Schwanger ab 35: Chancen, Risiken und Tipps

Immer mehr Frauen entscheiden sich für eine späte Mutterschaft: Persönliche Reife und finanzielle Stabilität bieten Vorteile. Spät schwanger werden birgt aber auch Risiken. Wie eine sichere Schwangerschaft auch für späte Mütter möglich ist.

12.03.2025 Petra Baumberger 6 Minuten

Schwanger ab 35? Gründe für eine späte Mutterschaft

Mehr als jedes vierte Kind, das in der Schweiz zur Welt kommt, hat eine Mutter, die 35 Jahre oder älter ist. Es gibt viele persönliche Gründe, spät schwanger zu werden. Die häufigsten Gründe für eine späte Mutterschaft:

  • Stabile Partnerschaft: Eine stabile Beziehung mit einem für die Elternschaft geeigneten Partner oder einer geeigneten Partnerin ist ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für Kinder. Fehlt eine solche Partnerschaft, schieben Frauen die Mutterschaft auf.
  • Beruf und Karriere: Spätgebärende möchten vielfach ihre Ausbildung abschliessen und beruflich Fuss fassen, bevor sie eine Familie gründen.
  • Finanzielle Sicherheit: Ein stabiles Einkommen erleichtert die Familienplanung und sorgt für eine sorgenfreiere Mutterschaft.
  • Höhere Lebenserwartung: Die Lebenserwartung in der Schweiz liegt heute bei 86 Jahren für Frauen und 82 für Männer. Frauen haben mehr Zeit als früher, verschiedene Lebensziele zu verfolgen, bevor sie spät schwanger werden.
  • Medizinische Möglichkeiten: Künstliche Befruchtung (In-vitro-FertilisationIntrazytoplasmatische Spermieninjektion), Social Freezing (Einfrieren unbefruchteter Eizellen) sowie Behandlungen wie Hormontherapie oder Intrauterine Insemination erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Alter.

Schwangerschaft im Alter: Die Chancen

Schwanger mit 38, schwanger mit 39, schwanger mit 40? Welche Chancen bietet eine Schwangerschaft im Alter? Obwohl die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Alter sinkt, bietet eine späte Mutterschaft viele Vorteile.

Späte Mutterschaft, bewusster Lebensstil

Studien zeigen: Frauen, die bewusst spät schwanger werden, entscheiden sich oft ebenso bewusst für einen gesunden Lebensstil. Sie ernähren sich ausgewogen und verzichten auf Alkohol und Nikotin. Späte Mütter bewegen sich ausreichend und gönnen sich viel Schlaf. Gleichzeitig sind späte Mütter emotional gefestigter und psychisch besser auf Schwangerschaft und Kindererziehung vorbereitet. Hinzu kommt: Frauen, die spät schwanger werden, nehmen meist früh und regelmässig an Vorsorgeuntersuchungen teil und nutzen die Möglichkeiten der Vorsorgeuntersuchungen bei Risikoschwangerschaften (pränatale Diagnostik). All das unterstützt eine gesunde späte Mutterschaft und eine komplikationsarme Geburt.

Medizinische Versorgung

Die medizinische Versorgung während der Schwangerschaft ist in der Schweiz sehr gut – auch bei einer Risikoschwangerschaft im Alter. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen, moderne Diagnostik und spezialisierte Fachkräfte helfen, Risiken frühzeitig zu erkennen. Dank pränataler (vorgeburtlicher) Tests und individueller Beratung sind späte Mütter in der Regel gut informiert. Das erhöht die Sicherheit für Mutter und Kind und trägt zu einer gesunden späten Mutterschaft bei – selbst bei einer Risikoschwangerschaft.

