Histaminunverträglichkeit: Test und Behandlung

In der Schweiz leidet etwa 1 Prozent der Bevölkerung an einer Histaminintoleranz. Die Symptome einer Histaminintoleranz sind verschieden – von Hautausschlag bis hin zu Kopfschmerzen. Erfahren Sie mehr über Histaminintoleranz und ihre Ursache und Behandlung.

12.03.2024 Imke Schmitz 4 Minuten

Was ist Histamin?

Histamin ist ein Eiweiss, das zu den biogenen Aminen gehört. Das sind biologisch aktive Substanzen, die im Körper verschiedene wichtige Aufgaben übernehmen. Es dient zum Beispiel als Botenstoff bei allergischen Reaktionen und steuert den Schlaf-wach-Rhythmus, die Produktion von Magensäften und den Blutdruck.

Was ist Histamin also? Einfach erklärt ist Histamin ein Stoff, der verschiedene körperliche Prozesse steuert und aufrechterhält.

Was ist eine Histaminintoleranz?

Bei einer Histaminintoleranz oder Histaminunverträglichkeit reagiert der Körper mit verschiedenen Symptomen auf den Stoff Histamin. Es handelt sich jedoch nicht um eine Histamin-Allergie, da das Immunsystem nicht überempfindlich auf diese Substanz reagiert.

Histaminintoleranz: Welche Ursache?

Die Frage «Was ist Histaminintoleranz?» ist geklärt, doch wie verhält es sich mit der Ursache? Warum es zu einer Histaminintoleranz kommt, konnte bis heute nicht genau geklärt werden. Es wird angenommen, dass sie durch ein Missverhältnis von Histamin und der eingeschränkten Aktivität der histaminabbauenden Enzyme Diaminoxidase (DAO) und Histamin-N-Methyltransferase (HNMT) entsteht. Es ist möglich, dass bei einer Histaminintoleranz die Ursache im Darm liegt. In der Darmschleimhaut wird nämlich das Enzym DAO gebildet.

Normalerweise baut das Enzym DAO überschüssiges Histamin im Körper ab. Funktioniert dieses Enzym nicht richtig oder ist zu wenig davon vorhanden, entsteht eine Histaminintoleranz. In diesem Fall löst bereits eine kleine Menge Histamin eine Reaktion aus.

Dass eine Histaminintoleranz auch psychische Gründe haben kann, schliessen Forschende nach heutigem Kenntnisstand aus. Dennoch ist es möglich, dass psychischer Stress die Symptome der Histaminunverträglichkeit verstärkt. Was sind die Symptome bei Histaminintoleranz?

Was sind die Symptome bei Histaminintoleranz?

Anzeichen einer Histaminintoleranz treten vor allem während und nach dem Essen auf. Bei einer Histaminintoleranz sind folgende Symptome möglich:

  • Plötzliche Hautrötung
  • Juckreiz
  • Verdauungsbeschwerden wie Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit und Erbrechen
  • Schwindel und Herzrasen
  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • Gerötete Augen
  • Geschwollene Lippen
  • Bei Frauen: Menstruationsbeschwerden, laufende Nase, Schnupfen

Der gleichzeitige Kontakt mit anderen Allergenen wie Pollen kann diese Symptome verstärken, wenn eine Pollenallergie besteht.

Hinweis: Bei einer Histaminintoleranz können die Symptome auch die Psyche betreffen. Diese können sich unter anderem in Nervosität und depressiven Verstimmungen äussern.

Haben Sie noch Fragen zur Histaminintoleranz?

Möchten Sie mehr über mögliche Symptome einer Histaminintoleranz erfahren? Oder benötigen Sie weitere Informationen über komplementäre Therapiemöglichkeiten? Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater helfen Ihnen gerne weiter.

Wie kann man eine Histaminintoleranz feststellen?

Histaminintoleranz-Tests sind in Apotheken zwar erhältlich, aber nicht zuverlässig. Das gilt auch für andere Test-Möglichkeiten auf Histaminunverträglichkeit. Wird Histamin etwa im Stuhl nachgewiesen, bedeutet dies lediglich, dass eine Histaminintoleranz vorliegen könnte.

Auch wenn man Histaminintoleranz nicht direkt testen lassen kann, sollte man sich bei Verdacht auf eine Histaminunverträglichkeit an eine Ärztin oder einen Arzt wenden. Zuerst schliesst sie oder er andere Nahrungsmittelallergien und -intoleranzen wie Laktoseintoleranz, Zöliakie oder Fruktosemalabsorption aus. Bei der Diagnose kann dann ein Ernährungs- und Symptomtagebuch helfen. In einem zweiten Schritt probieren Betroffene meist eine histaminarme Ernährung aus, begleitet von einer medizinischen Fachperson. Lassen die Symptome in der Zeit dieses Histaminintoleranz-Tests nach, deutet dies auf eine Histaminunverträglichkeit hin.

