Polyzystisches Ovarialsyndrom: Symptome, Test und Behandlung

Was ist ein polyzystisches Ovarialsyndrom? Ist PCOS vererbbar? Wie wird PCOS diagnostiziert? Kann man mit PCOS Kinder bekommen? Erfahren Sie mehr zum PCO-Syndrom sowie zu Symptomen und Therapie.

06.03.2025 Cornelia Sammer 8 Minuten

Was ist PCOS für eine Krankheit?

PCOS ist eine hormonelle Störung bei Frauen. Aber was ist PCOS genau? PCOS steht für «polyzystisches Ovarialsyndrom». Anders als es der Name vermuten lässt, entstehen bei PCOS keine Zysten. Vielmehr wachsen mehrere Eizellen gleichzeitig heran. Wie viele Frauen haben PCOS? 6 bis 18% der Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen.

Unterschied zwischen PCOS und Endometriose

PCOS und Endometriose sind zwei verschiedene Krankheiten. Das polyzystische Ovarialsyndrom betrifft die Funktion der Eierstöcke. Es ist oft mit einem hormonellen Ungleichgewicht verbunden, das den Eisprung beeinflusst. Endometriose tritt auf, wenn Gebärmutterschleimhaut auch ausserhalb der Gebärmutter wächst. Sowohl Endometriose als auch PCOS verursachen mitunter eine unregelmässige Menstruation.

PCOS: Ursachen und Risikofaktoren

Unmittelbare Ursache des PCO-Syndroms ist eine Störung des Hormonhaushalts. Davon sind insbesondere die Geschlechtshormone betroffen. Warum es zu dieser Störung kommt, ist noch nicht abschliessend geklärt. Es kommen unterschiedliche Auslöser infrage, die womöglich zusammenspielen:

  • Genetische Faktoren: Die Forschung zeigt: Betroffene Frauen vererben PCOS vielfach weiter. Deren Väter haben zudem oft eine frühzeitige, hormonell bedingte Glatze.
  • Zuckerstoffwechsel: Ein gestörter Zuckerstoffwechsel steht häufig in Zusammenhang mit PCOS. Dieser beeinflusst die Hormonregulierung und regt die Produktion von Androgenen, das heisst von männlichen Geschlechtshormonen, an.
  • Störung der Hormonregulation: Beim PCOS besteht eine Fehlregulation in der Hirnanhangdrüse. Diese beeinflusst die Reifung der Eizellen.
  • Insulinresistenz: Frauen mit PCOS haben vielfach eine Insulinresistenz. Ihre Zellen reagieren weniger empfindlich auf das Hormon Insulin, weshalb der Körper mehr davon produziert. Das fördert die Ausschüttung männlicher Hormone in den Eierstöcken und verstärkt die Symptomatik von PCOS.
  • Chronischer Stress: Stress allein ist zwar keine direkte Ursache von PCOS, verschlechtert den Gesundheitszustand betroffener Frauen aber unter Umständen. Der Grund: Er beeinträchtigt das hormonelle Gleichgewicht zusätzlich und verstärkt andere Symptome von PCOS wie Menstruationsunregelmässigkeiten oder Insulinresistenz.
  • Übergewicht: Übergewichtige Menschen sind vielfach von einer Insulinresistenz oder Störungen des Zuckerstoffwechsels betroffen – beides sind mögliche Auslöser von PCOS. Übergewicht ist womöglich also eine indirekte Ursache von PCOS.