Späte Mutterschaft: So sind Sie versichert

In der Schweiz sind werdende Mütter während der Schwangerschaft und Mutterschaft gut versichert. Die Grundversicherung übernimmt die Kosten für:

  • Schwangerschaftskontrollen
  • Ultraschalluntersuchungen
  • Medikamente der Spezialitätenliste des Bundesamtes für Gesundheit zur Behandlung von Schwangerschaftsbeschwerden
  • Geburtsvorbereitungskurse
  • Geburt
  • Wochenbettbetreuung durch eine Hebamme oder Pflegefachperson
  • Stillberatungen
  • ärztliche Nachkontrolle
  • medizinisch notwendige Laboruntersuchungen

Eine detaillierte Übersicht über die versicherten Leistungen finden Sie hier:

Risikoschwangerschaft: Was zahlt die Krankenkasse?

Bei Risikoschwangerschaften übernimmt die Grundversicherung zusätzliche Untersuchungen, wenn sie medizinisch notwendig sind. Dazu gehören zusätzliche Kontroll- und Ultraschalluntersuchungen sowie zusätzliche Leistungen der Hebamme. Die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt entscheidet, ob Sie es als Erstgebärende mit einer Risikoschwangerschaft ab 35 Jahren zu tun haben und zusätzliche Untersuchungen brauchen.

Unsere Zusatzleistungen bei Schwangerschaft und Mutterschaft

Unsere Zusatzversicherung SANA deckt 75% der Kosten bis maximal 500 Franken pro Kalenderjahr für Schwangerschaftskontrollen, die über die Leistungen der Grundversicherung hinausgehen. Die Zusatzversicherung COMPLETA übernimmt 90% dieser Kosten bis maximal 500 Franken pro Kalenderjahr. Wenn Sie bereits COMPLETA abgeschlossen haben, können Sie Ihren Versicherungsschutz mit COMPLETA PLUS erweitern. COMPLETA PLUS übernimmt 90% der Kosten für Schwangerschaftskontrollen, welche die Leistungen von COMPLETA und der Grundversicherung übersteigen, bis maximal 500 Franken pro Kalenderjahr.

SANA

Ihre Ergänzung: Ambulante Leistungen sowie alternative Behandlungen sind gedeckt.

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Alle Leistungen von TOP und SANA mit teilweise höheren Vergütungen.

COMPLETA PLUS

COMPLETA PLUS erweitert den Deckungsumfang von COMPLETA.

Hinweis: Bei einer Risikoschwangerschaft kommen diese Zusatzversicherungen für Schwangerschaftsuntersuchungen nicht zum Tragen. In diesem Fall übernimmt die Grundversicherung die Kosten nach klinischem Ermessen der behandelnden Person.

Späte Schwangerschaft: Die Risiken

Eine Schwangerschaft im Alter ist möglich, bringt aber gewisse Risiken mit sich: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Komplikationen während der Schwangerschaft und bei der Geburt.

Was ist eine Risikoschwangerschaft?

Ab wann sprechen wir von einer Risikoschwangerschaft? Es gibt keine allgemeingültige Definition der Risikoschwangerschaft. Medizinerinnen und Mediziner gehen von einer Risikoschwangerschaft aus, wenn die Wahrscheinlichkeit von Komplikationen vor oder nach der Geburt erhöht ist oder wenn ein erhöhtes Risiko besteht, dass die Mutter oder das Baby erkrankt oder stirbt.

Häufige Gründe für eine Risikoschwangerschaft sind das Alter der Schwangeren (späte Mutterschaft), starkes Über- oder Untergewicht, Suchtmittelkonsum (Rauchen, Alkohol, Drogen), gesundheitliche Probleme wie Bluthochdruck oder Diabetes, Mehrlingsschwangerschaften, Probleme bei einer früheren Schwangerschaft oder Infektionen während der aktuellen Schwangerschaft.

Aber ab welchem Alter der Frau ist die Schwangerschaft risikoreich? Ab 35 Jahren gilt eine Schwangerschaft als Risikoschwangerschaft. Fachpersonen sprechen in diesen Fällen auch von Spätgebärenden, späten Müttern oder von einer geriatrischen Schwangerschaft.

