Leistungsdruck: Hintergründe und Folgen

Welche Folgen hat Leistungsdruck bei Erwachsenen und Kindern und wie können Sie damit umgehen? Erfahren Sie, wie sich Leistungsdruck bei Kindern und Erwachsenen verhindern lässt und was Leistungsdruck mit Perfektionismus zu tun hat.

30.04.2024 Imke Schmitz 7 Minuten

Was ist Leistungsdruck?

Leistungsdruck betrifft Menschen aller Altersgruppen. Betroffene fühlen sich stark unter Druck gesetzt, eine bestimmte Leistung zu erbringen. Leistungsdruck hat eine grosse Bedeutung für das persönliche Stressniveau: Je höher der Druck, desto mehr Stress empfinden die Betroffenen. Leistungsdruck gilt in der Psychologie nicht unbedingt als schlecht. Manche Menschen arbeiten unter Stress besonders gut. Einige sind unter Druck motivierter.

Es gibt zwei Arten von Leistungsdruck:

  • Innerer (intrinsischer) Leistungsdruck: Intrinsischer Leistungsdruck beruht auf inneren Faktoren wie persönlichen Zielen, Werten und dem inneren Antrieb, etwas zu erreichen. Menschen mit hoher intrinsischer Motivation beginnen, sich selbst unter Druck zu setzen. Dieser Selbstdruck entsteht, weil sie eine Leidenschaft für eine Tätigkeit oder ein Thema empfinden, weil sie gerne Ziele erreichen oder weil sie hohe Ansprüche an sich selbst stellen. Intrinsischer Druck ist positiv, wenn er zu persönlichem Wachstum und Zufriedenheit führt. Ein Übermass an intrinsischem Druck führt jedoch zu Stress und Angst.
  • Äusserer (extrinsischer) Leistungsdruck: Extrinsischer Leistungsdruck wird durch äussere Faktoren verursacht: Erwartungen anderer, Wettbewerb, Belohnungen oder Bestrafungen. Diese Art von Leistungsdruck kann eine Person dazu anspornen, hart zu arbeiten und Ziele zu erreichen. Er kann aber auch zu Angst und Unzufriedenheit führen. Dies ist typischerweise der Fall, wenn die Handlungen nicht mit den persönlichen Werten und Interessen übereinstimmen.

Leistungsdruck ist eng mit Erfolgsdruck verknüpft: Leistungsdruck bezieht sich nach jeder Definition auf die erbrachte Leistung der betroffenen Person. Beim Erfolgsdruck erleben Betroffene den Drang, konkrete Erfolge zu erzielen.  

Wie äussert sich Leistungsdruck?

Leistungsdruck wirkt sich auf die Gesundheit aus, wenn er intensiv und über einen längeren Zeitraum besteht, ohne dass wirksame Bewältigungsstrategien oder Entspannungsphasen zur Verfügung stehen. Es ist wichtig, Leistungsdruck möglichst früh zu erkennen. Achten Sie auf folgende Leistungsdruck-Symptome:

  • Psychische Symptome: Menschen, die ständig unter Druck stehen, können unter depressiven Verstimmungen, Stimmungsschwankungen oder Motivationsverlust leiden. Oft sind sie auch leicht reizbar und haben ein geringes Selbstwertgefühl.
  • Kognitive Symptome: Wer über längere Zeit unter Leistungsdruck steht, denkt oft negativ und hat Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und Entscheidungen zu treffen.
  • Körperliche Symptome: Führt der Leistungsdruck zu akutem Stress, kommt es zu Herzrasen und Schweissausbrüchen. Leistungsdruck kann sich zudem auf den Schlaf auswirken und Bluthochdruck verursachen. Weitere körperliche Symptome sind Erschöpfung, chronische Müdigkeit und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen oder Magen-Darm-Probleme.
  • Verhaltensänderungen: Übermässiger Leistungsdruck kann zu Verhaltensänderungen wie verstärktem Perfektionismus, Vermeidungsverhalten, Antriebslosigkeit, Rückzug aus sozialen Kontakten und im Extremfall zu Drogenmissbrauch führen.

Leistungsdruck bei Kindern und Jugendlichen

Leistungsdruck betrifft auch Kinder und Jugendliche. So ist Leistungsdruck in der Schule keine Seltenheit. Druck besteht nicht nur in der Schule, sondern zum Teil auch in der Freizeit. Kinder und Jugendliche können etwa Leistungsdruck erfahren, wenn sie ein Instrument oder eine Sportart erlernen. Vor allem Kinder zeigen bei Leistungsdruck psychosomatische Symptome. Dazu gehören Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schwindel. 

