Schilddrüsenüberfunktion: Ursache, Symptome & Therapie

Wie bemerkt man eine Schilddrüsenüberfunktion? Kommt es bei einer Schilddrüsenüberfunktion zu einer Gewichtszunahme? Treten Schmerzen bei einer Schilddrüsenüberfunktion auf? Erfahren Sie mehr zur Überfunktion der Schilddrüse sowie deren Auslöser und Anzeichen.

03.09.2024 Imke Schmitz 7 Minuten

Was ist eine Schilddrüsenüberfunktion?

Bei einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) ist der Stoffwechsel besonders aktiv. Was aber passiert bei einer Schilddrüsenüberfunktion genau? Im Fall einer Hyperthyreose produziert die Schilddrüse zu viele Hormone. Dies verursacht diverse Symptome. Circa ein Mensch von hundert ist von einer Überfunktion der Schilddrüse betroffen. In den meisten Fällen entsteht die Hyperthyreose zwischen 20 und 50 Jahren, als eine sogenannte erworbene Hyperthyreose. Deutlich seltener ist sie angeboren. 

Hyperthyreose: Ursachen

Für eine Schilddrüsenüberfunktion kommen unterschiedliche Auslöser infrage:

  • Morbus Basedow
  • Schilddrüsenautonomie, z. B. in Form von Knoten, die selbstständig Hormone produzieren
  • Schilddrüsenentzündung
  • Jodüberschuss
  • Überdosierung von Schilddrüsenhormonen
  • Gut- und bösartige Tumorerkrankungen

Die häufigsten Ursachen für eine Schilddrüsenüberfunktion sind Morbus Basedow und die Schilddrüsenautonomie. Letztere kommt hauptsächlich bei älteren Menschen vor.

Was ist Morbus Basedow?

Morbus Basedow ist eine Autoimmunerkrankung und bei einer Schilddrüsenüberfunktion eine der verbreitetsten Ursachen. Etwa 70 bis 80 Prozent der Schilddrüsenüberfunktionen sind auf diesen Auslöser zurückzuführen. Bei Frauen tritt diese Erkrankung bis zu zehnmal häufiger auf als bei Männern. Insofern betrifft eine Schilddrüsenüberfunktion Frauen öfter. Die Symptome von Morbus Basedow kommen üblicherweise von der verursachten Hyperthyreose. So führt Morbus Basedow beispielsweise nicht zur Gewichtszunahme, sondern zu einer Abnahme des Körpergewichts.

Schilddrüsenüberfunktion: Symptome

Die von einer Schilddrüsenüberfunktion verursachten Symptome sind bei Männern und Frauen ähnlich. Wie merke ich, dass ich eine Schilddrüsenüberfunktion habe? Folgende Anzeichen können darauf hindeuten:

  • Vermehrtes Schwitzen: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist ein Symptom Hitzeempfindlichkeit. Betroffene schwitzen vermehrt und es ist ihnen schnell zu warm.
  • Hervorstehende Augen: Eine Schilddrüsenüberfunktion beeinflusst auch die Augen, wenn Morbus Basedow die Ursache ist. Diese treten in manchen Fällen hervor. Patienten und Patientinnen sind dabei lichtempfindlich und die Augen sind trocken.
  • Hoher Blutdruck: Ein weiteres Anzeichen einer Schilddrüsenüberfunktion ist Bluthochdruck. Dieses Hyperthyreose-Symptom geht oft mit Herzrasen und manchmal auch mit Herzrhythmusstörungen einher. 
  • Gewichtsabnahme: Betroffene haben häufig mehr Appetit. Trotzdem führt eine Schilddrüsenüberfunktion selten zu einer Gewichtszunahme. Vielmehr verursacht sie eine Gewichtsabnahme. Üblicherweise nehmen Betroffene innerhalb weniger Wochen an Gewicht ab.
  • Schmerzen: Mitunter kommt es bei einer Schilddrüsenüberfunktion zu Schmerzen in den Muskeln.
  • Verminderter Muskelaufbau: Eine Schilddrüsenüberfunktion erschwert den Muskelaufbau durch den erhöhten Stoffwechsel. 
  • Müdigkeit: Ebenso verursacht eine Schilddrüsenüberfunktion Müdigkeit, begleitet von Erschöpfung und Kraftlosigkeit. 
  • Reizbarkeit: Innere Unruhe, Reizbarkeit und Nervosität sind ausserdem mögliche Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion. Einige Betroffene erleben Stimmungsschwankungen und sind aggressiv. 
  • Geschwollener Hals: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion ist der Hals unter Umständen geschwollen. Die Ursache ist eine vergrösserte Schilddrüse. 
  • Haarausfall: Zudem führt eine Schilddrüsenüberfunktion zu Haarausfall. Die Haare sind dünn und brechen schneller.
  • Zyklusstörungen: Ein Symptom der Schilddrüsenüberfunktion bei Frauen ist ein unregelmässiger Zyklus
  • Erektionsstörungen: Eine Schilddrüsenüberfunktion sorgt beim Mann eventuell für Impotenz. 
  • Libidoverlust: Auch sexuelles Desinteresse ist aufgrund einer Schilddrüsenüberfunktion möglich. Dies kommt bei Männern und Frauen vor.