Das bedeutet aber nicht, dass Schwangere ab diesem Alter zwangsläufig mit Komplikationen rechnen müssen. Auch eine Schwangerschaft im Alter verläuft mitunter ganz ohne Probleme. Aus ärztlicher Sicht gibt es deshalb keinen Grund, Frauen über 35 generell von einer Schwangerschaft abzuraten.

Gibt es einen Test für Risikoschwangerschaften?

Bislang gibt es keine Möglichkeit, eine Risikoschwangerschaft durch Tests zu erkennen. Die folgenden Merkmale weisen aber womöglich auf eine Risikoschwangerschaft hin:

  • Die Mutter ist älter als 35 Jahre und/oder der Vater ist älter als 45 Jahre
  • Erbkrankheiten in der Familie von Mutter und/oder Vater
  • Auffälligkeiten bei den allgemeinen Vorsorgeuntersuchungen
  • zwei oder mehr vorhergehende Fehlgeburten
  • Röteln-Infektion der Mutter oder Toxoplasmose (Infektion durch Parasiten) während der Schwangerschaft
  • Einnahme bestimmter Medikamente während der Schwangerschaft
  • Röntgenstrahlung während der Schwangerschaft

Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Alter

Die Fruchtbarkeit der Frau nimmt ab 35 Jahren deutlich ab. Das gilt auch für die späte Mutterschaft mittels Social Freezing: Die grösste Chance ein Kind zu bekommen, besteht in diesen Fällen, wenn die Eizellen vor dem 34. Lebensjahr entnommen werden.

Wie gross die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft in welchem Alter ist, zeigt diese Tabelle:

Alter in Jahren

Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft im Alter pro Zyklus

schwanger mit 25

ca. 25%

schwanger mit 30

ca. 15%

schwanger mit 35

ca. 12%

schwanger mit 40

ca. 5-8 %

Erhöhtes Risiko für Fehlgeburten

Etwa 15% aller Schwangerschaften enden in einer Fehlgeburt. Bei einer späten Mutterschaft erhöht sich dieses Risiko. Ist eine Frau schwanger mit 40, ist das Risiko einer Fehlgeburt etwa doppelt so hoch wie bei einer 20-jährigen Schwangeren. Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko noch weiter an.

Erhöhtes Risiko für Schwangerschaftsdiabetes und Bluthochdruck

Bei einer Risikoschwangerschaft im Alter ist die Wahrscheinlichkeit von Schwangerschaftsdiabetes erhöht. Forschungsergebnisse deuten zudem darauf hin: Bei Spätgebärenden kommt Bluthochdruck, der sich während der Schwangerschaft entwickelt, häufiger vor als bei jüngeren Schwangeren.

Risiko für Chromosomenanomalien

Die Wahrscheinlichkeit für Chromosomenstörungen (z. B. Trisomie 21) beim Baby steigt mit dem Alter der werdenden Mutter.

Schwanger ab 35: Welche Untersuchungen werden empfohlen?

Verläuft eine Schwangerschaft problemlos, sind – unabhängig vom Alter – sieben Kontrolluntersuchungen und zwei Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. Zur ersten Kontrolluntersuchung gehören eine Anamnese, eine klinische und gynäkologische Untersuchung sowie eine Untersuchung auf Krampfadern und Beinödeme. Spätere Untersuchungen umfassen die Kontrolle von Gewicht, Blutdruck, Fundusstand (Höhe der Gebärmutterkuppe), Urinstatus sowie das Abhören der fötalen Herztöne. Die Kosten für diese Untersuchungen übernimmt in der Schweiz die Krankenkasse (Grundversicherung).

Risikoschwangerschaft: Wie oft zur Kontrolle?

