Alzheimer: Symptome, Verlauf und Behandlung

Was passiert bei Alzheimer im Gehirn? Kann Alzheimer geheilt werden und was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz? Erfahren Sie mehr über Alzheimer, typische Anzeichen und wie Sie Alzheimer vorbeugen.

23.01.2025 Cornelia Sammer 8 Minuten

Was ist Alzheimer?

Alzheimer (Morbus Alzheimer) ist die häufigste Form der Demenz. Sie ist benannt nach Alois Alzheimer, dem Psychiater, der die Krankheit als Erster beschrieb. Etwa 60% der Menschen mit Demenz leiden unter Alzheimer-Demenz. Bei Alzheimer verlieren die Gehirnzellen nach und nach ihre Funktion und sterben ab. Die Folge: Die geistigen Fähigkeiten nehmen mehr und mehr ab. Die meisten Menschen, die von Alzheimer betroffen sind, sind über 65 Jahre alt.

Arten von Alzheimer

Es gibt zwei Alzheimer-Arten: die präsenile Alzheimer-Demenz und die senile Alzheimer-Demenz. Bei der präsenilen Alzheimer-Demenz treten schon vor dem 65. Lebensjahr erste Symptome auf. Bei der senilen Alzheimer-Demenz hingegen erst nach dem 65. Lebensjahr.

Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz

Was ist der Unterschied zwischen Alzheimer und Demenz? «Demenz» ist der Überbegriff für verschiedene Erkrankungen. Alzheimer ist eine Form von Demenz. Neben der Alzheimer-Demenz gibt es unter anderem die Parkinson-Demenz, die vaskuläre Demenz und die frontotemporale Demenz.

Alzheimer: Ursachen und Risikofaktoren

Bei Alzheimer lagern sich im Gehirn der betroffenen Personen Proteine ab: das Protein Beta-Amyloid in bestimmten Blutgefässen sowie zwischen den Nervenzellen, das Tau-Protein in den Nervenzellen des Gehirns. Dadurch sterben die Nervenzellen im Gehirn schrittweise ab. Warum das geschieht, ist noch unklar. Aber was begünstigt Alzheimer? Die Forschung kennt verschiedene Risikofaktoren: 

  • Erhöhtes Alter
  • Verkalkte Gefässe
  • Erhöhte Cholesterinwerte
  • Bluthochdruck
  • Genetische Veranlagung

Ist Alzheimer also vererbbar? Forschenden zufolge ist Alzheimer unter bestimmten Umständen vererbbar. Es sind jedoch nur 1% der Alzheimer-Erkrankungen erblich bedingt. In diesen Fällen treten die Symptome bereits zwischen dem 30. und dem 60. Lebensjahr auf. Grund hierfür sind bestimmte Gendefekte. Bei allen anderen Fällen von Alzheimer ist das Alter der grösste Risikofaktor. Auch hier spielen gewisse Gene eine begünstigende Rolle. Die Forschung befasst sich aktuell intensiv mit diesen Genen.

Symptome von Alzheimer

Alzheimer verursacht verschiedene Symptome. Zu den typischen Alzheimer-Anzeichen gehören:

  • Gedächtnisprobleme und Vergesslichkeit: Betroffene vergessen zunehmend wichtige Termine und verlieren Gegenstände.
  • Orientierungsprobleme: Sie haben Mühe, sich räumlich und zeitlich zurechtzufinden. Sie kennen zum Beispiel das aktuelle Datum nicht oder wissen nicht, wo sie zu Hause sind.
  • Wahrnehmungsstörungen: Menschen mit Alzheimer erkennen Bilder oder bekannte Gesichter oft nicht mehr. Sie haben grosse Schwierigkeiten, räumliche Dimensionen zu erfassen. 
  • Sprach- und Schreibschwäche: Alzheimer-Erkrankte verstehen geschriebene und gesprochene Wörter immer weniger. Sie haben Mühe, einem Gespräch zu folgen und die richtigen Wörter zu finden (Aphasie).
  • Rückzug: Betroffene nehmen Veränderungen an sich wahr und sind verunsichert. Sie ziehen sich aus ihrem sozialen Umfeld zurück.
  • Persönlichkeitsveränderungen: Alzheimer kann Aggression und Stimmungsschwankungen verursachen. Menschen mit Alzheimer sind vielfach auch traurig und fühlen sich hilflos.
  • Appetitlosigkeit und Essstörungen: Erkrankte nehmen Hunger und Durst nicht mehr richtig wahr.

Alzheimer: Wie ist der Verlauf?

Fachpersonen unterteilen den Verlauf der Alzheimer-Demenz in vier Stufen.