Schilddrüsenüberfunktion und Wechseljahre

Während der Wechseljahre treten vermehrt Funktionsstörungen der Schilddrüse auf, wie etwa eine Schilddrüsenüberfunktion. Die Veränderungen der Hormone in den Wechseljahren begünstigen unter anderem Herzerkrankungen und Knochenschwund (Osteoporose). Eine Schilddrüsenüberfunktion oder eine andere Funktionsstörung verstärken diese Beschwerden womöglich. Bemerken Sie Symptome einer Hyperthyreose, sprechen Sie daher mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Hyperthyreose: Diagnostik

Die Diagnose einer Hyperthyreose beginnt mit einer Anamnese. Sie besprechen Ihre Beschwerden und Ihre Krankheitsgeschichte mit einer medizinischen Fachperson. Besteht der Verdacht einer Schilddrüsenüberfunktion, geben die Blutwerte mehr Aufschluss. Dabei sind die Hormone TSH, T3 und T4 relevant. Sind T3 und T4 nicht an ein Protein gebunden, bezeichnen Fachpersonen diese als «ft3» und «ft4». Bei einer Hyperthyreose variieren die Blutwerte je nach Ausprägung: 

  • Latente Hyperthyreose: Bei einer latenten Schilddrüsenüberfunktion ist der TSH-Wert niedriger als der Normalwert. Dieser liegt bei Erwachsenen bei 0,27 bis 4,20 µIU/ml (Menge pro Volumen). Sowohl ft3 als auch ft4 sind unauffällig.
  • Manifeste Hyperthyreose: Liegt eine manifeste Hyperthyreose vor, ist der TSH-Wert ebenfalls niedriger.

Haben Sie auffällige Blutwerte und kommen Symptome von Morbus Basedow hinzu, testet der Arzt oder die Ärztin Ihr Blut auf bestimmte Antikörper (TSH-Rezeptorantikörper, TRAK). In der Regel folgt bei einer Hyperthyreose eine Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse. Hierbei schaut sich die Fachperson die Grösse und Struktur Ihrer Schilddrüse genauer an. Womöglich führt sie auch eine Szintigrafie durch. Das ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, die Aufschluss über die Aktivität eventuell vorhandener Knoten sowie der gesamten Schilddrüse gibt.

Schilddrüsenüberfunktion: Was tun?

Bei der Schilddrüsenüberfunktion erfolgt die Behandlung auf unterschiedliche Weise. Dabei richtet sich die Hyperthyreose-Therapie unter anderem nach der Ursache der Erkrankung:

  • Hyperthyreose-Medikamente: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion kommen mitunter Medikamente zum Einsatz. Das ist vor allem der Fall, wenn die Ursache Morbus Basedow ist. Welche Tabletten verschreiben Fachpersonen bei einer Schilddrüsenüberfunktion? In der Regel nehmen Betroffene Thyreostatika ein. Die Wirkweise unterscheidet sich je nach Wirkstoff. Die meisten Präparate unterbinden aber die Produktion von Schilddrüsenhormonen. Üblicherweise dauert diese Behandlung ein Jahr. Treten die Hyperthyreose-Symptome weiterhin auf, wählt der Arzt oder die Ärztin eine andere Methode.
  • Radiojodtherapie: Besonders die Schilddrüsenautonomie behandeln Mediziner und Medizinerinnen mit einer Radiojodtherapie. Sie verabreichen der zu behandelnden Person radioaktives Jod in Kapselform oder mit einer Spritze. In der Schilddrüse zerstört die Strahlung des Jods Gewebe. Möglicherweise entsteht dadurch aber eine Schilddrüsenunterfunktion. Diese erfordert eine lebenslange medikamentöse Behandlung.
  • Radiofrequenzablation: Vorhandene Knoten werden durch eine über einen kleinen Hautschnitt eingeführte Sonde von innen erhitzt und so zum Schrumpfen gebracht. Dieses narbenfreie Verfahren eignet sich bei symptomatischen Knoten, die nicht in der Nähe des Stimmbandnervs liegen. 
  • Operation: Hierbei entfernt der Arzt oder die Ärztin die Schilddrüse vollständig oder teilweise. Besonders bei einer vergrösserten Schilddrüse ist dieses Vorgehen unter Umständen sinnvoll. Wie bei der Radiojodtherapie besteht auch hier das Risiko einer Schilddrüsenunterfunktion.