Wie viele Ultraschall- und andere Vorsorgeuntersuchungen werden bei einer Risikoschwangerschaft empfohlen und wie oft gehen späte Mütter idealerweise zum Arzt oder zur Ärztin? Bei einer Risikoschwangerschaft übernimmt die Krankenkasse vielfach zusätzliche Untersuchungen. Zum Beispiel häufigere Kontrolltermine oder Ultraschalluntersuchungen. Bei Frauen ab 40 ist das Risiko für eine kindliche Chromosomenstörung stark erhöht. Pränatale Untersuchungen sind bei späten Müttern deshalb besonders wichtig. Ob Ultraschall bei Risikoschwangerschaft oder andere Vorsorgeuntersuchungen: Wenden Sie sich an Ihre Frauenärztin oder ihren Frauenarzt bei einer Risikoschwangerschaft: Sie können beurteilen, welche Untersuchungen bei einer Risikoschwangerschaft zusätzlich nötig sind.

Tipps für die gesunde späte Mutterschaft

Für Spätgebärende ist eine gesunde Schwangerschaft sehr gut möglich. Diese Tipps helfen Ihnen dabei:

  • Ernährung: Achten Sie auf Ihre Ernährung während der Schwangerschaft. Schwangere haben einen erhöhten Bedarf an Mineralstoffen, Proteinen, Spurenelementen und Vitaminen. Eine ausgewogene Ernährung hilft, diesen Bedarf zu decken und trägt zu Ihrem Wohlbefinden und zur gesunden Entwicklung Ihres Babys bei.
  • Folsäure: Dieses Vitamin ist wichtig für die Zellteilung. In der Frühschwangerschaft teilen sich die Zellen milliardenfach – deshalb brauchen Schwangere in dieser Phase besonders viel davon. Daher wird Frauen empfohlen, vor und während der Schwangerschaft zusätzlich zu einer ausgewogenen Ernährung Folsäure in synthetischer Form einzunehmen.
  • Bewegung: Späte Mütter neigen eher zu Schwangerschaftsdiabetes. Ausreichend Bewegung hilft, dieses Risiko zu senken.
  • Psychische Gesundheit: Probieren Sie Meditation, sanftes Yoga oder gezielte Entspannungsübungen aus. Das hilft, Stress zu regulieren und abzubauen. Tauschen Sie sich mit anderen späten Müttern aus – beispielsweise in Foren oder Selbsthilfegruppen. Das gibt Ihnen womöglich zusätzliche Sicherheit und unterstützt Ihr psychisches Wohlbefinden.
  • Vorausschauende Planung: Beziehen Sie Ihren Arbeitgeber oder Ihre Arbeitgeberin mit ein. Eine gute Planung des Mutterschaftsurlaubs und des Wiedereinstiegs trägt dazu bei, spätere Herausforderungen zu minimieren. In der Partnerschaft ist es hilfreich, frühzeitig über Aufgabenverteilung und Unterstützung zu sprechen.
  • Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen: Bei einer späten Mutterschaft ist es ratsam, sich eng von der Frauenärztin oder vom Frauenarzt begleiten zu lassen und alle notwendigen Kontrolltermine und Untersuchungen wahrzunehmen.

Eine späte Mutterschaft bringt sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich. Frauen, die bewusst spät schwanger werden, profitieren oft von einer stabileren Lebenssituation und einer besseren finanziellen Grundlage. Gleichzeitig ist eine Schwangerschaft im Alter ein Risiko und erfordert eine engmaschigere medizinische Betreuung. Dank gezielter Vorsorge ist eine gesunde späte Mutterschaft heute jedoch gut möglich. Informieren Sie sich frühzeitig, achten Sie auf einen gesunden Lebensstil und nehmen Sie alle Kontrolluntersuchungen wahr. Sie möchten mehr wissen zum Thema Risikoschwangerschaft und Krankenkasse? Wir beraten Sie gerne. Stöbern Sie auch auf unserem Dossier zu Kinderwunsch und Schwangerschaft. Dort finden Sie vielfältige Informationen rund um die Themen Kinderwunsch, Schwangerschaft sowie die Zeit vor und nach der Geburt.

Dr. med. Dirk Wallmeier

Dr. med. Dirk Wallmeier ist Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe mit dem Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie. Er arbeitet als Chief Medical Officer bei der Schweizer Kinderwunschklinik Cada und stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite.

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