Demenz: Definition, Verlauf und Prävention

Was ist Demenz? Welche Formen gibt es? Woran erkennen Sie diese und ist Demenz heilbar? Erfahren Sie mehr über verschiedene Demenz-Formen wie frontotemporale Demenz oder vaskuläre Demenz und wo Sie oder Angehörige mit Demenz Unterstützung finden.

06.11.2024 Cornelia Sammer 9 Minuten

Was ist Demenz?

Demenz bezeichnet eine Gruppe von Erkrankungen, die das Gehirn betreffen. Sie führt dazu, dass die geistigen Fähigkeiten fortlaufend abnehmen. Allgemeine Anzeichen von Demenz sind Gedächtnisprobleme, Verhaltensänderungen und Schwierigkeiten, alltägliche Aufgaben zu erfüllen. In der Schweiz leben zurzeit 156’900 Menschen mit Demenz und jährlich kommen etwa 33’800  Fälle hinzu. Der grösste Risikofaktor für Demenz ist das Alter: Rund 95% der Betroffenen sind 65 Jahre oder älter.  

Primäre und sekundäre Demenz 

Fachpersonen sprechen von zwei Demenz-Arten, die sich in ihrer Ursache unterscheiden: von der primären und der sekundären Demenz. Bei der primären Demenz liegt die Ursache im Gehirn selbst. Sie umfasst die neurodegenerative und die vaskuläre Demenz. 

  • Bei der neurodegenerativen Demenz sterben Nervenzellen im Gehirn ab.  Beispiele für die neurodegenerative Demenz sind Alzheimer-Demenz, frontotemporale Demenz, Lewy-Body-Demenz und Parkinson-Demenz.
  • Typisch für die vaskuläre Demenz sind Durchblutungsstörungen der Nervenzellen im Gehirn. Zu den vaskulären Demenz-Formen gehören die Multi-Infarkt-Demenz und die Erkrankung Morbus Binswanger. 

Die primäre Demenz ist bisher nicht heilbar. Bei einer frühzeitigen Diagnose ist es jedoch möglich, den Verlauf zu verlangsamen.  

Ursache für die sekundäre Demenz sind andere Erkrankungen. Dazu gehören traumatische Hirnverletzungen, bestimmte chronische Infektionskrankheiten, Autoimmunkrankheiten, Gehirntumore, Stoffwechselstörungen und hormonelle Erkrankungen wie zum Beispiel eine Unterfunktion der Schilddrüse.  Auch der übermässige Konsum von Alkohol ist ein möglicher Auslöser der sekundären Demenz. Im Gegensatz zur primären Demenz ist die sekundäre Demenz heilbar, wenn eine Ärztin oder ein Arzt diese frühzeitig erkennt. Dabei ist es wichtig, die Demenz-Ursache ausfindig zu machen und zu behandeln.  

Demenzformen: Übersicht

Im Folgenden geben wir Ihnen eine Übersicht über die Symptome und den Krankheitsverlauf verschiedener Demenz-Formen sowie die Lebenserwartung der Betroffenen.

Alzheimer-Demenz

Die Alzheimer-Demenz oder Alzheimer-Krankheit ist die häufigste Demenz-Form. Auslöser sind Eiweisse, die sich in und um Gehirnzellen ablagern. Die Folge: Die Gehirnzellen sterben ab. Zum Krankheitsbild der Alzheimer-Demenz gehören:  

  • Gedächtnisstörungen
  • Reizbarkeit und Niedergeschlagenheit
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit und Essstörungen
  • Verminderte Lernfähigkeit
Diese Tabelle fasst die verschiedenen Stadien der Alzheimer-Demenz zusammen:

Stadium

Symptome

1. Mild Cognitive Impairment

Leichte kognitive Einschränkungen ohne Schwierigkeiten im Alltag

2. Frühes Stadium der Alzheimer-Demenz

Störungen des Kurzzeitgedächtnisses und der räumlich-zeitlichen Orientierung, Stimmungsschwankungen

3. Mittleres Stadium der Alzheimer-Demenz

Beeinträchtigung des Langzeitgedächtnisses, Unruhe und Nervosität, Orientierungslosigkeit

4. Spätes Stadium der Alzheimer-Demenz

Pflegebedürftigkeit, Schwierigkeiten zu sprechen, zu schlucken und zu kauen

Die verschiedenen Stadien der Alzheimer-Demenz gehen fliessend ineinander über. Nachdem eine ärztliche Fachperson die Krankheit festgestellt hat, beträgt die Lebenserwartung der erkrankten Person durchschnittlich noch rund sechs bis zehn Jahre.