PCOS: Symptome und Folgen

Das PCO-Syndrom verursacht unterschiedliche Symptome:

  • Männliche Körperstatur: Oft sorgt das PCO-Syndrom für eine Figur mit männlichen Proportionen. Grund hierfür ist die erhöhte Menge an Androgenen im Körper.
  • Haarausfall: Wegen des hohen Androgenspiegels führt PCOS in manchen Fällen zu Haarausfall.
  • Männliche Körperbehaarung: In vielen Fällen verursacht PCOS ein verstärktes Wachstum der Körperhaare. Betroffene haben eine ausgeprägte Behaarung an Brust, Rücken, Oberschenkeln, im Schambereich sowie im Gesicht. Auch dafür sind die männlichen Geschlechtshormone verantwortlich.
  • Hautveränderungen: PCOS begünstigt Akne, denn Androgene regen die Talgproduktion an. Auch dunkle Hautverfärbungen im Nacken, in den Achseln oder in der Leistengegend kommen vor. Möglicher Grund dafür ist der erhöhte Insulinspiegel.
  • Schmerzen: Gelegentlich führt PCOS zu Schmerzen im Kopfbereich. Im Gegensatz dazu verursacht PCOS üblicherweise keine Unterleibsschmerzen.
  • Übergewicht: Zu den Anzeichen des PCO-Syndroms gehört auch Übergewicht, das bestehende Symptome mitunter verstärkt. Übergewicht gilt aber auch als mögliche, wenn auch indirekte Ursache für PCOS.
  • Lebererkrankungen: PCOS führt unter Umständen zu einer nicht-alkoholischen Fettleber. Unbehandelt entwickelt sich diese in manchen Fällen zu einer Leberzirrhose.
  • Zyklusunregelmässigkeiten: Typischerweise ist PCOS mit einer unregelmässigen Periode und einem schwankenden Eisprung verbunden. Zudem tritt bei PCOS gelegentlich PMS auf, wenn Betroffene ihre Menstruation bekommen. Manche Frauen mit PCOS bekommen jedoch gar keine Periode. Wieder andere erleben anovulatorische Zyklen. Das sind Zyklen, bei denen kein Eisprung stattfindet. Die betroffenen Frauen sind unfruchtbar.
  • Psychische Symptome: Das PCO-Syndrom beeinflusst die Psyche. Mögliche Folgen sind Ängste und negative Verstimmungen. Mitunter verursacht PCOS auch eine Depression. Betroffene Frauen erleben diese Symptome vielfach als belastend.
  • Sexuelle Unlust: Oftmals ist das PCO-Syndrom mit sexueller Unlust verbunden: Betroffene fühlen sich wegen körperlichen Veränderungen wie starker Körperbehaarung, Übergewicht oder Akne unattraktiv. Auch die psychische Belastung trägt zur sexuellen Unlust bei.
  • Erhöhtes Diabetesrisiko: Aufgrund der häufig auftretenden Insulinresistenz haben betroffene Frauen oft ein erhöhtes Risiko, an Diabetes Typ 2 zu erkranken.

Übrigens: Die Symptome von POCS sind nicht lebensbedrohlich, gehören aber zu den Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Depression. Ob das PCO-Syndrom die Lebenserwartung direkt beeinflusst, ist unklar.

PCOS und die Schilddrüse

Etwa 30 bis 40% der Patientinnen mit PCO-Syndrom sind zusätzlich von einer Hashimoto-Thyreoiditis betroffen – einer Autoimmunerkrankung, die meist zu einer Schilddrüsenunterfunktion führt. Diese verstärkt in manchen Fällen Zyklusunregelmässigkeiten und Gewichtszunahme. Treten die beiden Krankheiten gemeinsam auf, ist die Menge an Testosteron im Körper geringer als beim PCO-Syndrom allein. 

PCOS: Diagnose

Der PCOS-Test umfasst mehrere Schritte. Zunächst fragt die Ärztin oder der Arzt nach der Krankheitsgeschichte und nach Anzeichen wie einem unregelmässigen Zyklus oder starker Körperbehaarung. Zur Diagnose von PCOS untersucht sie oder er zudem die Eierstöcke mittels Ultraschall. Hinzu kommt eine Blutuntersuchung, wenn der Verdacht auf PCOS besteht. Hormonwerte und Blutzuckerspiegel sind dabei besonders wichtig. Beim polyzystischen Ovarialsyndrom sind die Androgen- und Blutzuckerwerte erhöht. Auch der Spiegel des luteinisierenden Hormons (LH) liegt über dem Normalwert.

