Einsamkeit im Alter: Was tun gegen Alterseinsamkeit?

Wie fühlt sich Einsamkeit im Alter an und woran lässt sich Einsamkeit im Alter erkennen? Erfahren Sie, was Sie als betroffene oder angehörige Person gegen Alterseinsamkeit und die Folgen von Einsamkeit im Alter tun können.

29.04.2024 Imke Schmitz 5 Minuten

Was ist Einsamkeit im Alter?

Einsamkeit im Alter ist ein Thema, das viele Menschen bewegt. Allein in der Schweiz geben rund 160’000 Personen über 62 Jahre an, von Alterseinsamkeit betroffen zu sein. Ob sich Menschen einsam im Alter fühlen, hängt vom individuellen Bedürfnis nach sozialer Interaktion ab. Im Alter allein zu sein, ist nicht gleichbedeutend mit Alterseinsamkeit: Alleinsein im Alter beschreibt zunächst einen Umstand. Sind Sie allein, sind Sie nicht von anderen Menschen umgeben. Das ist der Fall, wenn Sie allein einer Tätigkeit nachgehen. Einsamkeit im Alter ist dagegen ein Gefühl. Betroffene fühlen sich isoliert und leer – unabhängig davon, ob sie gerade von Menschen umgeben sind. 

Einsamkeit im Alter erkennen

Die Anzeichen von Einsamkeit im Alter sind vielfältig und von Person zu Person unterschiedlich. Sie reichen von körperlichen bis hin zu psychischen Symptomen. Bei Einsamkeit im Alter gehören zu den körperlichen Symptomen:

  • Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen: Alterseinsamkeit verursacht Stress. Dieser wiederum begünstigt Kopfschmerzen und Muskelverspannungen.
  • Schlafprobleme: Betroffene haben einen schlechten Schlaf – bis hin zur Schlaflosigkeit.
  • Verdauungsprobleme und Schwächung des Immunsystems: Einsame Menschen neigen zu ungesundem Verhalten. Sie ernähren sich unausgewogen, schlafen nicht genug oder bewegen sich zu wenig. Wie bereits erwähnt, haben sie auch mehr Stress. All dies kann zu Verdauungsproblemen führen und die Immunabwehr schwächen.
  • Bluthochdruck: Chronische Einsamkeit im Alter verursacht in einigen Fällen Bluthochdruck. Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigt.
  • Alzheimer-Demenz: Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit im Alter und Demenz. Demnach haben Betroffene ein um 40% höheres Risiko, daran zu erkranken. Der Grund: Einsame Menschen führen weniger herausfordernde Gespräche und gehen weniger Aktivitäten nach, die die Hirnaktivität fördern. 

Neben den körperlichen Anzeichen gibt es auch psychische. Unter anderem führt Einsamkeit im Alter zu folgenden psychischen Symptomen: 

  • Isolation: Einsamkeit und zunehmende soziale Isolation im hohen Alter gehen Hand in Hand. Betroffenen fällt es schwer, Kontakte zu pflegen und aufrechtzuerhalten. 
  • Unzufriedenheit: Aufgrund ihrer Einsamkeit ziehen Betroffene keine Befriedigung mehr aus ihrem sozialen und persönlichen Leben.
  • Motivationslosigkeit: Einsame Menschen sind antriebslos und weniger leistungsfähig.
  • Angstzustände: Häufig fühlen sich einsame Menschen unsicher, sorgenvoll und unwohl. Diese Gefühle können Panikattacken auslösen. 
  • Depression: Einsame Menschen sind oftmals pessimistisch und fühlen sich zunehmend hilflos und überfordert. Dies wiederum begünstigt eine Depression.
  • Konzentrationsprobleme: Die emotionale Belastung durch Einsamkeit in Verbindung mit Schlafproblemen kann zu Konzentrationsschwierigkeiten führen.

Ein Ihnen nahestehender Mensch zeigt Symptome von Einsamkeit im Alter? Suchen Sie behutsam das Gespräch und bieten Sie Ihre Hilfe an. Helfen Sie gegebenenfalls bei der Suche nach professioneller Begleitung. Oder vielleicht sind Sie selbst von Einsamkeit betroffen und brauchen seelische Unterstützung? Wenden Sie sich an Organisationen wie Pro Mente Sana oder die Dargebotene Hand.

Gründe für Einsamkeit im Alter

Die Ursache für Vereinsamung im Alter ist soziale Isolation. Betroffene vereinsamen aus unterschiedlichen Gründen:

  • Schicksalsschläge
  • Todesfälle im Freundeskreis
  • Erkrankungen und körperliche Einschränkungen
  • mangelnde Mobilität
  • Altersarmut

Viele Menschen fühlen sich einsam im Alter trotz Kindern, weil sie nicht in die Familie eingebunden sind. Mögliche Gründe: Die Kinder leben weit weg oder legen keinen Wert auf intensiven Kontakt zu den Eltern. Einsam im Alter zu sein, ist sowohl ohne Kinder als auch mit Kindern ein relevantes Thema.

Einsamkeit im Alter: Folgen

Einsamkeit im Alter hat verschiedene Folgen. Dazu gehören:

  • Verminderte Lebensqualität: Einsamkeit beeinträchtigt das körperliche und seelische Wohlbefinden. Wenn soziale Kontakte fehlen, kann es zudem schwierig sein, Freude und Sinn im Alltag zu finden. Dadurch sinkt oft die Lebensqualität der Betroffenen.
  • Kürzere Lebenserwartung: Einsamkeit im Alter führt zu einem höheren Sterberisiko.
  • Erhöhtes Risiko für finanzielle Ausbeutung und Missbrauch: Einsame ältere Menschen können ein leichtes Ziel für Betrügerinnen und Betrüger sein. Der Grund: Ihnen fehlt ein starkes soziales Netzwerk, das ihnen helfen könnte, Manipulation zu erkennen und zu widerstehen.