Hinweis: Eine Alzheimer-Demenz beginnt immer mit dem ersten Demenz-Stadium, das heisst mit leichten kognitiven Einschränkungen. Jedoch führen leichte kognitive Einschränkungen nicht immer zu einer Alzheimer-Demenz.

Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer

Worin unterscheiden sich Alzheimer und Demenz? «Demenz» ist der Überbegriff für verschiedene Erkrankungen, die das Gehirn betreffen. «Alzheimer» ist eine spezifische Form von Demenz. Die Alzheimer-Demenz tritt sehr häufig auf: Rund 66% aller Patientinnen und Patienten mit einer Demenz sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. 

Frontotemporale Demenz 

Bei der frontotemporalen Demenz  sterben Nervenzellen im Stirn- und Schläfenbereich des Gehirns ab. Dieser Bereich steuert Sozialverhalten und Emotionen. Betroffen sind meist Menschen zwischen 50 und 60 Jahren, bei jüngeren Personen tritt diese Demenz-Form selten auf. Die frontotemporale Demenz äussert sich anhand folgender Symptome:

  • Persönlichkeitsveränderung
  • Verändertes Sozialverhalten
  • Reizbarkeit, Enthemmung, Teilnahmslosigkeit
  • Sprachstörungen, beispielsweise bei der Wortfindung
  • Gedächtnisprobleme

Fachpersonen unterteilen die frontotemporale Demenz in zwei Varianten: Die Verhaltensvariante führt zu Veränderungen von Persönlichkeit und Verhalten. Bei der sprachbetonten Variante haben Betroffene Schwierigkeiten, zu sprechen und Gesprochenes zu verstehen. Bei beiden Varianten verläuft die frontotemporale Demenz in drei Stadien:

  1. Anfangsstadium: Die ersten Anzeichen der frontotemporalen Demenz sind Verhaltensauffälligkeiten oder Sprachprobleme – je nachdem, ob Betroffene an der verhaltens- oder der sprachbetonten Variante dieser Demenz-Form erkrankt sind. Trotz dieser Symptome ist es möglich, den Alltag zu meistern.
  2. Fortgeschrittenes Stadium der frontotemporalen Demenz: In diesem Stadium treten die Symptome der jeweils anderen Variante auf. Das bedeutet: Bei der Verhaltensvariante kommen die Sprachstörungen hinzu und umgekehrt.
  3. Endstadium: Die Merkmale dieses Stadiums ähneln jenen der Alzheimer-Demenz. 

Bei der frontotemporalen Demenz liegt die Lebenserwartung nach der Diagnose bei rund acht Jahren.

Vaskuläre Demenz 

Die vaskuläre Demenz hat verschiedene Ursachen. Häufige Auslöser sind Schlaganfälle, Gefässschäden oder Hirnblutungen. Typische Anzeichen der vaskulären Demenz sind:

  • Konzentrationsprobleme
  • Bewegungsstörungen, beispielsweise beim Gehen
  • Erschwerte Blasenkontrolle
  • Verhaltensänderungen

Der Verlauf der vaskulären Demenz hängt von der Ursache ab und variiert stark. Ist der Auslöser ein Schlaganfall, treten die Symptome abrupt auf. In anderen Fällen zeigen sich die Symptome schleichend. Stadien, in denen die Beschwerden zeitweise stabil bleiben, sind typisch für die vaskuläre Demenz. Nach der Diagnose haben Menschen mit vaskulärer Demenz eine Lebenserwartung von durchschnittlich fünf Jahren. 

