekrankheit und sonstiger Reiseübelkeit?

  • Es gibt Brillen gegen Reiseübelkeit. Diese enthalten eine Flüssigkeit, die einen künstlichen Horizont erzeugt. So umgehen Sie den widersprüchlichen Sinneswahrnehmungen.
  • Auch Nackenpolster sind auf Reisen nützlich. Sie halten den Kopf in einer ruhigen Position und verhindern möglicherweise Reiseübelkeit.
  • Bei Reisekrankheit schafft frische Luft Abhilfe. Öffnen Sie etwa im Auto die Fenster.

Reisekrankheit betrifft viele Menschen und trübt die Freude am Reisen. Mit den richtigen Vorbereitungen und Massnahmen können Sie die Symptome jedoch lindern. Probieren Sie verschiedene Strategien aus und finden Sie heraus, was Ihnen am besten hilft. Sprechen Sie bei Bedarf mit Ihrer Ärztin oder einem Apotheker.

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