Beeinflusst unser Essen, wie unsere Gene arbeiten? Wie wirkt sich das auf unsere Gesundheit aus? Erfahren Sie mehr über die Bedeutung und die Möglichkeiten der epigenetischen Ernährung.
Die Epigenetik ist ein ergänzender Bereich zur klassischen Genetik. Sie untersucht, wie bestimmte Prozesse im Körper die Aktivität der Gene beeinflussen und auf diese Weise bestimmen, wie unsere genetische Veranlagung zum Ausdruck kommt. Einige Fachpersonen beschreiben diese Prozesse als Schalter, die unsere Gene ein- oder ausschalten. Der Fachbegriff für diese Prozesse lautet «epigenetische Mechanismen».
Studien zeigen nun: Umwelteinflüsse, aber auch unser Lebensstil beeinflussen die Genaktivität. Das wirkt sich direkt auf unsere Zellen aus. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Ernährung: Eine dauerhaft unausgewogene Ernährung verändert unsere Zellen womöglich ungünstig. Das macht uns langfristig anfälliger für altersbedingte Krankheiten wie Krebs, Demenz oder Diabetes Typ 2. Umgekehrt hilft eine ausgewogene Ernährung, Zellen widerstandsfähiger zu machen und Krankheiten vorzubeugen.
Hier setzt die epigenetische Ernährung (auch «Epigenetic Foods» oder «Epi-Foods») an: Sie zielt darauf ab, die epigenetischen Mechanismen günstig zu beeinflussen und die Zellgesundheit zu fördern.
Was oder wie essen Sie am besten, um positiv auf die Aktivität Ihrer Gene einzuwirken? Die Forschung zur epigenetischen Ernährung ist noch jung – Belege für die Wirksamkeit konkreter Ernährungsempfehlungen gibt es daher noch nicht. Studien deuten jedoch darauf hin, dass sich bestimmte Nährstoffe und Ernährungsweisen günstig auf epigenetische Mechanismen auswirken.
Diese Liste zeigt, welche Nährstoffe die Genaktivität sowie weitere Prozesse im Körper positiv beeinflussen:
Zur Förderung der Zellgesundheit setzt die epigenetische Ernährung zudem auf folgende Nährstoffe:
Besonders oft mit der epigenetischen Ernährung in Verbindung gebracht wird die Mittelmeerdiät, auch Kreta-Diät genannt: Diese setzt auf Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte, reichlich frisches Obst und Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte sowie Samen und pflanzliche Öle. Fleisch, Milchprodukte sowie Süssigkeiten spielen eine weniger wichtige Rolle. Die epigenetische Ernährung unterscheidet sich somit nicht grundlegend von den bekannten Empfehlungen für eine ausgewogene nährstoffreiche Ernährung.
Bei der epigenetischen Ernährung geht es aber nicht nur darum, was wir essen. Es spielt auch eine Rolle, wie viel wir essen. Studien mit Mäusen zeigen: Wenn fettleibige Mäuse ein Fastenprogramm durchlaufen, gleicht sich ihre epigenetische Information wieder der Information normalgewichtiger Mäuse an. Das heisst: Kalorienrestriktion, also die beschränkte Kalorienzufuhr, beeinflusst die Genaktivität positiv. Eine Form der Kalorienrestriktion ist beispielsweise das Intervallfasten, also der bewusste Verzicht auf Essen für eine bestimmte Zeit. Inwiefern sich diese Resultate auf Menschen übertragen lassen, ist noch ungewiss.
Forschende sehen in der epigenetischen Ernährung grosse Chancen. Im Folgenden stellen wir Ihnen einige wichtige Entwicklungen kurz vor.
Beispielsweise in personalisierten Ernährungsplänen: Abgestimmt auf unser individuelles genetisches und epigenetisches Profil könnten diese in Zukunft helfen, unsere Gesundheit zu verbessern und das Risiko für Krankheiten zu reduzieren.
Der Einfluss der Ernährung auf die Genaktivität macht zudem nicht beim eigenen Körper halt. Was und wie wir essen beeinflusst auch die Voraussetzungen unserer Kinder. Das gilt für Väter ebenso wie für Mütter: Das Körpergewicht von Vätern beispielsweise steht in Zusammenhang mit dem Gewicht ihrer Kinder und beeinflusst deren Neigung zu Stoffwechselkrankheiten. Bei Frauen spielt die Ernährung in der Schwangerschaft eine wichtige Rolle. Eine fettreiche Ernährung vor oder während der Schwangerschaft wirkt sich ungünstig auf das Kind aus: Dessen Risiko für ein erhöhtes Körpergewicht und eine verminderte Glukosetoleranz steigt. Auch Tabak und Alkohol beeinflussen die epigenetischen Mechanismen negativ. Spermien und Eizellen nehmen diese Information auf und geben sie an den Nachwuchs weiter.
Nicht nur die Ernährung hat einen Einfluss auf die epigenetischen Mechanismen. Auch Bewegung, Stress, die Qualität unseres Schlafes, Rauchen, Alkohol und Medikamente wirken sich darauf aus. Achten Sie deshalb auf ausreichend Bewegung im Alltag. Entwickeln Sie Strategien zum Umgang mit Stress und verzichten Sie idealerweise auf Tabak und Alkohol. Ein gesunder Lebensstil trägt zur Langlebigkeit bei.
Verschiedene Studien deuten darauf hin: Eine gesunde Ernährung beeinflusst die Genaktivität positiv. Das Risiko, bestimmte Krankheiten zu entwickeln, sinkt dadurch unter Umständen – für uns und sogar für unsere Nachkommen. Allerdings ist die epigenetische Ernährung noch ein junges Forschungsfeld. Wissenschaftlich belegte Ernährungsempfehlungen gibt es noch nicht. Begegnen Sie möglichen Epi-Food-Tipps deshalb kritisch. Orientieren Sie sich stattdessen an allgemeinen Empfehlungen für eine ausgewogene nährstoffreiche Ernährung.
Die Expertin stand dem Redaktionsteam bei diesem Artikel beratend zur Seite. Julia Pieh (Doktorin der Pharmazie und Toxikologie, Apothekerin, Naturheilpraktikerin) arbeitet in der Helsana-Gesundheitsberatung.
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