Lewy-Body-Demenz 

Ursache der Lewy-Body oder Lewy-Körper-Demenz sind Eiweissablagerungen in den Nervenzellen der Grosshirnrinde. Sie tritt entweder allein oder in Zusammenhang mit einer Parkinson-Erkrankung auf. Symptome der Lewy-Body-Demenz sind: 

  • Visuelle Halluzinationen
  • Bewegungsstörungen wie Zittern oder steife Muskeln
  • Schlafstörungen
  • Verhaltensänderungen
  • Aufmerksamkeitsstörungen
  • Körperliche Symptome wie Depression, Teilnahmslosigkeit oder kurzzeitiger Bewusstseinsverlust

Das Gedächtnis funktioniert zu Beginn der Lewy-Body-Demenz noch gut. Betroffene spüren in diesem Stadium vor allem Einschränkungen im Alltag. Es fällt ihnen schwer, ihr tägliches Leben zu organisieren, und viele von ihnen sind antriebslos. Im weiteren Verlauf kommen Beeinträchtigungen wie Inkontinenz und Schluckbeschwerden hinzu. Betroffene der Lewy-Körper-Demenz haben eine Lebenserwartung von sechs bis zwölf Jahren, nachdem erste Symptome aufgetreten sind.

Parkinson-Demenz 

Bei der Parkinson-Demenz bauen sich Nervenzellen in der schwarzen Substanz des Gehirns ab. Ursache dafür sind Eiweissablagerungen. Parkinson-Demenz zeigt sich meistens erst viele Jahre, nachdem die motorischen Parkinson-Symptome aufgetreten sind. Anzeichen der Parkinson-Demenz sind:

  • Konzentrationsprobleme
  • Langsames Denken
  • Verlangsamte Reaktionen
  • Wortfindungsstörungen
  • Motivationsverlust
  • Visuelle Halluzinationen und Wahnvorstellungen
  • Persönlichkeitsveränderungen

Anders als bei der Alzheimer-Demenz haben Menschen mit Parkinson-Demenz zu Beginn des Krankheitsverlaufs kaum Gedächtnisstörungen. Hauptsächliche Symptome dieser Demenz-Form sind verlangsamtes Denken und Konzentrationsprobleme. Die Lernfähigkeit hingegen ist noch erhalten. Im weiteren Verlauf kommen Persönlichkeitsveränderungen und Halluzinationen hinzu. Später sind Betroffene mehr und mehr auf Unterstützung angewiesen und schliesslich pflegebedürftig. Die Lebenserwartung nach der Diagnose beträgt durchschnittlich fünf Jahre.

Unterschied zwischen Parkinson und Demenz

Die Parkinson-Demenz betrifft rund 30–40 % der Parkinson-Erkrankten. Zum Zeitpunkt der Diagnose ist die Parkinson-Krankheit bereits fortgeschritten. Deren Symptome sind motorisch: verlangsamte Bewegungen, Zittern, steife Muskeln und Störungen des Gleichgewichts. Die Parkinson-Demenz ist ein nicht-motorisches Symptom der Parkinson-Krankheit.  

Demenz vorbeugen

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Demenz. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, Demenz vorzubeugen:

  • Achten Sie auf eine gesunde und ausgewogene Ernährung. Sie versorgt das Gehirn mit allen wichtigen Nährstoffen und kann das Risiko vermindern, an Demenz zu erkranken. Setzen Sie Obst, Gemüse und Nüsse auf Ihren Speiseplan und vermeiden Sie wenn möglich Fertiggerichte, rotes Fleisch und Zucker.
  • Fordern Sie Ihr Gehirn. Indem Sie Ihr Gehirn benutzen, trainieren Sie es. Diese Fähigkeit bleibt bis ins hohe Alter erhalten.  Lesen Sie daher regelmässig, spielen Sie anspruchsvolle Spiele und lernen Sie Neues, beispielsweise eine Sprache.
  • Bewegen Sie sich und bleiben Sie körperlich aktiv. Regelmässige Bewegung fördert die Durchblutung des Gehirns und schützt Sie zusätzlich vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Nehmen Sie Vorsorgeuntersuchungen wahr. So erkennen Sie Krankheiten, die zu einer Demenz führen können, rechtzeitig. Ausserdem erfahren Sie dabei, was Sie für einen gesunden Lebensstil tun können. 
  • Soziale Kontakte halten Ihr Gehirn fit. Nehmen Sie am sozialen Leben teil  und beugen Sie ganz nebenbei Einsamkeit im Alter vor.   

