Abstillen ist ein wichtiger Schritt im Leben von Mutter und Kind. Wie funktioniert Abstillen? Was bewirkt die Hormonumstellung beim Abstillen? Welche Symptome treten auf? Erfahren Sie, wie Sie abstillen und welche Methoden es dafür gibt.
Abstillen bedeutet, die Stillbeziehung zwischen Mutter und Kind zu beenden. Die Mutter stellt ihr Kind dabei auf feste Nahrung oder Säuglingsnahrung um. Dieser Prozess erfolgt schrittweise und dauert unterschiedlich lange. Fachpersonen unterscheiden zwischen primärem und sekundärem Abstillen.
Das primäre Abstillen hat das Ziel, den durch die Geburt bedingten Milcheinschuss zu unterbinden. Das geschieht innerhalb von 24 Stunden nach der Entbindung. Häufig ist das Abstillen nach der Geburt der Wunsch der Frau. Manchmal gibt es aber auch äussere Umstände, die ein primäres Abstillen erfordern (z. B. eine Totgeburt oder die Einnahme bestimmter Medikamente).
Sekundäres Abstillen erfolgt nach mehr als 24 Stunden nach der Geburt. Die Gründe für sekundäres Abstillen reichen vom persönlichen Wunsch der Stillenden bis hin zu Problemen beim Stillen (z. B. Brustentzündung). Sekundäres Abstillen erfolgt üblicherweise, wenn die Mutter bereits eine Stillbeziehung zu ihrem Baby aufgebaut hat. Viele Mütter entscheiden sich beispielsweise nach drei Monaten oder einem Jahr für das sekundäre Abstillen.
Die Antikörper in der Muttermilch unterstützen das Immunsystem Ihres Babys und schützen es teilweise vor Kinderkrankheiten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt daher, Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten ausschliesslich zu stillen. Idealerweise geben Sie Ihrem Kind spätestens ab dem siebten Lebensmonat Beikost und setzen das Stillen bis zum zweiten Lebensjahr oder länger fort. Einige Mütter stillen jedoch früher ab – aus gesundheitlichen oder aus persönlichen Gründen.
Gut zu wissen: Für die Kita-Eingewöhnung ist es nicht nötig, abzustillen. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt weiterhin einen Stillwunsch haben, geben Sie die Muttermilch frisch, gekühlt oder gefroren in der Kita ab.
Das Vorgehen beim Abstillen ist individuell. Sie und Ihr Baby entscheiden gemeinsam, welche Methode am geeignetsten ist. Falls Sie gesundheitliche Beschwerden haben, vertrauen Sie dem Rat Ihres Arztes, Ihrer Ärztin oder Ihrer Hebamme.
Einige Mütter sind müde und erschöpft vom nächtlichen Stillen. Sie entscheiden sich, nachts abzustillen. Mithilfe der Gordon-Methode ist das Abstillen innert zehn Nächten möglich. Die Voraussetzung: Ihr Kind ist mindestens ein Jahr alt und gesund.
Ziel der Gordon-Methode ist, für sieben Stunden auf das Stillen zu verzichten. Richten Sie sich dabei nach Ihrer üblichen Schlafenszeit. Gehen Sie beispielsweise um 22.30 Uhr zu Bett und geben Sie Ihrem Kind kurz vorher eine letzte Mahlzeit. Planen Sie, sieben Stunden später, also um 05.30 Uhr, wieder zu stillen. Wenn Sie nach Gordon abstillen, halten Sie den folgenden Plan ein:
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Nächte
Vorgehen
1 bis 3
Wacht Ihr Kind in der Nacht weinend auf, trösten Sie es und stillen Sie es für kurze Zeit. Wichtig: Stillen Sie Ihr Kind nicht in den Schlaf. Kuscheln Sie stattdessen mit ihm, bis es wieder einschläft.
4 bis 6
Beruhigen Sie Ihr Kind, wenn es aufwacht. Streicheln Sie es und kuscheln Sie mit ihm. Verzichten Sie komplett darauf, es zu stillen. Diese Form des Abstillens führt nachts oft zu Geschrei. Deshalb ist die Nähe zu Ihrem Kind besonders wichtig. Idealerweise unterstützt Ihr Partner oder Ihre Partnerin Sie dabei.
7 bis 10
Bestenfalls hat sich Ihr Kind nun an den neuen Ablauf gewöhnt. Schreit es nachts dennoch, trösten Sie es. Nehmen Sie es aber nicht mehr auf den Arm. Halten Sie seine Hand, streicheln Sie es und sprechen Sie sanft mit ihm.
In manchen Fällen ist es nötig, sofort abzustillen. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Wichtig: Hören Sie nicht abrupt mit Stillen auf. Für Ihr Baby ist das unter Umständen sehr belastend. Wenden Sie sich am besten zunächst an Ihre Hebamme, einen Stillberater oder eine Stillberaterin. Suchen Sie ausserdem ärztlichen Rat, wenn Sie beim Abstillen körperliche Beschwerden haben.
Im Rahmen der Grundversicherung übernehmen wir die Kosten für die Betreuung durch eine Hebamme bis zu acht Wochen nach der Geburt. Unsere Grundversicherung deckt zudem die Kosten für drei Stillberatungen durch eine Hebamme oder eine ausgebildete Fachperson ab.
Die meisten stillenden Mütter entscheiden sich für langsames Abstillen. Dabei ersetzen sie die Stillmahlzeiten schrittweise durch Beikost. Parallel dazu stillen sie das Baby weiter, wenn es danach verlangt.