Was tun bei Histaminintoleranz?

Finden Sie heraus, welche Nahrungsmittel tatsächlich zu Problemen führen. Dazu nehmen Sie schrittweise wieder mehr von bestimmten Lebensmitteln zu sich. So können Sie bestimmen, auf welche Nahrungsmittel Sie künftig verzichten sollten. Dies ist der wichtigste Schritt bei der Histaminintoleranz-Behandlung. Eine Histaminintoleranz lässt sich nicht heilen, Sie können aber lernen, Ihre Ernährung entsprechend anzupassen. So können Sie die Symptome vermeiden oder lindern.

Ausserdem kann es helfen, kurz vor dem Essen, das Enzym DAO in Tablettenform einzunehmen. Damit baut der Körper mehr Histamin ab. Bei akuten Beschwerden lindern Antihistaminika die Symptome. Diese Medikamente sind jedoch keine Tabletten, die direkt gegen die Histaminintoleranz wirken und sie heilen. Wichtig: Die Behandlung sollte immer ärztlich begleitet werden. Auch wenn Sie überlegen, Nahrungsergänzungsmittel bei Histaminintoleranz einzunehmen, sollten Sie dies zuvor mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt besprechen.

Was gilt es bei einer Histaminintoleranz bezüglich Ernährung zu beachten?

Histaminintoleranz: Welche Lebensmittel?

Es gibt verschiedene Faktoren, die den Histamingehalt von Lebensmitteln beeinflussen. Generell gilt, dass Lebensmittel, die fermentiert, gereift oder vergoren wurden, mehr Histamin enthalten. Sie enthalten häufig Alkohol, Essig, Hefe oder Bakterien. Lebensmittel mit besonders viel Histamin sind zum Beispiel:

  • Wurstwaren
  • Fischkonserven
  • Meeresfrüchte
  • Hart-, Weich- und Schmelzkäse
  • Sauerkraut
  • Spinat
  • Tomaten
  • Avocado
  • Aubergine
  • Fertigprodukte
  • Wein

Auch warmgehaltene oder wieder aufgewärmte Speisen sind oft histaminreich. Im Rahmen der Ernährung bei Histaminunverträglichkeit sollten Sie diese Lebensmittel nach Möglichkeit meiden.

Histamin-freisetzende Lebensmittel

Probleme machen nicht nur Lebensmittel, die viel Histamin enthalten, sondern auch solche, die im Körper Histamin freisetzen. Dazu gehören Zitrusfrüchte, Erdbeeren und Schokolade. Und da das Enzym DAO neben Histamin auch andere biogene Amine abbauen soll, können auch Ananas, Bananen, Himbeeren, Orangen, Kiwis, Erdnüsse oder Hülsenfrüchte zu Beschwerden führen. Denn sie alle enthalten verschiedene biogene Amine.

Histaminintoleranz: Stärkere Symptome durch Medikamente?

Auch Medikamente können Histamin freisetzen oder den Abbau von Histamin verlangsamen. Dazu gehören bestimmte Schmerzmittel, Muskelrelaxantien, Antibiotika und Mittel gegen Bluthochdruck. Setzen Sie die Medikamente ab, verschwinden oft auch die Beschwerden.

Hinweis: Setzen Sie die Medikamente nur nach ärztlicher Rücksprache ab.

Histaminarme Lebensmittel

Vor allem frische und unverarbeitete Lebensmittel enthalten wenig Histamin. Gut verträglich sind deshalb zum Beispiel:

  • Frisches, unverarbeitetes oder tiefgekühltes Fleisch
  • Frischer, unverarbeiteter oder tiefgekühlter Fisch
  • Frischkäse
  • Hüttenkäse
  • Quark
  • Alle Gemüse- und Früchtesorten, die nicht bei den histaminreichen oder Histamin-freisetzenden Lebensmitteln aufgeführt sind

Auch bestimmte Nüsse und Kerne gehören bei Histaminintoleranz zu den Lebensmitteln, die Sie bedenkenlos geniessen können. Zum Beispiel können Sie Mandeln bei Histaminintoleranz verzehren sowie Paranüsse und Kürbiskerne. Diese sind eine gute Wahl, wenn Sie mehr Proteine in Ihre Ernährung integrieren möchten und eine pflanzliche Eiweissquelle bei Histaminintoleranz suchen. Auch Brot können Sie bei Histaminintoleranz verzehren. Vermeiden sollten Sie jedoch Brot mit Zusatzstoffen und fertige Backmischungen.

Es gibt also zahlreiche Lebensmittel, die Sie bei einer Histaminintoleranz in Ihre Rezepte integrieren können. Falls Sie sich dennoch unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder einem Ernährungsberater des SVDE. Sie oder er hilft Ihnen dabei, eine ausgewogene Ernährung umzusetzen.

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