Risikofaktoren für Demenz: Kann Demenz vererbt werden?

Genetische Veranlagung ist eine mögliche Ursache für Demenz. Forschende nehmen aber an: Nur ungefähr 5% aller Demenz-Erkrankungen sind darauf zurückzuführen. Gene sind also nur einer von vielen Demenz-Risikofaktoren. Der grösste Risikofaktor ist das Alter. Zusammen mit den Genen gehört das Alter zu den nicht veränderbaren Risikofaktoren für Demenz. Daneben gibt es viele veränderbare Faktoren: ungesunder Lebensstil, hoher Blutdruck, starkes Übergewicht, Diabetes, übermässiger Alkoholkonsum oder Schlafstörungen.

Wie wird Demenz diagnostiziert?

Bemerken Betroffene oder Angehörige Frühsymptome von Demenz, sprechen sie in der Regel zuerst mit der Hausärztin oder dem Hausarzt über ihren Verdacht. Diese überweisen sie an eine neurologische Praxis oder ein Kompetenzzentrum für Demenz. Die neurologische Untersuchung umfasst verschiedene Demenz-Tests, unter anderem:

  • Uhrentest: Die untersuchende ärztliche Fachperson bittet die Patientin oder den Patienten, das Ziffernblatt einer Uhr zu zeichnen. Anhand von Verhalten und Ergebnis beurteilt sie, ob eine beginnende oder fortgeschrittene Demenz vorliegt.
  • Mini-Mental-Status-Test: Hier stellt die Fachperson Fragen zu Ort und Zeit. Hinzu kommen Merk-, Rechen- und Schreibaufgaben.
  • Lumbalpunktion: Besteht ein Verdacht auf Alzheimer-Demenz, führen ärztliche Fachpersonen eine Lumbalpunktion durch. Dabei entnehmen sie auf Höhe der Lendenwirbel wenig Rückenmarksflüssigkeit aus dem Wirbelkanal.
  • Bildgebende Verfahren: Die Magnetresonanztomografie und die Computertomografie geben Aufschluss über Erkrankungen des Gehirns und des Nervensystems.  

Demenz: Behandlung

Wie Fachärztinnen und Fachärzte Demenz behandeln, hängt von der Demenz-Form ab. Bei primärer Demenz empfehlen sie verschiedene Massnahmen:  

  • Medikamente wie Antidementiva, Antipsychotika und Antidepressiva
  • Ergotherapie 
  • Physiotherapie
  • Verhaltenstherapie
  • Kognitives Training

So unterstützen wir Demenz-Betroffene

Die obligatorische Grundversicherung deckt alle Kosten für die Diagnose und Behandlung von Demenz durch ärztliche Fachpersonen. Ebenso vergütet sie bestimmte alternative Behandlungsmethoden, wenn eine qualifizierte Ärztin oder ein qualifizierter Arzt diese durchführt. Unsere Zusatzversicherungen SANA und COMPLETA vergüten weitere alternative Heilungsmethoden sowie Prävention.   

Anzeichen von Demenz ernst nehmen

Nehmen Sie Gedächtnisstörungen ernst. Je früher die Behandlung beginnt, desto günstiger ist der Verlauf – sowohl für die Patientinnen und Patienten als auch für die Angehörigen. 

Wertvolle Informationen und Unterstützung finden Betroffene und Angehörige in unserer Broschüre zum Thema Demenz und bei spezialisierten Organisationen. Zu diesen gehören: 

Vermuten Sie, von Demenz betroffen zu sein? Zögern Sie nicht, Hilfe anzunehmen. Werden Sie aktiv, falls eine angehörige Person dement ist oder Demenz-Frühsymptome zeigt. Eine frühe Diagnose kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen.

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