Wie lange dauert das langsame Abstillen? Das hängt von den Bedürfnissen von Mutter und Kind ab. Das Baby ist abgestillt, wenn es drei vollwertige Mahlzeiten pro Tag zu sich nimmt. Wenn Sie sich beim langsamen Abstillen für die natürliche Variante entscheiden, bestimmt Ihr Baby den Zeitpunkt des Abstillens.
Das Kind abzustillen, ist manchmal gar nicht so leicht. Die folgenden Tipps unterstützen Sie dabei:
Abstillen führt bei der Mutter manchmal zu körperlichen oder psychischen Symptomen:
Übrigens: Abstillen, das schnell und gänzlich schmerzlos abläuft, ist die Ausnahme. Stillen Sie daher, wenn möglich, langsam ab. Auf diese Weise reduzieren Sie das Risiko für Probleme wie schmerzende Brüste.
Wenn Sie abstillen, wirkt sich das möglicherweise auf Ihr Kind aus. Für einige Kinder ist das Abstillen emotional belastend. Sie schreien und sind traurig, die Stillbeziehung zu verlieren. Möglicherweise kränkelt Ihr Kind nach dem Abstillen zunächst häufiger. Der Grund: Das Immunsystem Ihres Kindes nimmt keine Antikörper mehr über die Muttermilch auf.
Abstillen braucht Geduld, Unterstützung und die richtigen Tipps. Im Folgenden erfahren Sie, wie Sie das Abstillen sanft und effektiv gestalten.
Sie möchten abstillen und zu Pre-Nahrung wechseln? Beachten Sie folgendes:
Hinweis: Einige Babys sind reif für Beikost, bevor sie sechs Monate alt sind. Das erkennen Sie an bestimmten Anzeichen – beispielsweise, wenn sie an Essen und Kaubewegungen interessiert sind. In diesem Fall spricht nichts dagegen, vorsichtig mit der Beikost zu starten. Die Voraussetzung: Ihr Kind ist mindestens vier Monate alt.
Gegen Milchstau beim Abstillen gibt es viele Hausmittel:
Zusätzlich hilft es, beim Abstillen die Brust auszustreichen: Formen Sie mit Daumen und Zeigefinger ein «C». Positionieren Sie Ihren Daumen über dem Warzenhof und die anderen Finger darunter. Halten Sie die Brust leicht angehoben und drücken Sie sanft mit Daumen und Fingern zum Brustkorb hin. Drücken Sie Daumen und Finger nun leicht zusammen, damit sich der Warzenhof zusammenschiebt. Drehen Sie das «C» zwei Zentimeter im Uhrzeigersinn. Wiederholen Sie den Ablauf so lange, bis Sie alle Milchgänge geleert haben. Verzichten Sie auf das Abstillen mit einer Pumpe. Das fördert die Milchbildung.
Mittel aus der Homöopathie unterstützen das Abstillen allenfalls. Beispielweise Phytolacca, das sie als Globuli erhalten. Es mindert unter Umständen die Milchmenge. Üblich sind für diesen Zweck die Potenzen D1, D2 oder D4.
Wenden Sie sich an einen Homöopathen, eine Homöopathin, einen Arzt oder eine Ärztin, bevor Sie homöopathische Mittel einnehmen. Er oder sie weiss, welche Dosierung für Sie am besten ist.
Nach dem Abstillen bemerken viele Frauen körperliche Veränderungen. Dazu zählen:
Nach der letzten Stillmahlzeit stellen die Milchdrüsen ihre Funktion langsam ein und bilden sich zurück. Nach ungefähr einem Monat ist Ihre Brust frei von Milch. Sprechen Sie mit Ihrer Hebamme, falls Sie nach dem Abstillen den Wunsch haben, wieder zu stillen. In einigen Fällen ist das möglich.
Wann die Periode nach dem Abstillen genau einsetzt, lässt sich nicht verallgemeinern. Bei vielen Frauen setzt die Periode bereits vor dem Abstillen wieder ein. Andere haben gar keine Menstruation während der Stillzeit. Generell gilt: Je häufiger und länger Sie stillen, desto später setzt Ihre Monatsblutung ein. Grund dafür ist das Hormon Prolaktin. Es verhindert, dass die Eizellen reifen. Der Eisprung bleibt aus. Wenn Sie oft und über einen längeren Zeitraum stillen, produziert Ihr Körper mehr Prolaktin. Wenn Sie sich beispielsweise für das Abstillen nach vier Monaten entscheiden, normalisiert sich Ihr Zyklus daher früher als bei einer Stilldauer von einem Jahr. Bedenken Sie jedoch: Der erste Eisprung verläuft oft unbemerkt. Daher ist eine Schwangerschaft möglich, auch wenn Sie Ihre Monatsblutung noch nicht haben.
Haben Sie mehrere Monate nach dem Abstillen noch immer keine Periode, wenden Sie sich an Ihren Frauenarzt oder Ihre Frauenärztin.
Geduld und Einfühlungsvermögen sind beim Abstillen unverzichtbar. Hausmittel helfen oft, das Abstillen sanfter zu gestalten und Beschwerden zu lindern. Lassen Sie sich von Ihrer Hebamme begleiten und nutzen Sie die Unterstützung Ihres Partners oder Ihrer Partnerin. Vertrauen Sie auf Ihr Bauchgefühl und die Bedürfnisse Ihres Kindes, um diese Zeit harmonisch zu gestalten.
Gerne helfen wir Ihnen weiter.