1. Alzheimer-Stufe – MCI (Mild Cognitive Impairment)

In diesem Stadium erleben Betroffene leichte kognitive Einschränkungen, die ihren Alltag aber nur wenig beeinflussen. Die Alzheimer-Symptome in diesem Stadium sind:

  • Verminderte Leistungsfähigkeit
  • Leichte Orientierungslosigkeit
  • Leichte Gedächtnisprobleme 

2. Alzheimer-Stufe – frühes Stadium

Im frühen Stadium nimmt das Erinnerungsvermögen ab. Das ist ein wichtiges Symptom dieser Stufe und betrifft zunächst das Kurzzeitgedächtnis. Dieses speichert Informationen, die Menschen für eine kurze Zeit benötigen. Betroffene verlegen häufig Gegenstände und es fällt ihnen schwer, Gesprächen zu folgen. Sie haben Probleme mit alltäglichen Aufgaben und sind dabei teilweise auf Hilfe angewiesen. In der Folge erleben sie Stimmungsschwankungen, da sie diese Veränderungen bemerken und verunsichert sind.

3. Alzheimer-Stufe – mittleres Stadium

Die Einschränkungen betreffen nun auch das Langzeitgedächtnis. Dieses speichert Informationen über einen längeren Zeitraum – beispielsweise Kindheitserinnerungen oder Erinnerungen an Angehörige. Im mittleren Stadium finden sich Erkrankte zu Hause nicht mehr zurecht und ihr räumliches Sehen ist beeinträchtigt. Sie sind häufig reizbar, aggressiv, niedergeschlagen oder nervös. Ihr Zeitgefühl ist gestört, was oft zu Schlafproblemen führt. Ein eigenständiges Leben ist nicht mehr möglich. Die Erkrankten benötigen umfassende Unterstützung. 

4. Alzheimer-Stufe – spätes Stadium 

Im späten Stadium sind die Patientinnen und Patienten durchgehend pflegebedürftig. Körperliche Funktionen wie Kauen oder Schlucken sind stark eingeschränkt. Auch die Blase und der Darm funktionieren nicht mehr richtig.

Ist Alzheimer tödlich?

Alzheimer an sich ist nicht tödlich. Meist sterben die Betroffenen an einer Infektionskrankheit, da ihr Immunsystem stark geschwächt ist. Lungenentzündungen sind eine häufige Todesursache bei Menschen mit Alzheimer.

Wie lange leben Menschen mit Alzheimer? Bei Alzheimer beträgt die Lebenserwartung nach der Diagnose im Durchschnitt sechs Jahre.

Wie wird Alzheimer diagnostiziert?

Es gibt verschiedene Tests und Untersuchungen, mit denen Fachpersonen Alzheimer diagnostizieren:

  • Anamnese: Die Ärztin oder der Arzt stellt Fragen zur Krankheitsgeschichte sowie zu Medikamenten, die die Patientin oder der Patient einnimmt. So schliesst sie oder er andere Erkrankungen aus. 
  • Uhrentest: Die untersuchende Fachperson fordert die Patientin oder den Patienten dazu auf, eine bestimmte Uhrzeit auf ein Ziffernblatt einer Uhr zu zeichnen. Damit testet sie das visuelle Gedächtnis. 
  • Mini-Mental-Status-Test (MMST): Mit diesem Test prüft die Ärztin oder der Arzt Orientierung und Gedächtnis. Sie oder er stellt Fragen zu Zeit und Ort und gibt der Patientin oder dem Patienten Rechen- und Schreibaufgaben.
  • Demenz-Detection-Test (DemTect): Der DemTect umfasst mehrere Aufgaben und prüft unter anderem das episodische Gedächtnis. Dieses umfasst Erinnerungen an persönliche Erlebnisse. Im DemTect geht es zudem um Wahrnehmung, Arbeitsgedächtnis und Denkvermögen.
  • Magnetresonanztomografie (MRT) und Computertomografie (CT): Mit diesen bildgebenden Verfahren untersuchen ärztliche Fachpersonen die Hirnsubstanz. Hat diese abgenommen, weist das auf eine Demenz hin. Zudem schliessen die Fachpersonen mithilfe dieser Verfahren andere Erkrankungen, etwa einen Hirntumor, aus. 
  • Labortests: Auch mit einer Urin- und Blutprobe schliesst die Ärztin oder der Arzt weitere Erkrankungen aus. Durch eine Liquoruntersuchung (Lumbalpunktion) erlangen Fachpersonen zusätzlich Gewissheit. 

Normalerweise erfolgt ein erster Alzheimer-Test bei der Hausärztin oder beim Hausarzt. Sie oder er führt meistens den Uhrentest oder den MMST sowie eine Blut- und Urinuntersuchung durch. Besteht ein Verdacht auf Demenz, überweist sie oder er die Patientin oder den Patienten an eine neurologische Fachperson. Diese klärt eine mögliche Alzheimer-Erkrankung zuverlässig ab.

Wie verläuft die Alzheimer-Behandlung?

Alzheimer ist nicht heilbar. Die Alzheimer-Therapie behandelt deshalb die Symptome der Krankheit. Sie umfasst sowohl medikamentöse als auch nicht medikamentöse Therapieansätze.

