Mikrobiom: Was ist das?

Billionen winziger Organismen besiedeln unseren Körper. Zusammen bilden sie eine Art Superorgan: das Mikrobiom. Was bedeutet Mikrobiom und welche Aufgaben hat es? Wie kann ich mein Mikrobiom verbessern? Einfache Tipps, wie Sie Ihr Mikrobiom stärken – und damit auch Ihre Gesundheit.

12.03.2024 Daniela Schori 5 Minuten

Was ist ein Mikrobiom?

Das Mikrobiom in unserem Körper spielt eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit. Es besteht aus Bakterien, Viren, Pilzen und anderen Kleinstlebewesen. Die meisten von ihnen leben in unserem Darm, aber auch auf der Haut, im Mund und in anderen Organen.

Was ist der Unterschied zwischen Mikrobiom, Mikrobiota und Mikroben?

  • Mikrobiom bezeichnet die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die unseren menschlichen Körper besiedeln.
  • Mit Mikrobiota meint man die Gesamtheit aller Mikroben, die in einem Körperbereich leben.
  • Mikroben sind mikroskopisch kleine Lebewesen wie Bakterien, Viren und Pilze, die beispielsweise unseren Darm besiedeln. 

Welche Aufgaben hat das Mikrobiom?

Ein vielfältiges Mikrobiom schützt uns in erster Linie vor Krankheiten. Das grösste Mikrobiom lebt im Darm. Das Darmmikrobiom oder auch die Darmflora beeinflusst unsere gesamte Gesundheit und reguliert verschiedene Prozesse wie Verdauung, Immunabwehr und Hormonsystem. Andere Mikrobiota hingegen sind nur isoliert wirksam. Darum streifen wir sie hier nur kurz.

Mikrobiom im Darm

Das Mikrobiom im Darm ist ein komplexes Verarbeitungszentrum. Ohne dies wäre keine Verdauung möglich. Die verschiedenen Bakterienstämme zersetzen die Nahrung, sodass Ihr Körper die notwendigen Nährstoffe aufnehmen kann, und produzieren lebensnotwendige Vitamine und Fettsäuren.

Ein vielfältiges und ausgewogenes Darmmikrobiom hilft, Nährstoffe effizienter aufzunehmen und Energie besser zu verwerten. In der Forschung gibt es Hinweise darauf, dass ein Ungleichgewicht der Darmflora das Gewicht beeinflussen kann und Übergewicht fördert.

Das Darmmikrobiom bekämpft Krankheitserreger und einige Bakterien können sogar krebserregende Substanzen neutralisieren. Interessanterweise können die Mikrobiota auch die Stimmung beeinflussen. Ein gesunder Darm ist deshalb nicht nur für die Verdauung und Immunabwehr wichtig – das gesamte Wohlbefinden profitiert.

Weitere Mikrobiome und Funktionen

Mikrobiom Haut

Ihre Haut beherbergt ein eigenes Mikrobiom, das eine erste Schutzschicht gegen Krankheitserreger bildet. Diese Mikroben halten die Haut gesund und widerstandsfähig und unterstützen die Wundheilung.

Mikrobiom im Mund

Auch im Mund existiert ein komplexes Mikrobiom zugunsten der Mundgesundheit. Eine ausgewogene Mundflora ist wichtig für Zähne und Zahnfleisch und kann Entzündungen und Karies vorbeugen.

Mikrobiom in der Blase

In der Blase unterstützt das Mikrobiom die Gesundheit des Harnsystems und kann Harnwegsinfektionen und -entzündungen vorbeugen.

Mikrobiom in der Lunge

Die Wirkung des Mikrobioms der Lunge ist ein neueres Forschungsgebiet. Es zeigt, dass auch die Lunge ein eigenes Mikrobiom besitzt, das zur Funktionalität der Lunge und Immunabwehr beiträgt.

Vaginales Mikrobiom

Auch unsere Geschlechtsorgane – insbesondere die Vagina – werden von Mikroben bevölkert, um sie vor Infektionen zu schützen.

Mikrobiom aufbauen: Wie geht das?

Die Ernährung hat grossen Einfluss auf eine gesunde Darmflora – aber nicht nur. Wie Sie täglich Ihr Mikrobiom stärken:

  • Beginnen Sie mit einer ausgewogenen Ernährung. Ideal ist die mediterrane Küche, um Ihr Mikrobiom aufzubauen.
  • Mikroben lieben Nahrungsfasern aus Gemüse, Obst, Nüssen, Vollkorngetreide und Hülsenfrüchten. Dies sorgt für ein vielfältiges Darmmikrobiom.
  • Integrieren Sie fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir oder Sauerkraut, da sie natürliche Probiotika enthalten.
  • Vermeiden Sie Alkohol und Zucker. Sie bringen das Mikrobiom im Darm aus dem Gleichgewicht – ungesunde Bakterien vermehren sich.
  • Trinken sie genug; täglich 2 Liter Wasser oder ungesüssten Tee.
  • Bauen Sie regelmässige Bewegung in Ihren Alltag ein.
  • Vermeiden Sie übermässigen Stress.