Leistungsdruck bei Schülerinnen und Schülern 

Eine Studie von Pro Juventute zeigt: Rund 33% der Kinder erleben Stress und Leistungsdruck. Mädchen fühlen sich tendenziell gestresster. Die Schule trägt viel dazu bei. Es könnte etwa Leistungsdruck durch Lehrer oder Konflikte mit Mitschülerinnen geben. Auch die Erwartungen der Eltern spielen eine wichtige Rolle. Sie neigen dazu, ihr Kind unter Erwartungs- und damit Leistungsdruck zu setzen, damit es das Gymnasium besucht und die Bildungsanforderungen erfüllt. So beginnt der Leistungsdruck oft schon in der Grundschule: Rund 25% der Kinder unter 11 Jahren fühlen sich gestresst. Doch auch Leistungsdruck in der Oberstufe ist ein Thema. Hier kommen wichtige Prüfungen, die anstehende Berufsorientierung und die Pubertät zusammen. Besonders gross ist der Leistungsdruck bei der Maturität oder anderen Abschlussprüfungen. Gestresste Schüler und Schülerinnen können bei langfristigem Leistungsdruck eine Schulangst entwickeln.

Leistungsdruck bei Kindern vermeiden

Was können Sie tun gegen Leistungsdruck, der Ihr Kind betrifft? Für die gesunde Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern ist es wichtig, Leistungsdruck zu minimieren. Eine Strategie gegen Leistungsdruck besteht darin, mit dem Kind offen über das Thema zu sprechen, seine Sorgen anzuhören und es zu unterstützen. Darüber hinaus können Sie folgende Massnahmen ergreifen:

  • Setzen Sie realistische Ziele, die das Alter, die Fähigkeiten und die Interessen Ihres Kindes berücksichtigen.
  • Erkennen Sie Anstrengungen und Fortschritte an, nicht nur Ergebnisse und Erfolge.
  • Schaffen Sie eine unterstützende und stressfreie Lernatmosphäre.
  • Fördern Sie die individuellen Stärken und Interessen Ihres Kindes. Vergleichen Sie es nicht mit anderen.
  • Bringen Sie Ihrem Kind einen gesunden Umgang mit Stress bei, etwa durch Pausen, Bewegung oder Atemübungen. Zeigen Sie, wie Sie selbst mit Herausforderungen und Druck umgehen.
  • Achten Sie auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Schule, Freizeit, Spiel und Erholung.
  • Suchen Sie Unterstützung bei Lehrpersonen, Beratungsstellen oder anderen Eltern, wenn Sie merken, dass Ihr Kind unter Leistungsdruck leidet.

Woher kommt Leistungsdruck?

Wie entsteht Leistungsdruck? Leistungsdruck hat verschiedene Ursachen:

  • Leistungsdruck durch Eltern/Familie: Bei Leistungsdruck liegt der Auslöser oft in der Kindheit. Kinder versuchen, den Idealvorstellungen ihrer Eltern zu entsprechen. Erkennen Eltern die Leistungen ihrer Kinder nicht an, strengen diese sich mehr an und empfinden Druck. Als Erwachsene haben diese Kinder oft Angst, nahestehende Personen zu enttäuschen.
  • Persönliche Eigenschaften: Ein geringes Selbstwertgefühl kann zu Perfektionismus und Vergleichen mit anderen führen. Dies sind für Leistungsdruck einige der häufigsten Gründe. 
  • Arbeitsumfeld: Viele Menschen empfinden Leistungsdruck am Arbeitsplatz. Hohe Erwartungen von Vorgesetzten oder Kolleginnen und Kollegen führen zu Stress und dem Gefühl, allen Anforderungen genügen zu müssen. 
  • Kulturelle Normen und Werte: In Kulturen, in denen Leistung und Erfolg im Vordergrund stehen, fühlen sich Menschen oft unter grossem Leistungsdruck, etwa in der Schule oder am Arbeitsplatz.
  • Gesellschaftliche Trends: Globalisierung, verschärfter Wettbewerb und Digitalisierung machen unsere Gesellschaft immer vernetzter und schnelllebiger. Die Leistungsdruck-Forschung zeigt: Menschen fühlen sich dadurch zunehmend unter Druck gesetzt. Sie grenzen sich nicht mehr von der Arbeit ab und die Erholung bleibt aus. Hinzu kommen die sozialen Medien. Menschen vergleichen sich und ihre Lebensstile stärker miteinander. Dadurch sind sie unzufrieden und eifern den vorgegebenen Idealen nach. 

Warum Leistungsdruck entsteht, ist von Person zu Person unterschiedlich. Häufig sind sowohl innere als auch äussere Einflüsse dafür verantwortlich. 

Welche Folgen hat Leistungsdruck?

Die Folgen von anhaltendem Leistungsdruck sind vielfältig. Die Lebensqualität der Betroffenen wird in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigt:

  • Dauerhafter Leistungsdruck führt zu Schlafstörungen, Magen-Darm-Beschwerden und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 
  • Auch erleben Betroffene durch den Leistungsdruck Angst und depressive Episoden. Sie können zudem ein negatives Selbstbild und Selbstwertgefühl haben. Unbehandelt begünstigt chronischer Leistungsdruck Depressionen, Angst-, Zwangs- und Essstörungen. Die Folgen von Leistungsdruck reichen bis hin zu Burn-out und Erschöpfungssyndrom.
  • Menschen, die unter übermässigem Leistungsdruck stehen, sind ausserdem oft gestresst und leicht reizbar. Dies kann zu Spannungen in persönlichen und beruflichen Beziehungen führen. Betroffene haben auch schneller das Gefühl, beruflich auf der Stelle zu treten, sind häufiger unzufrieden mit ihrer Arbeit und wechseln öfter den Arbeitsplatz. 

