Aminosäuren und ihre Wirkung

Was sind Aminosäuren? Welche Wirkung haben sie? Welche Aminosäuren eignen sich zum Abnehmen und welche Aminosäuren zum Schlafen? Informieren Sie sich über Aminosäuren und erfahren Sie, in welchen Lebensmitteln Sie diese finden.

28.01.2025 Imke Schmitz 7 Minuten

Aminosäuren – was ist das?

Aminosäuren sind organische Verbindungen. Sie sind lebensnotwendig und spielen in vielen biologischen Prozessen eine wichtige Rolle. Das Grundgerüst aller Aminosäuren umfasst Verbindungen aus Wasserstoff (H), Stickstoff (N), Kohlenstoff (C) und Sauerstoff (O). Aminosäuren bestehen ausserdem aus einer Aminogruppe (-NH2), einer Carboxylgruppe (-COOH) und einem Rest, der je nach Aminosäure unterschiedlich ist. Dieser Rest macht jede Aminosäure einzigartig und beeinflusst, welche Funktion sie im Körper hat.

Wie viele Aminosäuren gibt es? Insgesamt gibt es über 500 natürliche Aminosäuren. Für den Menschen sind vor allem die zwanzig proteinogenen Aminosäuren wichtig: Sie sind Bausteine für Eiweisse (Proteine).

Aminosäuren und Eiweisse: Unterschied

Proteine (Eiweisse) bestehen aus Aminosäuren. Aminosäuren treten einzeln auf, verbinden sich aber auch zu langen Ketten. Ein Eiweiss besteht aus einer oder mehreren dieser Aminosäuren-Ketten.

Was sind essenzielle Aminosäuren?

Aminosäuren, die essenziell sind, stellt der Körper nicht selbst her. Er ist also darauf angewiesen, essenzielle Aminosäuren über die Nahrung aufzunehmen. Diese Liste bietet Ihnen einen Überblick über die essenziellen Aminosäuren:

  • Isoleucin: Der Körper nutzt Isoleucin, um andere Aminosäuren zu bauen. Es unterstützt die Energieregulierung und die Immunfunktion. Ebenso wirkt sich diese essenzielle Aminosäure auf den Muskelstoffwechsel aus.
  • Leucin: spielt eine Rolle bei der Herstellung von Wachstumshormonen und reguliert den Blutzuckerspiegel.
  • Valin: Valin ist am Muskelaufbau beteiligt. Indirekt hilft diese Aminosäure daher allenfalls beim Abnehmen. Denn: Je mehr Muskeln, desto höher der Grundumsatz. Darüber hinaus unterstützt Valin die Energiegewinnung und ist daran beteiligt, wenn sich Gewebe regeneriert.
  • Lysin: Die Wirkung von L-Lysin ist vielfältig: Es fördert die Immunabwehr und die Wundheilung. Zudem beeinflusst diese Aminosäure den Aufbau von Muskeln und das Knochenwachstum. Darüber hinaus hat L-Lysin eine Wirkung auf Haut und Nägel. Ausserdem hilft es womöglich gegen Haarausfall, da es den Kollagenaufbau fördert.
  • Methionin: ist wichtig für den Fettstoffwechsel und spielt unter anderem eine Rolle bei der Herstellung von Neurotransmittern. Neurotransmitter sind biochemische Stoffe, die Reize von einer Nervenzelle zu einer anderen Nervenzelle oder zu einer Zelle weitergeben.
  • Phenylalanin: braucht der Körper, wenn er Neurotransmitter oder Tyrosin, eine andere Aminosäure, herstellt.
  • Threonin: Diese Aminosäure hilft, die Säurebildung im Körper zu regulieren. Zudem ist sie Bestandteil von Antikörpern, Elastin und Kollagen.
  • Tryptophan: ist wichtig für das Stickstoffgleichgewicht im Körper und unterstützt die Herstellung von Serotonin. Auf diese Weise wirkt sich L-Tryptophan auf den Gemütszustand aus. Ebenso reguliert diese Aminosäure den Schlaf. Denn Tryptophan ist eine Vorstufe von Melatonin – einem Hormon, das zentral ist für den Schlaf-Wach-Rhythmus. So hilft diese Aminosäure allenfalls bei Schlafstörungen.