Ihr Mikrobiom kann auch durch Medikamente negativ beeinflusst werden, etwa durch Antibiotika, Abführmittel oder Schmerzmittel.

Fördern Probiotika das Mikrobiom?

Probiotika sind lebende Mikroorganismen wie Hefen oder Milchsäurebakterien, die gesundheitliche Vorteile bieten können. Sie stecken in bestimmten Lebensmitteln oder sind als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Probiotika unterstützen das Wachstum nützlicher Bakterien im Darm und können beim Wiederherstellen des Mikrobioms nach einer Antibiotikabehandlung helfen. Lassen Sie sich in der Apotheke beraten.  

Neben Probiotika beeinflussen auch Präbiotika ein gesundes Darmmilieu. Anders als bei Probiotika handelt es sich bei ihnen nicht um Mikroorganismen: Es sind Ballaststoffe, sprich Nahrungsbestandteile, die vom Körper nicht verdaut werden. Ballaststoffe dienen den guten Darmbakterien als Futter. Präbiotika fördern somit das Wachstum und die Aktivität der Bakterien im Dickdarm.

Mikrobiom und Krankheiten

Ein ausgewogenes Mikrobiom kann vor vielen Krankheiten schützen. Und ein Ungleichgewicht führt zu diversen Beschwerden. So bringen Forschende ein gestörtes Mikrobiom mit Verdauungsstörungen, Autoimmunerkrankungen und chronischen Krankheiten in Verbindung.

Gestörtes Mikrobiom? Mögliche Symptome:

  • Verdauungsprobleme wie Blähungen, Durchfall oder Verstopfung
  • Häufige Infektionen
  • Langsamere Erholung von Krankheiten
  • Hautprobleme wie Akne, Ekzeme oder ungewöhnliche Trockenheit
  • Müdigkeit oder Energiemangel
  • Heisshungerattacken oder ein veränderter Appetit
  • Stimmungsschwankungen oder anhaltende Stimmungstiefs

Mikrobiom und Psyche

Das Mikrobiom im Darm beeinflusst nicht nur unsere körperliche, sondern auch unsere psychische Gesundheit. Es steht in enger Verbindung mit unserem Gehirn. Medizinerinnen und Mediziner bezeichnen diese Verbindung oft als «Darm-Hirn-Achse». Diese Achse sorgt dafür, dass Hirn und Darm Signale und Informationen austauschen. Ein gesundes Mikrobiom im Darm kann daher die Stimmung verbessern und das Risiko für psychische Erkrankungen wie Depression und Angstzustände reduzieren. Umgekehrt kann psychischer Stress zu Darmbeschwerden wie zum Beispiel Verstopfungen führen.

Webinar «Darm-Hirn-Achse» 

Helsana-Gesundheitsberaterin Astrid Gabriel ist Expertin in den Themenbereichen innere Stärke und Resilienz und gibt in unserem Webinar hilfreiche Tipps zum Thema Mikrobiom und psychisches Wohlbefinden.

Mikrobiom bei Babys und Kindern

Das Mikrobiom des Menschen beginnt bereits bei der Geburt damit, sich zu entwickeln. Den ersten Kontakt mit Mikroben haben wir im mütterlichen Geburtskanal und mit der Haut. In den ersten Lebensmonaten entwickelt sich die Darmflora laufend weiter, beeinflusst durch die Ernährung und die Mikroorganismen in der Umgebung.

Ein gesundes Mikrobiom als Baby und Kind legt den Grundstein für ein starkes Immunsystem und eine gute Verdauung und beeinflusst die Entwicklung positiv. Wie kann man das kindliche Mikrobiom aufbauen?

Kinder, die verschiedenen Mikroben ausgesetzt sind, profitieren von einem vielseitigen Mikrobiom. Auch stillen ist förderlich, später eine ballaststoffreiche Ernährung und probiotische Lebensmittel wie Joghurt und Kefir. Auch Bewegung ist gut für den Darm. Vermeiden sollte man hingegen Zucker und Stress – das Mikrobiom des Kindes schätzt somit alles, was auch für Erwachsene gilt.

Im Alter von ca. 3 Jahren gilt das Mikrobiom als ausgereift. Danach geht es darum, diese Vielfalt mit einer ausgewogenen Ernährung, mit vielen Ballaststoffen und frischen Lebensmitteln sowie einem aktiven Lebensstil aufrechtzuerhalten.

Das Mikrobiom ist ein komplexes System mit grosser Auswirkung auf unseren gesamten Körper. Es hat unsere Aufmerksamkeit mehr als verdient. Achten Sie daher darauf, Ihr Mikrobiom vielfältig und ausgewogen zu halten. Wenden Sie sich bei Bedarf an eine ärztliche Fachperson mit Erfahrung auf diesem Gebiet.

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