Panikattacken: Ursachen, Symptome und Therapie

Was können Sie tun bei Panikattacken und wie entstehen Panikattacken überhaupt? Treten Panikattacken auch im Schlaf auf? Kann man Panikattacken heilen? Erfahren Sie alles zum Thema Panikattacken, deren Auslöser und Symptome sowie zur Behandlung.

10.02.2025 Cornelia Sammer 8 Minuten

Was sind Panikattacken?

Panikattacken sind kurze Phasen intensiver Angst. Sie tauchen plötzlich auf und fühlen sich überwältigend an. Betroffene fürchten eine akute Gefahr und erleben dabei unterschiedliche Symptome. Häufig treten Panikattacken im Zusammenhang mit Stress oder anderen belastenden Situationen auf. Die genaue Ursache ist aber nicht immer sofort erkennbar. Wie lange dauern Panikattacken? Üblicherweise dauern derartige Zustände nicht länger als 30 Minuten an. Es gibt jedoch auch Panikattacken mit einer Dauer von wenigen Minuten oder mehreren Stunden. Einige Betroffene erleben Panikattacken-Symptome den ganzen Tag über, einige allerdings nur wenige Male pro Jahr.

Welche Arten von Panikattacken gibt es?

Fachpersonen unterscheiden 3 Arten von Panikattacken, welche sich in ihren grundsätzlichen Ursachen unterscheiden:

  • Unvorhergesehene Panikattacken: Treten ohne eindeutigen Auslöser auf – auch in eigentlich sicheren und ruhigen Situationen. 
  • Situationsabhängige Panikattacken: Bedingt durch einen konkreten Reiz (z. B. Ereignisse oder Orte). 
  • Situationsbegünstigte Panikattacken: Bedingt durch einen bestimmten Reiz, jedoch mit zeitverzögertem Eintreten. 

Panikattacken: Ursachen

Für Panikattacken gibt es diverse Auslöser.

  • Stress: Panikattacken durch Stress kommen besonders oft vor. Stressige Situationen entstehen beispielsweise im Job oder aufgrund familiärer Streitigkeiten. Ebenso treten Panikattacken wegen Konflikten mit der Partnerin oder dem Partner auf, etwa im Falle einer Trennung oder Scheidung. Doch auch positiver Stress, wie durch Vorfreude auf die eigene Hochzeit, verursacht womöglich einen solchen Zustand.
  • Alkohol: Auch Alkohol löst möglicherweise Panikattacken aus. Betroffene interpretieren die konsumbedingten körperlichen Reaktionen unter Umständen falsch und erleben dadurch akute Angst vor Erkrankungen. 
  • Koffein: Koffein (z. B. in Kaffee) erhöht den Herzschlag. Das deuten Betroffene eventuell als Herzinfarkt und reagieren mit akuter Panik.
  • Schicksalsschläge: Auch Schicksalsschläge führen mitunter zu Panikattacken. Dazu zählen beispielsweise traumatische Erlebnisse wie der Tod einer geliebten Person. Auch ein Autounfall ist gegebenenfalls traumatisierend. Betroffene haben dann oft Panikattacken beim Autofahren mit entsprechenden Symptomen. Genauso treten vielleicht Panikattacken in der Schwangerschaft auf, wenn Frauen bereits Komplikationen in dieser Phase erlebt haben.
  • Nährstoffmangel: In einigen Fällen kommt es zu Panikattacken durch einen Nährstoffmangel. Hierbei sind unter anderem Vitamin B und Magnesium relevant.
  • Psychische Erkrankungen: Panikattacken treten oftmals gemeinsam mit anderen psychischen Erkrankungen auf, etwa mit einer Zwangsstörung oder Depression.
  • Körperliche Erkrankungen: Ebenso begünstigen einige körperliche Erkrankungen die Entstehung von akuter Angst und Panikattacken. Dazu zählen unter anderem Asthma, Schlafapnoe oder Epilepsie. 
  • Genetische Faktoren: Forschende vermuten einen Zusammenhang zwischen Panikattacken und erblicher Veranlagung. Denn diese treten vielfach mit einer familiären Häufung auf.

Übrigens: Etwa 40% der Betroffenen haben Panikattacken in der Nacht. Warum das so ist, ist noch nicht klar. Medizinerinnen und Mediziner vermuten die gleichen Auslöser wie für Panikattacken am Tag. Nachts rufen auch Träume gegebenenfalls körperliche Reaktionen hervor, die den Betroffenen Angst machen.