Diese Auflistung enthält alle acht essenziellen Aminosäuren. Allerdings gibt es auch Aufzählungen, die neun essenzielle Aminosäuren umfassen. Sie zählen Histidin zu den essenziellen Aminosäuren. Histidin ist für Säuglinge lebensnotwendig.

Hinweis: Das «L» vor den Aminosäuren steht für ihre chemische Struktur. Es gibt auch Aminosäuren mit D-Form. Der Körper verwertet aber nur solche mit L-Form.

Was sind semi-essenzielle Aminosäuren?

Semi-essenzielle Aminosäuren stellt Ihr Körper selbst her. Allerdings produziert er unter bestimmten Bedingungen nicht genügend davon. Beispielsweise, wenn Sie schwanger sind oder bei bestimmten Erkrankungen wie Bluthochdruck.

Wofür sind semi-essenzielle Aminosäuren gut? Das erläutern wir im Folgenden anhand von zwei Beispielen:

  • Arginin: ist an der Produktion von Stickstoffmonoxid beteiligt. Dieses wiederum senkt den Blutdruck und weitet die Gefässe.
  • Histidin: hat eine Wirkung auf viele Stoffwechselvorgänge in Ihrem Körper. Histidin ist zudem daran beteiligt, wenn der Körper Histamin herstellt. Das ist ein Neurotransmitter, der unter anderem die Verdauung und die Immunabwehr reguliert.

Was sind nicht essenzielle Aminosäuren?

Auch nicht essenzielle Aminosäuren stellt Ihr Körper selbstständig her. Wie viele nicht essenzielle Aminosäuren gibt es? Insgesamt gibt es elf bis zwölf, wobei acht davon häufig als semi-essenziell bezeichnet werden. Die nicht essenziellen Aminosäure sind für unterschiedliche Körperfunktionen verantwortlich:

  • Alanin: unterstützt den Körper dabei, Glukose herzustellen und den Aminostickstoff im Blut zu transportieren.
  • Asparagin: Aus dieser Aminosäure stellt der Körper Asparaginsäure her.
  • Asparaginsäure: Diese Aminosäure dient als Neurotransmitter.
  • Cystein (auch semi-essenziell): ist ein Bestandteil von Glutathion, einem Antioxidans. Cystein hilft zudem, Taurin herzustellen. Taurin ist wichtig für das Herz-Kreislauf-System.
  • Glutamin (auch semi-essenziell): ist wichtig für die Immunzellen.
  • Glutaminsäure (Glutamat): dient als Neurotransmitter und als Grundlage für weitere Aminosäuren.
  • Glycin (auch semi-essenziell): unterstützt die Leber dabei, den Körper zu entgiften und Kollagen zu bilden. Zusätzlich hilft diese Aminosäure dem Körper dabei, roten Blutfarbstoff herzustellen.
  • Prolin (auch semi-essenziell): sorgt für ein stabiles Bindegewebe und ist ein Bestandteil der Knorpel.
  • Serin: wirkt wie ein Kleber, der die Zellen zusammenhält. Dadurch hilft es den Zellen, gesund zu bleiben.
  • Tyrosin (auch semi-essenziell): Tyrosin ist ein Vorläufer der Neurotransmitter Dopamin, Adrenalin und Noradrenalin.

Aminosäuren und Schilddrüse

Einige Aminosäuren beeinflussen die Schilddrüse. Die Aminosäure Thyronin beispielsweise spielt bei der Herstellung von Thyroxin eine Rolle. Das ist ein wichtiges Schilddrüsenhormon. Schilddrüsenhormone wiederum beeinflussen den Stoffwechsel und die Funktion von fast allen Organen.