Einsamkeit im Alter vorbeugen

Es gibt viele Möglichkeiten, Einsamkeit im Alter zu verhindern. Diese Massnahmen helfen auch gezielt gegen bestehende Einsamkeit im Alter. Wie kann man also Einsamkeit im Alter überwinden und vorbeugen?

  • Tun Sie Dinge, die Ihnen guttun und Freude bereiten. Achten Sie auf sich und Ihre Vorlieben. Pflegen Sie sich und tragen Sie Kleidung, in der Sie sich wohl fühlen. Fragen Sie sich immer wieder, was Sie in diesem Moment am liebsten tun würden, und gehen Sie diesem Wunsch nach. Strukturieren Sie Ihren Alltag und schaffen Sie Routinen, die Ihnen Orientierung geben.
  • Lassen Sie Freundschaften wieder aufleben. Erfüllende soziale Kontakte sind eines der besten Mittel gegen Einsamkeit im Alter. Schreiben Sie zum Beispiel Briefe an alte Bekannte.
  • Seien Sie proaktiv. Wenn Sie nicht mit alten Freunden in Kontakt treten wollen, suchen Sie nach neuen Freundschaften. Sprechen Sie zum Beispiel Ihre Nachbarinnen und Nachbarn an. Wichtig dabei: offen und aufgeschlossen bleiben.
  • Suchen Sie sich ein Hobby. Nehmen Sie ein ehemaliges Hobby wieder auf oder finden Sie eine neue Aktivität, die Ihnen Spass macht. So knüpfen Sie neue Kontakte und bleiben aktiv. 

Was können Angehörige tun gegen Einsamkeit im Alter?

Ihre Eltern oder andere Menschen in Ihrem Umfeld sind von Einsamkeit im Alter betroffen? Als Angehöriger oder Angehörige können Sie Unterstützung leisten. Ermuntern Sie die betroffene Person, an Seniorentreffen teilzunehmen oder sich ehrenamtlich zu engagieren. Bieten Sie an, sie zu diesen Aktivitäten zu fahren oder sie zu begleiten. Binden Sie die betroffene Person zudem in Familienaktivitäten ein. Zeigen Sie ihr auch, wie sie soziale Medien nutzt. Vereinbaren Sie beispielsweise Termine für Videoanrufe oder suchen Sie das virtuelle Gespräch. Lassen Sie sie an Ihrem Leben teilhaben – etwa durch Fotos und kleine Updates in Textform. Falls Ihnen die Zeit fehlt, wenden Sie sich an die anderen Angehörigen. Planen Sie gemeinsam, wer wann anruft oder schreibt.

Falls diese Massnahmen nicht helfen, suchen Sie das direkte Gespräch. Fragen Sie die betroffene Person, wie sie sich fühlt. Suchen Sie bei Bedarf therapeutische Hilfe.

Weitere Wege aus der Einsamkeit im Alter

Neben den Alltagsänderungen gibt es weitere Massnahmen wie etwa Projekte gegen Einsamkeit im Alter. Ein paar Beispiele:

  • Mit Pro Senectute können Sie Ihre Freizeit in geselliger Runde verbringen. Die Organisation veranstaltet unter anderem Gruppentreffen, Kurse und Reisen für ältere Menschen.
  • Das Projekt «malreden» des Vereins Silbernetz Schweiz bietet Seniorinnen und Senioren die Möglichkeit, sich telefonisch mit geschulten Gesprächspartnerinnen und -partner auszutauschen.
  • Das ISGF hat ein Theaterprojekt und einen SMS-Dienst für Seniorinnen und Senioren ins Leben gerufen. So bleiben sie auf dem Laufenden über lokale Veranstaltungen und Ausflüge. 
  • Wer sich körperlich betätigen möchte, ist beim Projekt «Zäme go laufe» richtig. Dabei gehen Menschen ab 60 Jahren gemeinsam in ihrem Wohnort spazieren und finden neue Bekanntschaften. 
  • Silberprojekt ist eine Plattform für Menschen im Ruhestand. Sie bietet die Möglichkeit, Projekte zu organisieren und daran teilzunehmen.
  • Sie können sich auch an Ihre (Kirch-)Gemeinde wenden. Sie organisieren oft Mittagstische, Jassnachmittage und Turnen für Seniorinnen und Senioren.

Sie fühlen sich noch sehr fit? Dann könnte eine weitere Idee ein Ehrenamt in einem gemeinnützigen Verein gegen Einsamkeit im Alter sein. Durch Freiwilligenarbeit knüpfen Sie Kontakte und tun gleichzeitig etwas Gutes. Einen Überblick erhalten Interessierte unter anderem bei der Caritas oder beim Roten Kreuz. Weitere Inspiration bietet das Seniorenportal-Schweiz

Brauchen Sie weitere Tipps gegen Einsamkeit?

Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater zeigen Ihnen auf, wie Sie Einsamkeit erkennen, vorbeugen und behandeln können. Zudem vermitteln wir Ihnen gerne passende Hilfsangebote.

Sie haben Angst vor Einsamkeit im Alter oder fühlen Sie sich bereits einsam? Sie sind nicht allein. Mit kleinen Veränderungen in Ihrem Leben und Engagement können Sie Einsamkeit im Alter verhindern und so Ihre Lebensqualität verbessern.

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