Panikattacken, Angstattacken und Panikstörung

Zwischen Angstattacken und Panikattacken gibt es einige Unterschiede: Angstattacken sind meist weniger intensiv als Panikattacken. Sie halten jedoch länger an. Panikattacken treten hingegen eher plötzlich auf, erreichen schnell ihren Höhepunkt und sind von intensiven Symptomen begleitet. Die wichtigsten Informationen zu Panikattacken sind im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) enthalten. Das ist ein Handbuch, welches psychische Erkrankungen klassifiziert. Angstattacken erwähnt das DSM-5 aber nicht.

Der grösste Unterschied zwischen einer Panikattacke und einer Panikstörung besteht in der Häufigkeit der Panikanfälle: Menschen mit einer Panikstörung erleben wiederholte Panikattacken, welche aus dem Nichts und situationsunabhängig auftreten. 

Panikattacken: Symptome

Die Symptome einer Panikattacke sind individuell und variieren unter Umständen in ihrer Intensität. Womöglich hat eine leichte Panikattacke ähnliche, aber mildere Symptome. Wie äussern sich Panikattacken also?

  • Herzrasen und Herzklopfen
  • Schnelle, intensive Atmung bis zur Hyperventilation
  • Engegefühl und Schmerzen in der Brust
  • Übelkeit und Schwindel
  • Hitzewallungen und Schweissausbrüche, manchmal im Wechsel mit Kälteschauern
  • Todesangst
  • Gefühl, verrückt zu werden und die Kontrolle zu verlieren
  • Gefühl der Entfremdung von sich selbst und der Umgebung (Depersonalisation/Derealisation)

Gut zu wissen: Erleben Menschen häufiger Panikattacken, tritt irgendwann eine Angst vor Panikattacken ein. Fachpersonen sprechen hierbei von «Erwartungsangst» oder «Phobophobie». 

Stille Panikattacke: Symptome

Stille Panikattacken sind solche, die von aussen nicht erkennbar sind. Wie fühlen sich stille Panikattacken an? Sie verursachen die gleichen Anzeichen wie gewöhnliche Panikattacken. Symptome wie Zittern und Hyperventilation sind jedoch weniger stark ausgeprägt und für andere Menschen nicht sichtbar.

Sind Panikattacken gefährlich?

Panikattacken sind nicht gefährlich. Häufig nehmen Betroffene sie aufgrund der körperlichen Reaktionen jedoch als bedrohlich wahr. Auf diese Weise geraten sie in einen Teufelskreis: Die akute Panik löst Symptome wie Herzrasen aus. Dadurch steigt die Angst weiter. 

Diagnose von Panikattacken

Treten die Panikattacken mindestens einmal pro Monat auf, gehen Sie bestenfalls zu einer Ärztin oder einem Arzt. Dann liegt eventuell eine Panikstörung vor. Schliesst die medizinische Fachperson körperliche Ursachen aus, leitet sie Sie an eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten weiter. Sie oder er klärt die Beschwerden in einem ausführlichen Gespräch mit Ihnen. Ergänzend kommen klinische Interviews und Fragebögen (z. B. die Hamilton-Angstskala) zum Einsatz. Auf diesem Wege erfolgen die Diagnose und anschliessend eine passende Therapie gegen Panikattacken.

Panikattacken: Was tun?

Die Panikattacken-Therapie umfasst verschiedene Ansätze. In den meisten Fällen kombinieren Fachpersonen dazu unterschiedliche Massnahmen.

Akutmittel bei Panikattacken

Es gibt unterschiedliche Erste-Hilfe-Massnahmen, mit denen Sie Panikattacken loswerden können. Diese umfassen unter anderem Atemtechniken: Atmen Sie durch die Nase ein. Zählen Sie dabei bis 4. Halten Sie den Atem, während Sie bis 7 zählen. Atmen Sie anschliessend durch den Mund aus und zählen Sie dabei bis 8. Was hilft noch gegen Panikattacken? Eine weitere Atemübung zur Entspannung ist die Bauchatmung: Legen Sie Ihre Hände auf Ihren Bauch und konzentrieren Sie sich vollständig auf Ihre Atmung. Atmen Sie ein und lassen Sie die Luft dabei in Ihren Bauch strömen. Dabei wölbt sich Ihre Bauchdecke nach aussen. Atmen Sie danach aus. Ihre Bauchdecke wölbt sich nach innen. Wiederholen Sie diesen Vorgang, bis Sie entspannt sind. 
Einigen Menschen helfen in Akutsituationen auch Hausmittel gegen Panikattacken. Beissen Sie beispielsweise in eine Chilischote oder in eine Zitrone. Lassen Sie alternativ ein Haargummi an Ihr Handgelenk schnalzen. Probieren Sie, sich nicht auf Ihre Panik zu fokussieren. Akzeptieren Sie diesen Zustand, ohne sich in Ihren Emotionen zu verlieren. 