Essenzielle Aminosäuren: Tagesbedarf

Der tägliche Bedarf an essenziellen Aminosäuren ist je nach Aminosäure unterschiedlich. Der Tagesbedarf an Tryptophan beispielsweise liegt bei vier bis fünf Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Leucin beträgt er hingegen rund vierzig Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Orientieren Sie sich deshalb am besten an Ihrem täglichen Eiweissbedarf. Denn Eiweisse bestehen aus Aminosäuren. Im Idealfall nehmen erwachsene Menschen unter 65 Jahren in der Regel 0,8 Gramm Eiweiss pro Kilogramm Körpergewicht zu sich. Sind Sie älter als 65 Jahre, beträgt Ihr Tagesbedarf 1,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bitte beachten Sie, dass diese Werte nicht allgemeingültig sind: Je nach körperlicher Aktivität, Alter oder Gesundheitszustand brauchen Sie mehr oder weniger Eiweiss. Auch eine Schwangerschaft beeinflusst den Eiweissbedarf. Ihre Ärztin oder Ihr Arzt hilft Ihnen, Ihren täglichen Eiweissbedarf zu bestimmen.

Aminosäuren-Mangel: Symptome

Ein Mangel an Aminosäuren – essenziell oder nicht essenziell – verursacht verschiedene Symptome:

  • Ein Aminosäuren-Mangel führt vielfach zu Leistungsabfall.
  • Betroffene sind oft müde und fühlen sich schwach.
  • Einige von ihnen haben Haarausfall.
  • Schlaflosigkeit und Schlafstörungen sind weitere Anzeichen für einen Aminosäuren-Mangel.
  • Ebenso verursacht ein Mangel an Aminosäuren womöglich Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen und Angstzustände.
  • Auch Blutzuckerschwankungen sind möglich bei einem Mangel an Aminosäuren.
  • Besteht ein Aminosäuren-Mangel, ist die Schilddrüse möglicherweise in ihrer Funktion eingeschränkt.
  • Betroffene haben weniger Appetit und erbrechen unter Umständen.

Ursachen eines Aminosäuren-Mangels

Für einen Mangel an essenziellen und nicht essenziellen Aminosäuren gibt es verschiedene Gründe. Zum Beispiel eine Erkrankung des Darms oder eine einseitige Ernährung. Zudem ist der Bedarf an Aminosäuren bzw. Eiweissen in bestimmten Lebensphasen höher. Das ist etwa während der Schwangerschaft der Fall. In diesen Phasen entsteht gegebenenfalls ein Mangel.

Aminosäuren in veganer Ernährung

Essenzielle Aminosäuren finden Sie in veganen (pflanzlichen) und in tierischen Lebensmitteln. Unabhängig von Ihrer Ernährungsform gilt: Eiweissreiche Nahrungsmittel sind gute Quellen für Aminosäuren. Bauen Sie im besten Fall unterschiedliche eiweisshaltige Lebensmittel in jede Ihrer Mahlzeiten ein.

Aminosäuren als Nahrungsergänzungsmittel?

Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung ist es grundsätzlich nicht nötig, Aminosäuren in Form von Nahrungsergänzungsmitteln aufzunehmen. Je nach Alter, Gesundheitszustand, Lebenssituation (zum Beispiel bei einer Schwangerschaft) oder körperlicher Aktivität ist dies unter Umständen jedoch sinnvoll. Fragen Sie am besten Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, ob er oder sie in Ihrem Fall die Einnahme von entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln unterstützt. Achten Sie zudem auf gute Qualität, wenn Sie Aminosäure-Produkte kaufen.

Aminosäuren unterstützen zahlreiche Körperfunktionen und sind daher lebensnotwendig. Ihren täglichen Bedarf decken Sie durch eine vielseitige Ernährung, denn Aminosäuren sind in verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Wenden Sie sich an Ihren Arzt oder Ihre Ärztin, wenn Sie oben genannte Symptome an sich beobachten. Er oder sie hilft Ihnen herauszufinden, ob ein Aminosäuren-Mangel oder eine andere Ursache dahintersteckt.

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