Bei der Verhaltensaktivierung werden Menschen mit einer Depression aktiv in Kontakt mit ihrer Umwelt gebracht, um positive Erfahrungen zu fördern. Doch wie sinnvoll ist diese kurzfristige Behandlungsmethode? Ein Überblick.
Jeder Mensch erlebt Phasen von Niedergeschlagenheit, Trauer oder Verzweiflung. Sie gehören zum Leben dazu und vergehen in der Regel nach einiger Zeit wieder. Bei Menschen mit einer Depression ist das anders. Sie fallen über mehrere Wochen oder Monate in ein emotionales Tief, aus dem sie oft keinen Ausweg sehen. Negative Gefühle und Gedanken beeinflussen ihr Denken und Handeln, auch ohne ein auslösendes Ereignis oder einen erkennbaren Grund.
Handelt es sich bei der Depression um ein einzelnes Ereignis, spricht man von einer depressiven Episode. Daraus kann sich eine wiederkehrende depressive Störung oder sogar eine chronische Depression entwickeln. Die Symptome reichen von anhaltender Traurigkeit und Niedergeschlagenheit über Interessenlosigkeit, Antriebsmangel und Appetitlosigkeit bis zu Schlafstörungen, Zukunftsängsten und Suizidgedanken.
Es gibt verschiedene Ansätze zur Behandlung einer Depression. Die Verhaltensaktivierung setzt im Hier und Jetzt an. Im Gegensatz zu bestimmten psychiatrischen oder psychotherapeutischen Verfahren werden dabei keine traumatischen Erfahrungen aus der Vergangenheit aufgearbeitet. Stattdessen sollen Lösungen für aktuelle Probleme gefunden werden. Hauptziel der Verhaltensaktivierung ist es, Betroffene aktiv in Kontakt mit ihrer Umwelt zu bringen, um positive Erfahrungen zu fördern.
Das Harding-Zentrum für Risikokompetenz an der Universität Potsdam hat den Nutzen und Schaden einer Verhaltensaktivierung als kurzfristige psychotherapeutische Behandlung gegenüber einer allgemeinmedizinischen, hausärztlichen Behandlung ohne psychiatrische oder psychotherapeutische Therapie bei einer mittelschweren bis schweren Depression zusammengefasst.
Bei etwa 53 von je 100 Personen, die nicht psychiatrisch oder psychotherapeutisch behandelt, sondern allgemeinmedizinisch betreut wurden, haben sich die Symptome der Depression innerhalb von zwölf Wochen deutlich verringert. Bei Personen, die mit einer Verhaltensaktivierung behandelt wurden, verringerten sich die Symptome der Depression innerhalb von zwölf Wochen deutlich bei 75 von je 100 Personen. Damit profitierten von der Verhaltensaktivierung 22 von je 100 Personen mehr als von einer allgemeinmedizinischen Betreuung ohne psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung. Personen mit Verhaltensaktivierung erlebten zudem weniger Sorgen und Ängste.
Durch die Verhaltensaktivierung als psychotherapeutische Behandlung traten bisher bei 11 von je 100 Personen unerwünschte Ereignisse auf, wie zum Beispiel Einweisungen ins Krankenhaus oder auch Suizidgedanken und -versuche. Ohne psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung war dies bei 8 von je 100 Personen der Fall.
Eine Verhaltensaktivierung kann dazu beitragen, Symptome einer Depression zu verringern und das Erleben von Sorgen und Ängsten zu verbessern. Allerdings kann dieser Ansatz für Menschen mit schweren, chronischen Depressionen sehr anstrengend und nur von kurzer Wirksamkeit sein. Grund ist, dass er auf die Lösung aktueller Probleme gerichtet ist und nicht auf die Behandlung der Ursachen.
Ob eine Therapie mit der Verhaltensaktivierung sinnvoll ist, hängt von den jeweiligen Zielen der Betroffenen und der Schwere der Depression ab. Eine Ärztin oder ein Arzt hilft bei der Wahl der passenden Therapie. Jetzt haben Sie einen besseren Überblick über dieses komplexe Thema.
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