Betroffene erleben durch diese Folgen des Leistungsdrucks einen Leistungsabfall. Dieser verursacht wiederum einen höheren Leistungsdruck. Nehmen Sie die Symptome und Folgen ernst. Ein Ignorieren kann zu schwerwiegenderen Problemen wie Suizidgedanken führen.

Wie Leistungsdruck vermeiden?

Der Umgang mit Leistungsdruck erfordert Selbstreflexion, Achtsamkeit und wirksame Methoden zur Entspannung. Setzen Sie frühzeitig Bewältigungsstrategien ein. So finden Sie eine gesunde Balance zwischen Arbeit, persönlichen Zielen und Freizeit. Hier einige wirksame Tipps gegen Leistungsdruck: 

  • Üben Sie Selbstreflexion und Selbstbewusstsein. Denken Sie über Ihre bisherigen Erfahrungen nach und identifizieren Sie Situationen, die Druck oder Angst ausgelöst haben. Wenn Sie sich dieser Situationen bewusst sind, können Sie sich in Zukunft besser darauf vorbereiten. Identifizieren und hinterfragen Sie auch negative Glaubenssätze, die zum Leistungsdruck beitragen. Mit der Zeit werden Sie eine positivere Einstellung entwickeln. Nicht zuletzt lohnt sich ein Blick auf die eigenen Werte. Welche sind das und wie können Sie danach handeln? So konzentrieren Sie sich auf sinnvolle Ziele und bauen Stress ab.
  • Planen Sie Ihre Aufgaben und Pausen. Leistungsdruck bei Erwachsenen entsteht vor allem im Berufsalltag. Überlegen Sie sich genau, welche Aufgabe wann ansteht, und packen Sie sie direkt an. Wichtig dabei: Setzen Sie sich realistische Ziele und gesunde Grenzen. Oft entsteht Leistungsdruck nämlich aus einer Kombination von Perfektionismus und Prokrastination (Aufschiebeverhalten). 
  • Ist Ihr Job der Grund für Ihren Leistungsdruck, sprechen Sie mit der verantwortlichen Person. Eventuell verteilt sie Ihre Aufgaben um oder verlängert die Fristen. Offene Kommunikation ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Massnahme gegen Leistungsdruck. 
  • Vergleichen Sie sich nicht mit anderen Menschen. Das ist ein wichtiger Schritt zur Vermeidung von Leistungsdruck. Konzentrieren Sie sich auf sich selbst und Ihre persönlichen Ziele und Wünsche – unabhängig davon, was andere tun. 
  • Entwickeln Sie Selbstmitgefühl. Akzeptieren Sie Fehler. Rückschläge sind menschlich. Verurteilen Sie sich nicht dafür, sondern lernen Sie daraus und nutzen Sie sie für Ihre Entwicklung. 
  • Finden Sie einen Ausgleich. Entwickeln Sie persönliche Bewältigungsstrategien. Versuchen Sie es mit BewegungMeditation, Tai-Chi oder Yoga. Damit schaffen Sie sich angenehme Rituale im Alltag.  
  • Nehmen Sie Ihre Erfolge bewusst wahr und feiern Sie sie. Gönnen Sie sich zum Beispiel Ihr Lieblingsessen oder verbringen Sie einen schönen Abend mit Freundinnen und Freunden. 

Leistungsdruck mit professioneller Hilfe bewältigen

Dauerhafter Leistungsdruck kann zu chronischem Stress führen. Dieser wirkt sich dann negativ auf die Gesundheit der Betroffenen aus. Wie können Sie in diesem Fall mit Leistungsdruck umgehen? Bei anhaltendem Leistungsdruck ist es wichtig, die Hintergründe zu verstehen. Unter Umständen ist es sinnvoll, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Psychotherapeutin oder ein Psychotherapeut gibt Ihnen bei Leistungsdruck wertvolle Bewältigungsstrategien an die Hand. Ausserdem behandelt sie oder er auch mögliche Folgen wie Depressionen oder Angststörungen. Auch Schulpsychologinnen, spezialisierte Coaches wie Berufsberater, TCM oder Kinesiologie können Unterstützung bieten. 

Benötigen Sie weitere Informationen?

Vielleicht möchten Sie mehr über die verschiedenen Bewältigungsstrategien erfahren? Unsere Gesundheitsberaterinnen und -berater helfen Ihnen gerne weiter.

Ob selbstgemachter Leistungsdruck oder Druck von aussen – es gibt viele Möglichkeiten, Leistungsdruck zu meistern. Strukturieren Sie Ihren Alltag neu, wenn Sie sich von Aufgaben und Anforderungen überfordert fühlen. Achten Sie auch auf Symptome bei Ihrem Kind und wenden Sie sich bei Bedarf an Fachpersonen. Wenn Sie frühzeitig handeln, vermeiden Sie Folgeerkrankungen und verbessern die Lebensqualität für sich oder Ihr Kind.

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