Panikattacken: Was tun als Partnerin oder Partner?

Ist Ihre Partnerin oder Ihr Partner von Panikattacken betroffen, nehmen Sie ihre oder seine Ängste ernst. Bleiben Sie ausserdem verständnisvoll. Reden Sie die Sorgen nicht klein und machen Sie sich auf keinen Fall darüber lustig. Ermutigen Sie sie oder ihn stattdessen, sich Unterstützung zu holen, zum Beispiel durch eine Psychotherapie. Seien Sie in Momenten starker Angst präsent und versuchen Sie, sie oder ihn zu Atemübungen zu motivieren. Manchmal hilft es auch, einfach zuzuhören, welche Gedanken gerade im Vordergrund stehen. Ihre Unterstützung macht für Betroffene einen grossen Unterschied.

Medikamente gegen Panikattacken

Typische Panikattacken-Medikamente sind Antidepressiva, vorrangig aus der Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Ärztinnen und Ärzte setzen in diesem Zusammenhang häufig Citalopram oder Paroxetin ein. In einigen Fällen verschreiben Fachpersonen spezielle Beruhigungsmittel (Benzodiazepine). Diese eignen sich aber nur für die kurzfristige Anwendung, da sie unter Umständen abhängig machen.

Psychotherapeutische Hilfe bei Panikattacken

Panikattacken behandeln Medizinerinnen und Mediziner üblicherweise mit einem medikamentösen und psychotherapeutischen Ansatz. Hierbei hat sich besonders die kognitive Verhaltenstherapie etabliert. Dabei geht die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut dem Ablauf Ihrer Panikattacken auf den Grund. Sie oder er bespricht mit Ihnen, wie Sie kritische Situationen bewerten, und erarbeitet gemeinsam mit Ihnen alternative Bewertungskonzepte. 

Hinweis: Treten die Panikattacken im Rahmen einer Panikstörung auf, bestehen gute Heilungschancen. Ungefähr 80% der Betroffenen sind anschliessend davon befreit. Die besten Voraussetzungen haben Sie, wenn Sie möglichst früh mit der Psychotherapie beginnen.

Panikattacken bei Kindern

Geht es um Panikattacken bei Ihrem Kind, ist eine frühzeitige Behandlung wichtig. Andernfalls beeinträchtigen die Panikattacken gegebenenfalls die kindliche Entwicklung. In vielen Fällen ist es sinnvoll, die Eltern in die Therapie einzubeziehen. Denn so lernen sie, auf ihr Kind einzugehen und es im Umgang mit der Panik zu unterstützen. Bemerken Sie bei Ihrem Kind Panikattacken-Symptome, sprechen Sie am besten mit einer Ärztin oder einem Arzt. Sie oder er leitet Sie und Ihr Kind bei Bedarf an eine Kinderpsychiaterin oder einen Kinderpsychiater weiter. 

Sonstige Massnahmen gegen Panikattacken 

Ein bewusster Lebensstil unterstützt die Behandlung von Panikattacken:

  • Ernähren Sie sich ausgewogen mit frischen Lebensmitteln. Eine hilfreiche Orientierung bietet die Lebensmittelpyramide.
  • Schlafen Sie ausreichend.
  • Bewegen Sie sich täglich. Machen Sie zum Beispiel Spaziergänge oder probieren Sie eine neue Sportart aus.
  • Üben Sie Achtsamkeit, etwa durch MeditationYoga oder progressive Muskelentspannung.
  • Pflegen Sie Ihre sozialen Kontakte und nehmen Sie sich Zeit für Familie, Freundinnen und Freunde.
  • Verzichten Sie möglichst auf Nikotin und Alkohol.

Für Betroffene sind Panikattacken sehr belastend. Allerdings gibt es viele Möglichkeiten, diese zu bewältigen und langfristig zu überwinden. Nehmen Sie Hilfsangebote von Fachpersonen und aus Ihrem persönlichen Umfeld wahr. Denken Sie daran: Sie sind nicht allein und mit der richtigen Unterstützung gewinnen Sie wieder an Lebensmut.

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