Ein Bandscheibenvorfall kann sehr schmerzhaft sein. Was Sie dagegen tun können, welche Therapie hilft und warum eine Operation selten nötig ist.
Der Bandscheibenvorfall ist eine Krankheit der Wirbelsäule: Teile der Bandscheibe treten in den Wirbelkanal vor und können dort auf einen Nerv drücken. Bandscheibenvorfälle sind häufiger Auslöser für Rückenschmerzen. Allerdings stehen meist die ausstrahlenden Schmerzen – je nach Art des Vorfalls in das Bein oder den Arm – im Vordergrund.
Ob Symptome auftreten und welche, hängt davon ab, wie stark Nervenstrukturen betroffen sind. Bandscheibenvorfälle sind häufig unproblematisch: Oft werden sie nicht bemerkt, einige verursachen starke Schmerzen und nur wenige sind gefährlich, indem sie Nerven schädigen. Fachlich wird von einer Diskushernie oder einem Diskusprolaps gesprochen.
Bei heftigen Kreuzschmerzen ohne weitere Symptome kann es sich auch um ein Lendenwirbelsäulensyndrom (LSW) handeln, auch akute Lumbago genannt – umgangssprachlich «Hexenschuss». Beim normalerweise harmlosen LSW-Syndrom verkrampft sich die Muskulatur im Kreuz.
Oft kündigt sich ein Bandscheibenvorfall mehrere Tage im Voraus an. Klären Sie die Ursachen von Rückenschmerzen unbedingt ab:
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Die Bandscheiben liegen zwischen den 24 beweglichen Wirbeln unserer Wirbelsäule. Sie halten sie agil und federn Stösse ab. Der Druck auf die Bandscheiben ist enorm: Schon beim blossen Stehen hält unsere Lendenwirbelsäule mehr als das eigene Körpergewicht aus, im Sitzen das doppelte davon. Beim Bücken lasten sogar mehrere hundert Kilogramm auf ihr. Stärken Sie deshalb Ihre Rumpfmuskulatur: Sie schützt vor Fehlbelastung und stabilisiert Ihre Wirbelsäule.
Aussen besteht die Bandscheibe aus einem Faserring, innen aus einem gelartigen Gewebe, dem Gallertkern. Wenn die Hülle reisst, tritt diese Masse aus und drückt auf Nervenwurzeln oder das Rückenmark. Auslöser dafür sind genetische Veranlagung, Rauchen, jahrelange Fehlbelastung, altersbedingter Gewebeabbau, selten auch ein Unfall. Im Volksmund hört man oft, die Bandscheibe sei eingeklemmt – es ist jedoch umgekehrt: Die Bandscheibe klemmt die Nerven ein.
Am häufigsten passiert ein Bandscheibenvorfall an der unteren Lendenwirbelsäule, manchmal auch in der Halswirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist äusserst selten betroffen.
Die Elastizität der Bandscheiben lässt im Laufe des Lebens nach. Auch die genetische Veranlagung und jahrelange Abnutzung können zu einer Schädigung der Bandscheiben führen. Eine Diskushernie ist somit der Endzustand eines längeren Prozesses. Manchmal genügt ein Auslöser, um das Problem ans Licht zu bringen: Eine ruckartige Bewegung oder Drehung – und der Schmerz schlägt ein wie der Blitz.
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In den meisten Fällen lassen sich Bandscheibenvorfälle ohne Operation behandeln. Falls die Schmerzen erträglich sind und keine Muskelschwäche oder Lähmungen auftreten, sind Physiotherapie und Schmerzmittel die erste Wahl. Ziel der Therapie ist, Fehlhaltungen zu lösen sowie die Becken- und Rückenmuskeln zu stärken. Bei Bedarf helfen entzündungshemmende Schmerzmittel. Die Therapie dauert im Schnitt sechs bis acht Wochen.
Wenn sich die Situation nicht bessert, kommt die Interventionelle Schmerztherapie infrage. Dabei werden die schmerzenden Nervenwurzeln gezielt mittels Spritzen (Infiltration) behandelt. Bei einer unklaren Schmerzsituation helfen die Spritzen auch, den Schmerz zu orten und gezielt zu behandeln.
Eine Operation ist in der Regel das letzte Mittel, wenn keine der Massnahmen wirkt. Und auch, wenn der Druck auf die Nerven zu stark ist und bleibende Schäden wie gelähmte Bein- oder Armmuskeln drohen. Ganz selten sind die für die Blasen- und Darmentleerung zuständigen Nerven betroffen. In diesem Fall muss notfallmässig operiert werden. Bei der Operation entfernt die Chirurgin oder der Chirurg das vorgewölbte Bandscheibengewebe in der Regel minimalinvasiv, das heisst mit kleinen, schonenden Eingriffen mithilfe eines Mikroskops oder einer Kamera (Endoskop).
Dr. med. Guy Waisbrod ist Leitender Arzt für Wirbelsäulenchirurgie und Orthopädie im Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil. Zudem leitet er das Projekt eines interdisziplinären Rückenzentrums. Guy Waisbrod stand uns bei diesem Artikel beratend und redaktionell zur Seite.
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