Eine zuverlässige Diagnose liegt vor, wenn mindestens zwei der folgenden PCOS-Symptome erfüllt und Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen ausgeschlossen sind:

  • Unregelmässiger Menstruationszyklus: Ihre Menstruation bleibt aus oder tritt mit einem Abstand von mindestens 36 Tagen auf. Auch ein verkürzter Zyklus ist möglich, jedoch eher selten. Dann liegen 20 Tage oder weniger zwischen den Monatsblutungen.
  • Androgen-Überschuss: Dieser zeigt sich durch erhöhte Hormonwerte im Blut oder anhand einer männlichen Behaarung.
  • Polyzystische Eierstöcke: In mindestens einem Eierstock befinden sich über 20 flüssigkeitsgefüllte Follikel. Das sind Bläschen im Innern der Eierstöcke, in denen die Eizellen heranreifen. Bei PCOS sind sie bis zu 9 Millimeter gross. Ein weiteres Merkmal ist ein Eierstockvolumen von über 10 Millilitern.

Gut zu wissen: Frauen sind möglicherweise trotz regelmässiger Periode von PCOS betroffen. In diesem Fall erfüllen sie die Kriterien «Androgen-Überschuss» und «polyzystische Eierstöcke». 

PCOS: Was tun?

PCOS ist nicht heilbar. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Erkrankung zu behandeln. Von Änderungen am Lebensstil bis hin zur medizinischen Therapie: Die PCOS-Behandlung umfasst eine Vielzahl von Massnahmen, die möglicherweise für Linderung sorgen.

PCOS behandeln: Ernährung, Sport und psychische Gesundheit

Bei der Behandlung des PCO-Syndroms spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Vor allem, wenn Betroffene übergewichtig sind oder eine Insulinresistenz haben: Nehmen sie in diesen Fällen 5% von ihrem Körpergewicht ab, mindert das die PCOS-Symptome bereits. Zu einer ausgewogenen Ernährung gehören:

  • Gemüse: Essen Sie zu jeder Mahlzeit am Tag eine Portion Gemüse. Eine Portion wiegt etwa 120 Gramm.
  • Obst: Auch Obst gehört zu einer ausgewogenen Ernährung. Essen Sie Bananen und Weintrauben jedoch nur ausnahmsweise. Meiden Sie nach Möglichkeit auch Smoothies. Grund dafür ist der hohe Zuckergehalt.
  • Eiweisse: Setzen Sie eiweisshaltige Lebensmittel auf Ihren Speiseplan. Dazu gehören unter anderem Milchprodukte, Fleisch und Hülsenfrüchte wie Linsen und Kichererbsen.
  • Ballaststoffe: Verzichten Sie idealerweise auf Produkte aus Weissmehl. Greifen Sie lieber zu Alternativen aus Vollkorn.
  • Flüssigkeit: Trinken Sie täglich zwei bis zweieinhalb Liter Wasser und ungesüsste Tees. Geniessen Sie Süssgetränke nur selten.
  • Zucker: Reduzieren Sie möglichst Ihren Zuckerkonsum. Eine kleine Portion Süsses am Tag genügt. Essen Sie diese am besten nach Ihrer Hauptmahlzeit.
  • Essenspausen: Essen Sie drei Mahlzeiten am Tag. Versuchen Sie, zwischendurch auf Snacks zu verzichten. Diese lassen den Blutzucker steigen. Fachpersonen empfehlen, über einen Zeitraum von zwölf Stunden nichts zu essen. Die restlichen zwölf Stunden essen Sie idealerweise ausgewogen.

Bestimmte Symptome von PCOS sind für betroffene Frauen oft belastend – etwa die starke Körperbehaarung, das Übergewicht oder die Insulinresistenz. Sie verursachen nicht nur körperliche Probleme. Sie führen mitunter auch zu Ängsten, negativer Verstimmung und Stress. Soziale Kontakte, Entspannung und Bewegung helfen, diese Symptome zu mindern: 

  • Pflegen Sie Ihre Freundschaften und den Kontakt zu Bekannten. Gute soziale Kontakte fördern Ihr Wohlbefinden und Ihre Gesundheit.
  • Probieren Sie Übungen wie progressive Muskelentspannung oder autogenes Training aus. Sie entspannen den Körper und reduzieren Stress.
  • Bewegen Sie sich regelmässig. Sport und Bewegung bauen Stresshormone ab und unterstützen Ihr Wohlbefinden. 