Alzheimer-Medikamente

Bei Alzheimer verschreibt die Ärztin oder der Arzt möglicherweise eines der folgenden Medikamente:

  • Antidementiva: Diese wirken dem kognitiven Abbau entgegen und unterstützen die Lernfähigkeit und das Gedächtnis. Ziel ist es, den Abbau der Gehirnleistung zu verlangsamen. 
  • Neuroleptika: Ärztliche Fachpersonen verschreiben Neuroleptika mitunter bei herausfordernden Verhaltensweisen. 
  • Antidepressiva: Einige Demenz-Erkrankte entwickeln eine Depression. Unter diesen Umständen verschreiben Ärztinnen und Ärzte unter anderem Antidepressiva.

Nicht medikamentöse Alzheimer-Behandlung

Zur nicht medikamentösen Behandlung von Alzheimer gehören geistige Trainings wie zum Beispiel Wortspiele. Grosse Uhren, Kalender und einfache Beschilderungen unterstützen Betroffene zudem bei der räumlichen und zeitlichen Orientierung. Das hilft ihnen, ihre Selbstständigkeit möglichst lange zu erhalten. 

Mithilfe einer Physiotherapie fördern Alzheimer-Erkrankte ihre Koordination und stillen ihren Bewegungsdrang. Bei Alzheimer wirkt auch eine Ergotherapie unterstützend: Betroffene gewinnen an Selbstständigkeit und lernen, wie sie sich im Alltag zurechtfinden und Hilfestellungen nutzen können. 

Ergänzend dazu machen viele Patientinnen und Patienten eine Verhaltenstherapie, wenn sie von Stimmungsschwankungen, Depression und anderen psychischen Beeinträchtigungen betroffen sind. Diese Therapieform ist besonders im frühen Stadium der Alzheimer-Demenz sinnvoll.

Unterstützung durch Angehörige

Angehörigen kommt eine wichtige Rolle zu, wenn eine nahestehende Person an Alzheimer erkrankt. Sind Sie eine angehörige Person? Beachten Sie folgende Ratschläge:

  • Informieren Sie sich gut über Alzheimer.
  • Versetzen Sie sich in die Lage der betroffenen Person und begegnen sie ihr unterstützend und verständnisvoll. Begleiten Sie die betroffene Person zu Arztbesuchen.
  • Bleiben Sie geduldig. Menschen mit Alzheimer handeln oft unlogisch. Versuchen Sie, gelassen zu bleiben. Sprechen Sie langsam und in kurzen Sätzen. 
  • Viele Angehörige entscheiden sich zunächst für eine Betreuung zu Hause. Ob und wann eine Pflegehilfe bei Alzheimer angezeigt ist, erfahren Sie im Gespräch mit einer Fachperson. Wenden Sie sich dazu an die behandelnde Ärztin, den behandelnden Arzt oder an eine Fachberatung.
  • Vergessen Sie sich selbst nicht. Der Umgang mit Angehörigen mit Alzheimer kann sehr belastend sein. Gönnen Sie sich Auszeiten und nehmen Sie Hilfsangebote wahr. Informationen dazu finden Sie bei Alzheimer Schweiz. Für weitere Informationen lohnt sich auch ein Blick in unsere Broschüre zum Thema Demenz.

Wie Alzheimer vorbeugen?

Mit dem Alter steigt das Risiko für Alzheimer-Demenz. Ein gesunder Lebensstil jedoch hilft, Ihr Gehirn fit zu halten und der Krankheit vorzubeugen: 

  • Achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung und setzen Sie Brainfood wie Nüsse und Vollkornprodukte auf Ihren Speiseplan. 
  • Senken Sie Ihr Risiko für Alzheimer und meiden Sie Alkohol. Verzichten Sie bestenfalls auf Zigaretten.
  • Fordern Sie Ihr Gehirn: Lesen Sie Bücher, lösen Sie Rätsel oder lernen Sie ein Instrument. Das hält Sie geistig aktiv.
  • Setzen Sie auf regelmässige Bewegung. Gehen Sie öfter spazieren oder beginnen Sie mit einer neuen Sportart. 
  • Nehmen Sie Vorsorgeuntersuchungen wahr. Dazu gehören Blutdruck- und Cholesterinuntersuchungen. Achten Sie zusätzlich auf Ihr Gewicht.
  • Vermeiden Sie Stress. Integrieren Sie Methoden zur Entspannung in Ihren Alltag.

Alzheimer ist eine herausfordernde Erkrankung – sowohl für die Betroffenen als auch für ihre Angehörigen. Falls Sie vermuten, von Alzheimer-Demenz betroffen zu sein, sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt. Auch als Angehörige oder Angehöriger sind Sie nicht allein. Informieren Sie sich über unterstützende und entlastende Angebote.

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