Hinweis: Haben Sie eine Schilddrüsenüberfunktion, vermeiden Sie Sport am besten so lange, bis sich Ihr Hormonhaushalt durch die Behandlung wieder normalisiert hat. Verzichten Sie ausserdem kurz nach einer Radiojodtherapie auf anstrengende körperliche Bewegung. Wann eine Schilddrüsenüberfunktion und Sport wieder vereinbar sind, besprechen Sie idealerweise mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin. 

Was ist schlimmer – Schilddrüsenunterfunktion oder Schilddrüsenüberfunktion?

Sowohl eine Schilddrüsenunterfunktion als auch eine Schilddrüsenüberfunktion sind potenziell gefährlich, wenn sie unbehandelt bleiben. Denn dann führen beide Schilddrüsenfunktionsstörungen zu verschiedenen Komplikationen. Beide Erkrankungen erfordern eine ärztliche Diagnose und Behandlung.

Schilddrüsenüberfunktion: Ernährung

Was können Sie sonst tun bei einer Schilddrüsenüberfunktion? Eine ausgewogene Ernährung wirkt eventuell unterstützend bei der Behandlung von Hyperthyreose.

Schilddrüsenüberfunktion: Folgen

Die Auswirkungen einer unbehandelten Schilddrüsenüberfunktion sind unterschiedlich:

  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Potenzielle Folgen einer Hyperthyreose sind Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen.
  • Osteoporose: Bei einer Osteoporose nimmt die Knochendichte zunehmend ab. Der Grund hierfür ist der beschleunigte Knochenumbau durch die Schilddrüsenüberfunktion. 
  • Steigender Blutzuckerspiegel: Besteht neben der Schilddrüsenüberfunktion zusätzlich Diabetes, steigt der Insulinbedarf. Der Grund: Weniger Zucker aus dem Blut gelangt in die Körperzellen und die Leber gibt vermehrt Zucker in das Blut ab.
  • Thyreotoxische Krise: Diese Komplikation verursacht plötzlich starke Symptome wie hohes Fieber, Herzrasen, Erbrechen und Bewusstseinsstörungen. Sie entsteht durch einen extremen Überschuss an Schilddrüsenhormonen und erfordert sofortige medizinische Hilfe.

Schilddrüsenüberfunktion in der Schwangerschaft

Während einer Schwangerschaft produziert der Körper das Hormon hCG. Dieses regt wiederum die Produktion von Schilddrüsenhormonen an. Infolgedessen entwickeln einige Frauen eine Hyperthyreose in der Schwangerschaft. In der Regel ist eine medikamentöse Behandlung nicht nötig. Anders sieht es aus, wenn die Hyperthyreose stark ausgeprägt ist oder dauerhaft anhält. In den meisten Fällen ist Morbus Basedow dann die Ursache der Schilddrüsenüberfunktion in der Schwangerschaft. Ab wann ist diese gefährlich? Eine Gefahr stellt sie dar, wenn sie unbehandelt bleibt. Denn eine Hyperthyreose kann unter anderem Fehl- und Totgeburten sowie vorzeitige Wehen verursachen.

Übrigens: Eine Radiojodtherapie kommt für Schwangere aufgrund der Strahlenbelastung nicht infrage. Gleiches gilt für Mütter, die stillen

Schilddrüsenüberfunktion vorbeugen

Morbus Basedow und Schilddrüsenautonomie sind die zwei Hauptursachen von Hyperthyreose. Gegen diese gibt es keine vorbeugenden Massnahmen. Es ist aber möglich, das Risiko für andere Auslöser zu mindern. Nehmen Sie zudem ausreichend Jod ein. 

Eine Schilddrüsenüberfunktion lässt sich in der Regel gut behandeln. Mit einer rechtzeitigen Diagnose und einer passenden Therapie bringen Sie Ihren Hormonhaushalt wieder ins Gleichgewicht. Achten Sie auf Ihre Gesundheit und wenden Sie sich bei Symptomen an eine medizinische Fachperson. 

PD Dr. med. Roman Trepp, Endokrinologe

Der Experte stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. PD Dr. med. Roman Trepp ist Leiter Endokrinologie an der Universitätsklinik für Diabetologie, Endokrinologie, Ernährungsmedizin & Metabolismus (UDEM) Inselspital, Universitätsspital Bern.

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