Sport trägt bei PCOS aus einem weiteren Grund zur Besserung bei: Er hilft, das Gewicht zu reduzieren. Im Idealfall bewegen Sie sich wöchentlich mindestens zweieinhalb Stunden bei mässiger bis intensiver Intensität.

In manchen Fällen verursacht PCOS Angstzustände oder Depressionen. Suchen Sie das Gespräch mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt, wenn Sie glauben, davon betroffen zu sein.

PCOS: Medizinische Behandlung

Eine medizinische Behandlung ist bei PCOS von grosser Bedeutung. Verschiedene Ansätze haben sich bewährt:

  • PCOS mit der Pille behandeln: Häufig verschreiben Ärztinnen und Ärzte bei PCOS die Antibabypille. Diese hemmt unter Umständen die Produktion von Androgenen. Auf diese Weise stoppt sie bei PCOS beispielsweise Haarausfall. Ebenso eignet sie sich bei PCOS zur Akne-Behandlung.
  • PCOS mit anderen Medikamenten behandeln: Beim PCO-Syndrom kommen auch weitere Medikamente zum Einsatz. Diese enthalten beispielsweise Arzneistoffe aus der Gruppe der Biguanide. Die Wirkung: Der Körper reagiert empfindlicher auf Insulin und der Blutzuckerspiegel sinkt. Zudem unterstützen die Medikamente womöglich die Gewichtsreduktion sowie die Hemmung von Androgenen.
  • Laparoscopic Ovarian Drilling (LOD): Die Ärztin oder der Arzt entfernt überschüssige Follikel mithilfe einer elektrischen Nadel oder eines Lasers. Dies geschieht in der Regel während einer Bauchspiegelung. Das Verfahren normalisiert den Zyklus und reguliert die Produktion männlicher Hormone. Fachpersonen führen das LOD durch, wenn andere Behandlungen nicht wirken.

Schwanger werden mit PCOS

Haben Sie PCOS und einen Kinderwunsch? Sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem Frauenarzt. Sie oder er passt Ihre Behandlung bestmöglich an. Auf diese Weise ist es möglich, trotz PCO-Syndrom schwanger zu werden. Nehmen Sie zudem die Kontrolluntersuchungen ernst – bei PCOS treten Komplikationen gehäuft auf. So kommt es beim PCO-Syndrom beispielsweise häufiger zu Fehlgeburten, Mehrlingsschwangerschaften und Schwangerschaftsdiabetes. Die PCOS-Behandlung erfolgt bei Kinderwunsch ohne Pille. Stattdessen nehmen Sie beispielsweise Medikamente, welche die Reifung der Eizellen und den Eisprung unterstützen. Zudem sind eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung jetzt besonders wichtig.

Übrigens: Es ist möglich, trotz PCO-Syndrom zu stillen. Gegebenenfalls ist jedoch eine Zufütterung des Babys nötig – vor allem, wenn Patientinnen übergewichtig sind und das Brustwachstum während der Schwangerschaft gering war. 

PCO-Syndrom: Hausmittel

Einige Frauen berichten über positive Erfahrungen mit Traubensilberkerze, Berberin und Mönchspfeffer bei PCOS. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt, bevor Sie diese oder andere Mittel ausprobieren. Setzen Sie Hausmittel bestenfalls ergänzend zur PCOS-Behandlung, aber nicht als Ersatz ein.

Für viele Betroffene ist das Leben mit PCOS herausfordernd. Doch es gibt wirksame Wege, die Symptome zu lindern. Sprechen Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt und finden Sie die Behandlung, die für Sie am besten passt. 

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